Magere Zeiten für Anleger Foto: dpa

Magere Zeiten für Anleger: Die Zinsen bleiben niedrig. Versprechen von hohen Zinsen bei todsicherer Anlage? Alarmzeichen! Für die Stuttgarter Nachrichten haben Experten vom Bundesverband deutscher Banken die Fragen unserer Leser beantwortet.

Magere Zeiten für Anleger: Die Zinsen bleiben niedrig. Versprechen von hohen Zinsen bei todsicherer Anlage? Alarmzeichen! Für die Stuttgarter Nachrichten haben Experten vom Bundesverband deutscher Banken die Fragen unserer Leser beantwortet.

Ist die Krise in der Euro-Zone vorbei?
Die Krise hat sich seit ihrer Zuspitzung entspannt, sie ist aber noch nicht vorüber. Nach wie vor gibt es wirtschaftliche Ungleichgewichte in der Euro-Zone. Die Staatsverschuldung ist in einigen Ländern noch viel zu hoch. Der Euro selbst ist aber stabil: Die Inflationsrate ist niedriger als zu Zeiten der D-Mark, und der Außenwert des Euro ist gegenüber vielen Währungen gestiegen.
Was halten Sie von 1,4 Prozent Zinsen für Tagesgeld? Soll ich bei so einem Angebot zugreifen?
Lassen Sie sich von dem Zins nicht blenden, lesen Sie sich das Angebot genau durch. Oftmals gelten die 1,4 Prozent nur für drei oder vier Monate, danach liegt der Zinssatz deutlich darunter. Tagesgeld sollte nicht als Kapitalanlage genutzt werden, das bringt zu wenig.
Soll ich eine vierprozentige Daimler-Anleihe kaufen?
Beachten Sie auch die Kurse. Die Rendite ergibt sich nicht allein aus dem Zinssatz, sondern auch aus dem Kursgewinn oder Kursverlust, der bei Fälligkeit oder Verkauf einer Anleihe entsteht. Bei einem Unternehmen mit guter Bonität liegt die Rendite nämlich nicht bei vier Prozent, sondern eher bei etwa einem bis zwei Prozent.
Welche Geldanlage lohnt sich für junge Menschen, die höchstens 50 Euro im Monat zur Seite legen können?
Bei monatlichen Sparraten von 50 Euro bieten sich nach wie vor Anlagen in Investmentfonds an. Hier gibt es mittlerweile eine große Auswahl, je nachdem wie viel Risiko Sie bereit sind einzugehen. Sehen Sie sich die kostengünstigen Indexfonds an, auch ETF genannt. Hier gibt es sinnvolle Alternativen.
Meine Eltern haben ihr Haus verkauft und sind in eine kleinere Eigentumswohnung gezogen. Ein Teil des Erlöses bleibt noch anzulegen. Was halten Sie von einer Sofortrente?
Das Produkt ist sinnvoll. Die Frage ist, ob Ihre Eltern auf eine Zusatzrente angewiesen sind oder nicht. Es könnte besser sein, nicht den ganzen Betrag in eine Sofortrente zu geben, sondern etwas zurückzubehalten für Extras wie Urlaub oder eine neue Waschmaschine.
Bei mir werden 40 000 Euro frei. Soll ich den Betrag für ein oder zwei Jahre anlegen, in der Hoffnung, dass bis dahin die Zinsen steigen? Ich habe auch eigene Immobilien, Fonds und Bargeld.
Sie haben Ihr Vermögen breit gestreut, das ist gut. Die Zinsen dürften die nächsten zwei, drei Jahre noch niedrig bleiben. Verteilen Sie den Anlagebetrag auf festverzinsliche Papiere wie Unternehmensanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten zum Beispiel von zwei und vier Jahren. So bleiben Sie flexibel. Wählen Sie nur solide Unternehmen, die es schon lange gibt. Sie können einen Teil auch in einen europäischen Aktienfonds als Beimischung geben.
Viele Experten raten, in Sachwerte anzulegen, aber in welche?
