Stiftungen fördern begabte junge Menschen während des Studiums. Doch es gibt auch gute Chancen für Schulabgänger ohne Einser-Abitur.

Mit der Möglichkeit, das Studium durch ein Stipendium zu finanzieren, beschäftigen sich viele Schulabgänger oftmals gar nicht. Insbesondere wenn sie nicht zu den Einser-Kandidaten gehören. Dabei werden die Stipendien nicht nur nach Schulnoten vergeben, sondern es kommt auf die Persönlichkeit und das Engagement an. Je nach Stiftung steht beispielsweise das Ehrenamt hoch im Kurs. Wer sich also im Sportverein, in der Kirche oder im Tierschutz engagiert, kann sich auch mit schlechteren Noten um eine Unterstützung bewerben.

Neben dem klassischen Bafög und den Bildungsdarlehensangeboten bilden Stipendien heute eine wichtige Säule bei der Finanzierung des Studiums. Erste Adressen für Schüler sind die zwölf staatlich unterstützten Begabtenförderungswerke, die derzeit rund ein Prozent aller Studierenden fördern. Bewerber müssen drei Voraussetzungen erfüllen: Begabung, Engagement und Persönlichkeit. Dabei legen die einzelnen Begabtenförderungswerke unterschiedliche Schwerpunkte und vergeben ihre Stipendien jeweils nach eigenen Kriterien. Bewerber sollten sich das entsprechende Werk gut aussuchen. Es gibt religiös oder politisch orientierte, aber auch unternehmerische oder gewerkschaftliche Einrichtungen. Das Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der Katholischen Kirche, die Hans-Böckler-Stiftung gehört dem Deutschen Gewerkschaftsbund an, die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als Agentur für 'grüne Ideen' und als internationales Politik-Netzwerk.

Der Maximalbetrag liegt bei 670 Euro pro Monat

Wer sich bei mehreren Werken bewerben möchte, sollte diese Entscheidung im Anschreiben transparent machen und erläutern. Die Berechnung des Grundstipendiums erfolgt in Anlehnung an das Bafög und ist somit abhängig vom Einkommen und Vermögen des Studierenden sowie vom Einkommen der Eltern oder des Ehepartners. Der Maximalbetrag liegt bei 670 Euro pro Monat, dazu wird eine einkommensunabhängige Pauschale von 300 Euro gewährt. Auch Auslandsaufenthalte können finanziert werden. Der Vorteil: im Vergleich zum Bafög muss später kein Geld zurückgezahlt werden. Doch der Bund fördert Studierende nicht nur über die Begabtenförderungswerke, sondern auch mit dem Deutschlandstipendium, das jeweils zur Hälfte von privaten Förderern und vom Bund finanziert und von den Hochschulen vergeben wird. Von diesem Angebot profitierten 2013 rund 20 000 Studenten. Einer von ihnen ist Mike Urban. Der gelernte Elektroniker holte sein Abitur nach und wollte Elektrotechnik studieren. 'Meine Eltern äußerten zunächst große Bedenken. Sie waren der Meinung, ein solider Berufseinstieg wäre die bessere Alternative', erzählt der gebürtige Berliner. Inzwischen machen sie sich keine Sorgen mehr. Im vergangenen Jahr absolvierte er seinen Bachelor als Jahrgangsbester seines Fachs. Seit 2011 erhält der angehende Elektroingenieur das damals frisch an der TU Berlin eingeführte Deutschlandstipendium.

Die 300 Euro monatlich, die sich der Bund und ein privater Förderer teilen, kann er sehr gut gebrauchen. Erst förderte ihn die Intel Corporation, dann die Siemens AG: 'Ich kann mich so voll und ganz auf mein Studium konzentrieren. Das Stipendium hat mir außerdem Kontakte in die Wirtschaft vermittelt, die ich sonst nicht hätte.' Einmal im Monat trifft er sich mit seinem Mentor bei der Siemens AG. Dabei erfährt er jede Menge über den Berufsalltag in einem großen Unternehmen und zu technischen Entwicklungen im Bereich der Medizintechnik, seinem Spezialgebiet. Die Leistungsanforderungen für das Deutschlandstipendium sind weit gefasst: Gute Noten gehören ebenso dazu wie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten ein einkommensunabhängiges Fördergeld von 300 Euro. Neben den großen, staatlich geförderten Stiftungen vergeben auch kleine private Einrichtungen Stipendien. Diese werden oftmals orts- oder fachgebunden vergeben.

Angehende Lehrer können sich beispielsweise für ein Stipendium im Studienkolleg bewerben. Alle Geförderten erhalten eine Studienkostenpauschale von 300 Euro und zusätzlich eine finanzielle, einkommensabhängige Unterstützung von bis zu 597 Euro, Promovierende erhalten bis 1050 Euro plus Forschungskostenpauschale von 100 Euro. Auch diese Förderung muss nicht zurückgezahlt werden, kann aber nicht mit anderen, staatlichen Förderungen kombiniert werden. Inéz-Maria Wellner studiert an der Universität Heidelberg und ist seit 2011 Stipendiatin im Studienkolleg. 'Es lohnt sich, sich um ein Lehramtsstipendium zu bewerben', findet die 26-Jährige. 'Das Studienkolleg bietet drei einmalige Chancen: den Zugang zu einem vielfältigen Seminarprogramm, das Erwerben von Fähigkeiten, die für Führungspersönlichkeiten grundlegend sind und die Vernetzung mit engagierten, kreativen Menschen.'