Bosch-Stipendiat Lorenzo Kapotas mit KKT-Leiterin Charlotte Stegmayer. Foto: Linsenmann

Im Kulturkabinett assistiert ein Stipendiat aus Griechenland und erarbeitet dabei eine Historie des Hauses. Das Ergebnis wird sich nicht nur auf Papier niederschlagen, sondern auch in einer Art Performance quer durchs Hause habhaft werden, mit Einbeziehung des Publikums.

Bad Cabbstatt - Wenn das Kulturkabinett (KKT) im kommenden Jahr den 45. Geburtstag feiert, dann soll zu diesem fast schon runden Jubiläum auch die Historie des Hauses dargestellt werden. Ein Zeithorizont, für dessen Erhellung wohl kaum zu archäologischen Grabungen angesetzt werden muss. Und doch kommt es dem KKT entgegen, dass sich nun für sechs Wochen ein Archäologe zum Team gesellt: Lorenzo Kapotas aus Athen.

Er hat tatsächlich die Aufgabe, schon jetzt die Geschichte der Institution aufzuarbeiten: Von den Anfängen als „kommunales kontaktteater“ in den 1970er Jahren, über die Transformation in ein soziokulturelles Zentrum bis zum heutigen Schwerpunkt mit kultureller Kinder- und Jugendbildung. Das Ergebnis wird sich nicht nur auf Papier niederschlagen, sondern auch in einer Art Performance quer durchs Hause habhaft werden, mit Einbeziehung des Publikums. Eine Präsentation, die am 13. November, 19 Uhr, vorgestellt wird.

Erste Lektion im Zeit-Management gelernt

Lorenzo Kapotas muss sich also ranhalten: „Kein Problem, das hier ist eine gute Schule in Zeit-Management“, meint der 30-Jährige und benennt damit schon „die erste Lektion“, die er im KKT gelernt hat: „Hier wird sehr zielstrebig gearbeitet. Aber ich werde sehr freundlich gepusht“, lächelt Kapotas. Er macht den Job als einer von bundesweit 30 Stipendiaten von „Start“, einem Fortbildungsprogramm der Robert-Bosch-Stiftung in Kooperation mit dem Goethe-Institut Thessaloniki und der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren, das 30 jungen Kulturmanagern aus Griechenland die Möglichkeit gibt, sechs Wochen lang einen deutschen Kulturbetrieb von innen kennenzulernen.

Als Archäologe hat er etwa im Iran und in Italien gearbeitet, an der Universität von Kent dann „Heritage Management“ draufgesattelt, eine Spezialform von Kultur-Management. Und im Rahmen des insgesamt halbjährigen Stipendiates will er eine App entwickeln, die speziell die Insel Kefalonia zu einem „Brand“, also zu einer Marke machen könnte: „Das Ziel ist, nicht zuletzt jungen Leuten unser kulturelles Erbe mit modernem Management zugänglich zu machen.“ Das sei ein durchaus dringendes Anliegen: „Wir sehen, wie in der ökonomischen Krise Zivilität und Demokratie zu errodieren drohen. Da müssen wir uns unsere kulturellen Wurzeln und deren Wert wieder deutlich machen“, meint Kapotas.

Ein vereinigtes Europa ist eine historische Errungenschaft

Er ist durchaus stolz auf das kulturelle Erbe seines Heimatlandes, auf Kunst, Philosophie und Literatur, will dies aber „in einem europäischen Horizont“ verorten. Und wenn Europa als Idee, als Wille und Vorstellung derzeit eher weniger sexy wirkt, so stellt Kapotas dem entgegen: „Ich kenne keine jungen Leute, die Europa nicht wollen. Sie wollen grenzenlos reisen, sie haben begriffen, dass das eine historische Errungenschaft ist.“ Und als Archäologe zögert er sowieso keinen Moment, „unser kulturelles Erbe als Teil unserer Identität“ zu bezeichnen: „Zu wissen, wo wir herkommen und wer wir sind und sein können, das gibt uns das Gefühl, zuhause zu sein. Und das ist im Zeichen der Globalisierung sehr wichtig.“

Ein wenig zuhause fühlt er sich nach wenigen Tagen auch schon in Cannstatt: „Die Leute sind freundlich und offen. Und ich liebe die Atmosphäre der Altstadt, die alten Gebäude und das viele Grün!“ Auch „local wine“ hat er probiert: „Der Wein ist sehr gut!“ Und „lokale Produktion sollte Teil unserer Kultur sein“, findet Kapotas, wie Kulinarisches insgesamt, was er an „Spätzle mit Hirsch-Ragout“ expliziert: „Kulturelles Erbe ist nicht nur Kopfsache. Das muss man riechen, schmecken, fühlen. Davon bin ich überzeugt.“ Dann also: Auf ein Zuckerle, im vollen Horizont von Europa!