Wer ein Fußballspiel verfolgen will, ohne Ruckeln, Schlieren oder dass sich Klötzchen bilden, sollte darauf achten, dass das Fernsehgerät über eine in Stufen einstellbare Bewegungsoptimierung verfügt, rät die Stiftung Warentest. Foto: dpa

Die Stiftung Warentest hat pünktlich zum Anpfiff der Europameisterschaft Fernseher auf ihre Fußballtauglichkeit getestet – und dabei festgestellt: gute Fernseher gibt es in allen Größen – aber eines schlägt die Flimmerkiste.

Berlin -

Gilt beim Fernseher die Regel: Je größer, desto besser?
Die Regel stimmt nicht, sagt Jenny Braune von der Stiftung Warentest, die für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Test“ (6/2016) 16 Fernseher-Modelle auf ihre EM-Tauglichkeit geprüft hat. „Wenn ein Hersteller ein Modell in verschiedenen Größen anbietet, dann ist grundsätzlich die Qualität nicht abhängig von der Größe des Fernsehgeräts.“ Das Problem ist oft nur: „Viele Hersteller hochwertigere Geräte bieten Fernseher unter einer Bildschirmgröße von 40 Zoll, also einer Bilddiagonale von rund einem Meter gar nicht an“, sagt Braune. Diese findet man meist nur im unteren Preissegment – „und sind qualitativ oft nicht so gut.“ Die Auswahl der richtigen Bildschirmgröße sollte aber ohnehin nicht im Laden, sondern im heimischen Wohnzimmer beginnen, rät Braune. „Man sollte vor dem Kauf genau ausmessen, wie viel Platz der Fernseher einnehmen darf.“ Denn im Geschäft wirken kleinere Geräte oft winzig im Vergleich zu den großen Bildschirmen. „Und man ist schnell geneigt, doch lieber eine Nummer größer zu kaufen.“
Wie wichtig ist Ultra-HD, also die Möglichkeit, TV-Signale in ultrahoher Auflösung wiederzugeben?
Fußball in UHD gibt es noch nicht, daher misst auch Warentesterin Braune dieser ultrahohen Auflösung, mit der viele Hersteller werben, noch keine große Bedeutung bei. „Zumal der Effekt auf Geräten, die etwa einen Meter Bilddiagonale haben, gar nicht richtig sichtbar ist.“ Dazu müsste man im wörtlichen Sinne schon vor dem Fernseher kleben. Wer sich aber einen Riesen-Fernseher zulegen will, wie zum Beispiel das Modell UE60JU6850 von Samsung mit einer Bilddiagonalen von 152 Zentimeter, der könnte von einer ultrahohen Auflösung profitieren – allerdings nur bei Filme im Streaming über Videoportale, wie es im „test“-Bericht heißt. Allerdings vermutet Jenny Braune, dass sich in spätestens einem Jahr die Frage „Ultra-HD oder nicht?“ gar nicht mehr stellen wird: „Weil UHD dann Standard ist.“
Welche Funktionen sind wichtig, damit Fußballspiele optimal dargestellt werden?
Wer ein Fußballspiel verfolgen will, ohne Ruckeln, Schlieren oder dass sich Klötzchen bilden, sollte darauf achten, dass das Modell über eine in Stufen einstellbare Bewegungsoptimierung verfügt. „Diese heißt bei jedem Gerät anders“, sagt Braune. Etwa „Trumotion“ bei LG. Dies war bei 11 von 16 Geräten der Fall. Unabhängig von Modell und Hersteller sollten Fußballfans vor dem Anpfiff noch Schärfe, Kontrast, Hintergrundbeleuchtung und Farbsättigung anpassen (siehe Seite 2 „So lässt sich das Fernsehbild optimieren“).
Flachbildfernseher kommen jedes Jahr neu auf den Markt: Tut es ein Modell aus den Vorjahren auch noch?
Die Modelle, die Stiftung Warentest für die aktuelle Ausgabe „test“ überprüft hat, stammen aus dem Jahr 2015. Die aktuellen Geräte der großen Hersteller kommen erst jetzt auf dem Markt. Nach Aussage von Projektleiterin Braune unterscheiden sich die Newcomer in Sachen Funktion und Darstellung nicht sonderlich von den Vorjahresmodellen. Und es gibt sogar Fernseher aus früheren Tests, die die Modelle der aktuellen Auswahl schlagen. Allerdings sind viele dieser Geräte nur noch im Onlinehandel erhältlich.
