Die Flieger der Lufthansa sind zuverlässig, die Kosten aber inzwischen zu hoch. Foto: dpa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr muss die Kosten senken, aber für seinen Kurs auch die Mitarbeiter gewinnen. Dass dies noch nicht gelungen ist, zeigt der Arbeitskampf der Flugbegleiter, der am Donnerstag zu massiven Flugausfällen geführt hat.

Frankfurt - Noch vor gut einer Woche hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr Zuversicht verbreitet. Weil mehr Firmenkunden als erwartet in den ersten Monaten des Jahres ein Ticket bei den Gesellschaften der Kranichlinie gebucht haben, rechne man jetzt wieder mit einem Gewinn auf Vorjahreshöhe (1,8 Milliarden Euro), hatte die Fluggesellschaft mitgeteilt. Vor drei Monaten noch hatte man die Gewinnprognose gesenkt.

Seit Donnerstag jedoch haben den Konzernchef die Probleme des von ihm angestrebten Umbaus wieder eingeholt. Nachdem das Unternehmen im vergangen Jahr mehrfach durch Streiks der Piloten oder des Kabinenpersonals lahmgelegt worden war, geht das Gerangel um die Arbeitsbedingungen nun bei den Töchtern Euro- und Germanwings weiter. Bei den beiden Lufthansa-Töchtern fielen am Donnerstag knapp 400 von geplanten 555 Flügen aus, wie ein Eurowings-Sprecher sagte. Etwa 40 000 Passagiere blieben am Boden. Und die Gewerkschaft zeigt sich weiter streikbereit. „Wenn sich das Verhalten des Arbeitgebers nicht ändert, werden wir in der kommenden Woche an zwei Tagen weiterstreiken“, sagte der Tarifexperte der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo, Daniel Flohr, am Donnerstag. Der Ufo-Sprecher wollte noch nicht sagen, an welchen Tagen gestreikt werden könnte oder ob wieder beide Lufthansa-Töchter vom Arbeitskampf getroffen werden sollen. „Wir legen uns da noch nicht fest.“ Am Donnerstag traf die 24 Stunden lange Arbeitsniederlegung, die bis Mitternacht dauern sollte, die Flughäfen Düsseldorf, Köln, Dortmund, Hannover, Stuttgart, Berlin und Hamburg. Die großen Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München wurden kaum in Mitleidenschaft gezogen.

In Köln demonstrieren die Flugbegleiter

In Köln machten sich Flugbegleiter auf einer Demonstration Luft. „Wir verlangen in erster Linie viel bessere Arbeitsbedingungen, weil die Belastung an sich enorm groß geworden ist“, sagte eine Ufo-Sprecherin. „Und wir verlangen natürlich eine weitaus bessere Bezahlung.“ Doch gerade darum geht es. Weil der Wettbewerb am Himmel, nicht nur in Deutschland und Europa, immer härter wird, will Konzernchef Spohr die Kosten nachhaltig senken. Um den Billigfliegern wie Ryanair und Easy Jet in Europa Paroli bieten zu können, soll Eurowings von Wien aus ein Netz aufbauen, mit dem die wichtigen Zubringerstrecken für die Drehkreuze Frankfurt, München, Zürich und Wien kostengünstiger bedient werden können. Die 35 Maschinen, die Lufthansa von März kommenden Jahres an vom angeschlagenen Konkurrenten Air Berlin inklusive Besatzung mieten will, sollen das Wachstum beschleunigen. Zusätzlich wird an einem neuen Langstreckennetz gebastelt – ebenfalls zu deutlich niedrigeren Kosten. Hier hofft die Lufthansa-Spitze, mit den neuen Wettbewerbern aus dem Nahen Osten oder auch der Turkish Airlines mithalten zu können.

Die Gewerkschaften im Konzern, neben Ufo noch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sowie die Pilotenvereinigung Cockpit, laufen dagegen seit gut zwei Jahren Sturm. Nur schrittweise haben Spohr und seine Kollegen hierbei Erfolge verzeichnen können. Die Unruhe im Konzern konnten sie dabei noch nicht endgültig beseitigen.

Eurowings-Chef spricht vom „härtesten Wettbewerb aller Zeiten“

Doch für das Lufthansa-Management ist der eingeschlagene Kurs das einzige Mittel, um die führende Position in Europa halten zu können. Eurowings-Chef Karl Ulrich Garstadt spricht vom „härtesten Wettbewerb aller Zeiten“. Die Billiganbieter seien kurz davor, mehr als die Hälfte des europäischen Marktes auf sich zu vereinen. Im vergangenen Jahr lag der Marktanteil bei rund 40 Prozent. Auch die Deutsche Flugsicherung traut den sogenannten Low-Cost-Carriern inklusive der Eurowings deutlich mehr Wachstum zu als traditionellen Anbietern wie Lufthansa oder Air Berlin. Steigerungen gebe es im deutschen Luftverkehrsmarkt nur noch dort, wo Billiganbieter ihr Angebot ausbauen, sagt der Chef der Flugsicherung, Klaus-Dieter Scheurle.

Verschärft wird die Situation auf dem gesamten Kontinent durch die absehbare Reaktion der Fluggesellschaften auf den Brexit. Easyjet und Ryanair haben bereits angekündigt, neue Maschinen zunächst nur noch außerhalb Großbritanniens zu stationieren. Die Fluggäste dafür wollen sie der Konkurrenz abjagen.