Am Stand von „Stilvol.“ kosten die Besucher die Spirituosen des jungen Unternehmens. Foto: Christoph Kutzer Foto:  

Rund um das Kiosko entspannten Nachbarn und Flaneure bei dem ersten Hoodlove-Straßenfest in Stuttgart-West. Bei besten Frühlingswetter war jeder willkommen.

Stuttgart-West - Das Gehwegpflaster vor der Johannesstraße 9a ist am Samstagnachmittag fest in Kinderhand. Während sich die Kleinen mit Straßenkreiden austoben, malt Pony S. auf offener Straße mit Stiften und Acrylfarbe an einem großen Bild, das noch kurz zuvor die Innenräume des Kiosko zierte. „Es ist ein komisches Gefühl, das Werk eines anderen Grafikers zu bearbeiten“, sagt die Merz-Akademie-Absolventin. Dennoch hat sie eine der von Anna Ruza gezeichneten Personen mit einer tiefschwarzen Pestmaske versehen.

Auch wenn die Grafikerin inzwischen im Süden lebt, gehört sie noch zur erweiterten Nachbarschaft von Ruza und ihrem Partner Stoff Büttner, die zur ersten Hoodlove eingeladen haben – einem Straßenfest der etwas anderen Art rund um ihren Wohlfühl-Laden. „Wir wollen ein Stück öffentlichen Raum beleben“, erklärt Stoff, während er hinter dem Tresen herumwirbelt. Die DJs haben Hunger. „Natürlich sind viele Freunde da. Es ist aber jeder willkommen, der Lust hat, das schöne Wetter zu genießen. Alle sollen teilhaben können.“

Anna Ruza und Stoff Büttner wirken nie gestresst

Lena wohnt im Haus und ist mit Mann und Kind beim zwanglosen Gehsteig-Event dabei. „Ich finde es toll, was Anna und Stoff hier machen“, sagt die 25-Jährige begeistert. Das Kiosko ist in ihren Augen eine echte Bereicherung. „Das Eltern-Kind-Zentrum Ekiz ist gleich um die Ecke. Morgens treffen sich hier die Mütter auf einen Kaffee. Gegen Abend holt sich mancher ein Bier, um zum Feuersee weiterzuziehen.“ Der liegt nur wenige Meter entfernt.

Auch der 35-jährige Nepomuk sieht dem Treiben mit Wohlgefallen zu. Ehe es das Kiosko gab, versorgte sein Café MuK das Viertel mit Koffein und Müsli. „Nach fünf, sechs Jahren war es an der Zeit, etwas Neues anzufangen“, sagt er rückblickend. „Als ich Stoff und Anna damals erzählt habe, dass ich einen Nachfolger suche, waren sie sofort Feuer und Flamme, und ich muss sagen, sie haben das Ganze noch mal auf ein anderes Level gebracht.“ Wie das umtriebige Paar die Arbeit am Stadtteilmagazin „Streunen & Schlendern“, das I love Sushi am Rosenbergplatz, Ausstellungen im Warteraum und einiges mehr unter einen Hut bekommt, grenzt an ein Wunder. Dabei wirken die beiden nie gestresst.

Das Ideenrepertoire der Kiosko-Betreiber ist noch längst nicht erschöpft

Das sieht auch Nepomuk so: „Ich glaube, es ist ihre Herzlichkeit, die dazu beiträgt, dass ihnen alles gelingt“, sagt er und lehnt sich im Liegestuhl zurück. Auch die kleine Straßenparty wird gut angenommen. „Hier ist es voll, seit wir um 14 Uhr angefangen haben“, berichtet Stoff lachend. Die Sitzgelegenheiten sind durchgehend belegt. Am Stand von „Stilvol.“ tummeln sich ständig Gäste, um die Spirituosen des jungen Unternehmens zu verkosten, das ebenfalls im Quartier ansässig ist. Büttner ist übrigens nebenbei auch an der Herstellung des ersten Stuttgarter Gins beteiligt.

Pony S. nippt an ihrem Kaffee. Dann zieht sie konzentriert einige Konturen in Bronze nach. Die Grafikerin ist die erste, die Ruzas Werk bearbeiten darf. Bis zum Jahresende sollen weitere Künstler zu Stift und Pinsel greifen. „Dann zersägen wir das Ganze und verkaufen die Teile im Rahmen eines Kunst-Flohmarkts“, verrät Anna. Das Ideenrepertoire der Kiosko-Betreiber ist mit der „Hoodlove“ offenbar noch längst nicht erschöpft.