Es gibt derzeit keinen Grund, in Sachwerte zu flüchten. Der Geldwert ist stabil. Sachwerte gehören freilich im Rahmen einer breiten Vermögensaufstellung grundsätzlich dazu, da niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. In welchem Verhältnis Sachwerte zum übrigen Vermögen stehen sollten, hängt von den persönlichen Verhältnissen, den Anlagezielen und der Risikomentalität ab. Eine alte Faustregel lautet: ein Drittel Immobilien, ein Drittel Aktien, ein Drittel Anleihen.
Was bedeutet eine Preisabwärtsspirale für das Ersparte und den Bankkredit?
Eine Preisabwärtsspirale oder Deflation bedeutet, dass der Geldwert steigt – im Gegensatz zur Inflation. Während bei Inflation die Kaufkraft von Spareinlagen sinkt, steigt bei Deflation die Kaufkraft der Spareinlagen. Der Bankkredit verliert bei Inflation an Wert, bei Deflation steigt der Wert.
Raten Sie noch zu Gold?
Der Goldpreis hat seit seinem Höhepunkt 2012 kräftig nachgegeben. Dennoch gehört Gold mit einem kleinen Anteil zu einem breit gestreuten Vermögen. Wie hoch der Anteil sein sollte, hängt vom Einzelfall ab. Faustregel: maximal fünf bis zehn Prozent.
Wie kann ich für meine Enkel sparen?
Möchten Sie langfristig für die Enkel sparen, rate ich zu Aktienfonds. Hier gibt es zwar starke Kursschwankungen, mit denen man leben können muss. Doch auf 15 oder 20 Jahre gesehen sind erfahrungsgemäß auch Renditen von durchschnittlich sechs bis sieben Prozent und mehr möglich.
Soll man jetzt aus Aktien aussteigen und Gewinne einstreichen?
Wenn man mit Aktien gute Gewinne gemacht  hat, kann es nicht schaden, die Aktien hin und wieder zu verkaufen, um Gewinne mitzunehmen. Die Frage ist nur, wohin dann mit dem Geld? Deutsche Standardaktien sind aktuell nicht überteuert, denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt etwa im langfristigen historischen Durchschnitt. Wächst die Wirtschaft weiter und steigen die Gewinne der Unternehmen, dann haben Aktien durchaus weiter Kurspotenzial. Allerdings ist nach den Kurssteigerungen der vergangenen fünf Jahre immer wieder auch mit Rückschlägen an den Aktienmärkten zu rechnen. Auch politische Krisen können die Börsen negativ beeinflussen.
Sind Unternehmensanleihen eine Alternative für konservative Anleger?
Der Zinsvorteil von Unternehmensanleihen mit erstklassiger Bonität gegenüber Bundesanleihen ist inzwischen nicht mehr so groß. Und je größer der Zinsvorteil, desto größer das Risiko für den Anleger.
Wie riskant sind Immobilienfonds?
Geschlossene Immobilienfonds sind unternehmerische Beteiligungen mit allen dazugehörenden Chancen und Risiken. Hier kommt es sehr auf das einzelne Objekt an. Anleger sind hier langfristig gebunden. Anders sieht es bei den offenen Immobilienfonds aus. Diese investieren in eine Vielzahl von Immobilien. Anteile daran gibt es bereits für kleine Sparbeträge. Offene Immobilienfonds sind als Langfristanlage für einen Teil des Vermögens grundsätzlich geeignet.
Ich bin Rentner und habe 400 000 Euro aus einem Hausverkauf anzulegen. Ich benötige das Geld nicht für den Lebensunterhalt, möchte keine Aktien, sondern einen festen Zinsertrag. Was raten Sie mir?
Verteilen Sie das Geld auf verschiedene festverzinsliche Wertpapiere mit unterschiedlichen Laufzeiten von ein, zwei, drei, vier Jahren. So erhalten Sie sich eine höhere Flexibilität. Allerdings müssen Sie sich dabei wohl oder übel mit den aktuell niedrigen Zinsen abfinden. Wenn Sie Kinder haben, denken Sie einmal über eine mögliche Schenkung nach, und nehmen Sie die Kinder vielleicht auch mit zu einem Anlagegespräch bei Ihrem Bankberater.