Wie lauten die Kauftipps von Warentest?
Wer einen mittelgroßen Fernseher sucht, ab 107 Zentimetern Bilddiagonale, dem empfiehlt Warentest das Modell Metz Planea 43 UHD, mit einem Kaufpreis von 1400 Euro. Günstiger ist das Grundig-Modell 42VLE8510BL für rund 550 Euro. Für Familien rät Warentest zu Geräten mit einer Bilddiagonalen ab 122 Zentimetern. Geeignete Modelle hierfür sind: Philips 48PUS7600 für rund 1200 Euro und Sony KD-49X8005C für rund 765 Euro.
Für die EM-Party gibt es noch eine Alternative: Den Beamer. Was unterscheidet die neuartigen Kurzdistanzprojektoren von den üblichen Beamern?
Der Vorteil von Kurzdistanzprojektoren zeit sich vor allem in kleinen Wohnzimmern: Die Beamer stehen nur wenige Dezimeter vor der Projektionsfläche und erzeugen schon ein Bild von rund eineinhalb bis zwei Metern Bilddiagonale. „Die Langdistanzbeamer brauchen dafür wiederum rund drei Meter Abstand“, sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest, die aktuell 18 Projektoren getestet hat – darunter vier Kurzdistanzprojektoren.
Doch um den Vorteil optimal auszunutzen, sollte die Projektionsfläche eben sein. „Schon eine Raufasertapete verzerrt das Bild“, sagt der Experte. Kaum verträglich sind die Kurzdistanzprojektoren demnach für Außeneinsätze: „Lässt ein Windhauch die Leinwand erzittern, kommt es zu hässlichen Bilddeformationen.“ Knaaks Tipp: Statt einer Leinwand tut es auch eine Sperrholzplatte, sauber abgezogen und mit weißer Dispersionsfarbe gestrichen.
Eignen sich Beamer schon für die Übertragung der ersten Vorrundenspiele oder ist es dafür noch zu hell?
Das kommt darauf an, wo genau das Spiel geschaut wird. Im verdunkelten Wohnzimmer liefern die getesteten Beamer fast alle genügend Helligkeit für Bilddiagonalen von fast drei Metern. Wer im Freien Fußball schauen will, sollte sich an folgende Faustregel halten, sagt Knaak: Je mehr Tageslicht die Leinwand aufhellt, desto kleiner muss das Beamer-Bild sein. Im Test zeigte sich: Während sich im Wohnzimmer alle 18 Beamer wacker schlugen, leuchteten nur zwölf auch im Freien hell genug.
Wie viel Wert muss man auf Herstellerangaben wie „hoher Kontrast“ oder „hohe Lichtstärke“ legen?
Im Test zeigte sich bei der Lichtstärke: Keiner der angegebenen Werte stimmt mit dem tatsächlich gemessenen überein. So verspricht Acer bei dem Modell HD6517BD etwa 3200 Lumen, gemessen wurden aber nur 1907 – dennoch die größte Helligkeit im Test. Ein großes Kontrastverhältnis ist aber nicht unbedingt nötig, da das menschliche Auge generell weit weniger wahrnimmt, als der Hersteller anpreist. So urteilt Warentest: Selbst Beamer mit geringem Kontrastverhältnis von 1 zu 148 bieten einen hinreichenden Wert.
Wie viel zahlt man für einen guten Beamer?
Nach Urteil von Stiftung Warentest müsste man für einen guten Beamer knapp 600 Euro und mehr zahlen: So kostet der Testsieger, der Epson EH-TW5300 rund 655 Euro. Der etwas bessere BenQ W1110 ist mit 855 deutlich teurer. Bei den Kurzprojektoren wird das AcerModell H6517ST (675 Euro) und BenQ TH682ST (820 Euro) empfohlen. „Hinzu kommen die Folgekosten“, sagt Knaak. Etwa die Stromkosten, die bei rund 100 Euro im Jahr liegen. „Und zumindest bei den klassischen Modelle mit einer Hochdrucklampe muss diese nach ein paar Tausend Betriebsstunden ausgetauscht werden, was ebenfalls 80 bis 200 Euro kosten kann.