Ein Bagger hat einen Kurzschluss an der Oberleitung ausgelöst. Foto: dpa

Am Donnerstag ist es zu einem Leitungsschaden in Südbaden gekommen – einige Stunden lang war die Rheintalbahn so an zwei Stellen gesperrt. Bei Rastatt soll auch die zweite Tunnelröhre mit einer Betonplatte abgesichert werden.

Riegel/Rastatt - Fast hätte es auf der Rheintalbahn zusätzlich zur Sperrung bei Rastatt eine weitere schwerwiegende Blockade gegeben: Der Ausleger eines Baggers hat am Donnerstagmorgen kurz nach 7 Uhr bei Wartungsarbeiten auf der Höhe des Bahnhofs in Riegel am Kaiserstuhl (Kreis Emmendingen) die Oberleitung berührt. Dadurch wurde ein Tragwerk beschädigt. Es sei, so ein Sprecher der Bahn, zu einem Kurzschluss gekommen. Ein aus Richtung Basel kommender ICE sei dadurch kurz vor Riegel auf der Strecke liegengeblieben und habe eines von zwei Gleisen blockiert.

Die 220 Passagiere des Zuges mussten den ICE verlassen. Die ganze Strecke zwischen den Bahnhöfen Emmendingen und Kenzingen wurde gesperrt, die Fahrgäste wurden mit Bussen weiter transportiert. Fernzüge beendeten die Fahrt in Offenburg und Freiburg, die Passagiere mussten zunächst mit dem Regionalverkehr bis Kenzingen beziehungsweise Emmendingen fahren und dort in Busse umsteigen.

Bereits um 10 Uhr war der Schaden am Querträgerwerk der Oberleitung am Bahnhof Riegel beseitigt, eines der beiden Gleise durfte wieder befahren werden, das zweite um 12.40 Uhr ebenfalls, nachdem der havarierte ICE nach Freiburg geschleppt worden war. Der Bahnverkehr in beiden Richtungen sei, so die Bahn, am Nachmittag im Bereich Riegel wieder normal verlaufen.

Endlich kommt „zum Gürtel noch ein Hosenträger“

Für die Baustelle über dem Tunnel in Rastatt hat die Deutsche Bahn bekannt gegeben, dass sie auch über der geplanten zweiten Tunnelröhre eine Betonplatte einziehen werde. Dies geschieht gleichzeitig mit der Betonplatte über der eingebrochenen Röhre; der 7. Oktober könne als Termin für die Wiederinbetriebnahme der Rheintalbahn gehalten werden. Philipp Langefeld, der Leiter des Gesamtprojekts „NBS Karlsruhe-Basel“, sprach von einer ersten Lehre aus der Havarie. Er betonte aber: „Das ist eine rein präventive Maßnahme. Bei Setzungen, die wir nicht erwarten, wäre die Rheintalbahn nicht tangiert.“

Eberhard Hohnecker, Professor für Eisenbahnwesen in Karlsruhe, hält die Betonplatte als zusätzliche Sicherung für dringend notwendig. Es sei schon erstaunlich gewesen, mit welcher Nonchalance die Bahn den Tunnel unter der Rheintalbahn getrieben habe: „In diesem spitzen Winkel, bei so geringer Überdeckung in kiesigem Boden, mit Vereisung und bei laufendem Betrieb einer zentralen Eisenbahnstrecke wurde dieses Verfahren weltweit das erste Mal angewandt.“ Es sei gut, dass endlich „zum Gürtel auch noch ein Hosenträger“ angelegt werde.

Peter Westenberger, der Geschäftsführer des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen, hält die zusätzliche Betonplatte ebenfalls für eine richtige Idee. Er fragt sich aber, ob die Rheintalbahn einige Tage früher hätte eröffnet werden können, wenn die zweite Betonplatte nicht gegossen werden müsste. „Es zählt jeder Tag – die Schäden für das Transportgewerbe sind immens“, so Westenberger. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte, dass sein Ministerium fachlich nichts mit den Bauarbeiten zu tun habe: „Aber es ist gut, wenn die Bahn als Bauherrin bei der zweiten Tunnelröhre auf Nummer sicher geht.“

Landrat lobt die gute Kommunikation mit der Bahn

Bei einer Veranstaltung im Landratsamt in Rastatt haben Bahn und Busbetriebe am Mittwoch vorgestellt, wie sie den zusätzlichen Verkehr auf der gesperrten Strecke nach den Sommerferien bewältigen wollen. Bisher müssten täglich etwa 30 000 Personen von Rastatt nach Baden-Baden und umgekehrt transportiert werden, hieß es. Man gehe nur von 2500 Schülern aus, die ab dem kommenden Montag zusätzlich auf Bahn und Bus angewiesen seien. 60 Mitarbeiter stünden an den Bahnhöfen bereit, um Fragen zu beantworten und zu helfen, also etwa einen Kinderwagen die Treppe hinab zu tragen. Die Busse erhielten eine grüne Welle. „Wir sind entspannt, dass wir das hinkriegen“, sagte ein Bahnmitarbeiter.

Der Landrat Jürgen Bäuerle (CDU) bedankte sich bei der Bahn für die gute Kommunikation. Es sei wichtig, dass jetzt alle zusammenstünden und sich gegenseitig unterstützten. Die Stadt Rastatt hatte sich in den ersten Tagen nach dem Tunnelunglück heftig darüber beklagt, dass die Bahn nicht greifbar gewesen sei.