Am Montag fährt in der Neckarstraße eine Stadtbahn: Das ist hier tagsüber ungefähr alle zwei Minuten der Fall – das setzt der Gestaltung des Stöckachplatzes (hinten) Grenzen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

An einem Ort wie dem Stöckachplatz in Stuttgart können sich die Planer leicht die Zähne ausbeißen: schwierige Grundform, viele Autos, viele Stadtbahnen. Die Suche nach dem richtigen Gestaltungskonzept dauert nun tatsächlich auch rund zehn Wochen länger als geplant: bis Mai.

Stuttgart - Die Jury im Planer-Wettbewerb für den Platz Am Stöckach hat am Freitag getagt und am Montag hat die Vorsitzende Cornelia Bott mit Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) das Ergebnis bekannt gegeben. Einen ersten Preis konnte man (noch) nicht vergeben.

Zwei zweite Preise gingen an zwei Stuttgarter Teilnehmergemeinschaften. Das ist zum einen das Büro Harris + Kurrle Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Jetter-Landschaftsarchitekten, zum anderen das Internationale Stadtbauatelier (ISA) und Grüne Welle in Arbeitsgemeinschaft mit dem Landschaftsarchitekten Johannes Jörg. Beide Entwürfe sollen nun überarbeitet werden, die Entscheidung im Mai fallen.

Vielleicht die wichtigste Botschaft bisher: Der Stöckachplatz dürfte in ungefähr drei oder vier Jahren auch durch eine ansprechendere Bebauung an seinem südöstlichen Rand aufgewertet werden. Das marode Altgebäude der Hauswirtschaftlichen Schule, die wohl Mitte 2016 auszieht, wird vermutlich durch weniger sperrige, stattdessen unterteilte Gebäudeelemente ersetzt werden, die eine Verbindung zwischen Stöckachplatz und grünem Hang an der Landhausstraße erlauben und Wohnen hier wieder attraktiver machen.

Komplex mit sozialen Einrichtungen, Läden, Gewerbe und Wohnungen

Die meisten der 14 Teilnehmer dachten in diese Richtung, auch die Bestplatzierten. Für den Komplex mit sozialen Einrichtungen, Läden, Gewerbe und Wohnungen wird es später aber noch einen vertiefenden Architektenwettbewerb geben. Zunächst war es an dem Punkt nur um einen städtebaulichen Ansatz gegangen.

Sehr viel mehr war im Moment ein gestalterisches und funktionales Konzept für die Platzfläche gefragt. Die beiden Entwürfe, die am weitesten kamen, zeichneten sich nach Cornelia Botts Worten durch eine Idee und Konsequenz in der Umsetzung aus, hätten aber auch kleine Schwächen.

Harris und Kurrle gefielen vor allem mit der Idee für einen Neubaukomplex, der die Blicke und die Frischluft zwischen der Landhausstraße und dem Stöckachplatz gut durchlässt. Für den Platz selbst schlagen sie Terrassen vor. Bei der Gestaltung wollen sie sich auf die nicht vom Verkehr beanspruchten Flächen beschränken. Besonders im Einmündungsbereich Hackstraße/Neckarstraße sollen sie ihren Entwurf noch weiterentwickeln, den Platz besser markieren.

Obwohl die Stadtbahngleise als unantastbar gelten und der Autoverkehr nicht unbeachtlich ist, knabberte das Büro ISA an Verkehrsflächen und versuchte den Platz im Sinne von mehr Aufenthaltsqualität zu vergrößern. Das Ergebnis ist ein großzügiger, urbaner Stadtplatz neben grünen Gleisanlagen. Die Neuordnung der Verkehrswege war im Preisgericht aber umstritten.

Am Stöckach liegt die Ein- und Ausfahrt in den Stadtbahntunnel

Man ist da vorsichtig, denn am Rande des Platzes verkehren tagsüber Stadtbahnen von drei, an Tagen mit Sonderverkehr sogar vier Stadtbahnlinien. Zwei Linien führen über den Platz hinweg, und am Stöckach liegt die Ein- und Ausfahrt in den Stadtbahntunnel der Innenstadt. Kurzum: Es existiert hier ein labiles Verkehrsnetz. Die Schienenwege werden zudem von den Autorouten gekreuzt. Weitere Zusammenlegungen könnten Staus der Stadtbahnen heraufbeschwören.

Außerdem: Wenn Dauerstau herrsche, leide die Aufenthaltsqualität auch des schönsten Platzes, meint Bezirksbeirat Thomas Rudolph, der mit anderen Bürgern den Wettbewerb begleitete. Er hofft deshalb auch auf eine Verbindung der Werderstraße mit der Cannstatter Straße (B 14), damit Verkehr von der Neckarstraße abgezogen und künftig auf der B 14 in Richtung Innenstadt fließt, nicht mehr über den Stöckach. Doch dafür sind die Vorzeichen düster: Das Regierungspräsidium will am Feinstaub-Brennpunkt Neckartor nicht weiteren Verkehr bündeln. Und die Stadt sehe das neuerdings offenbar auch so, hieß es am Montag im RP.

Man solle, riet Bürgermeister Hahn, die Platzgestaltung nicht mit Sonderwünschen überfrachten, sonst gehe es nicht voran. Ansonsten könnte sie ein Thema der Jahre 2018/2019 sein. Zuvor müsse ein Teil der heutigen oberirdischen Parkplätze in eine Tiefgarage unter dem Neubaukomplex verlegt werden, damit die Geschäfte mit dem Bauprojekt leben können. Für die Platzgestaltung stehe rund eine Million Euro zur Verfügung, davon rund 400 000 Euro als Sanierungszuschüsse von Bund und Land.

Alle Arbeiten sind bis 13. März werktags von 10 bis 18 Uhr ausgestellt: im ehemaligen evangelischen Gemeindezentrum in der Faullederstraße, Ecke Krämerstraße.