Im Projekt „Akrobatik – Gemeinsam stark“ werden Schüler zu menschlichen Pyramiden Foto: Gottfried Stoppel

Die Stiftung gegen Gewalt an Schulen ist im November 2009 nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden gegründet worden. Mit nur 200. 000 Euro Stiftungskapital finanziert sie ihre Arbeit nahezu komplett aus Spenden.

Winnenden - Die Stiftung gegen Gewalt an Schulen ist einzigartig in Deutschland. Nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen wurde sie von engagierten Winnendern und Angehörigen der Opfer gegründet. „So etwas gibt es bisher andernorts nicht“, sagte der Winnender OB Hartmut Holzwarth anlässlich der Vorstellung des neuen Zweiten Vorstandsmitglieds. Dirk Bloksma, der in Urbach ein familieneigenes Unternehmen leitet, folgt auf Hardy Schober, der dieses Amt seit 2009 bekleidet hatte und nach fünf Jahren aus persönlichen Gründen zurückgetreten war.

Gisela Mayer, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, zog eine Bilanz der bisher geleisteten Arbeit. „Wir wollen vor allem die soziale Kompetenz im Bereich der Schule fördern“, sagte die Lehrerin, die durch den Amoklauf eine Tochter verlor. Präventionsarbeit steht im Mittelpunkt. Dazu zählt auch, Kompetenzen in Gremien wie dem Deutschen Präventionstag einzubringen. „Dort hat man uns quasi den Ritterschlag erteilt, indem man uns zu Kooperationspartnern gemacht hat“, sagte Gisela Mayer. Die Arbeit der Stiftung sei nur durch das ehrenamtliche Engagement vieler Helfer möglich, sagte Mayer. „Das Stiftungskapital beträgt lediglich rund 200 000 Euro. Beim momentanen Zinsniveau kann man sich gut vorstellen, dass wir daraus unsere Projekte nicht finanzieren können“, sagte Bloksma, der auch Vorsitzender des Fördervereins der Stiftung ist. „Im Moment habe ich eine Doppelrolle.“ Die Stiftung finanziere sich hauptsächlich über Spenden. „Und da kämpfen viele darum, bedacht zu werden“, so Bloksma.

Außerdem werden immer wieder öffentliche Fördermittel beantragt. So wurden Begleitmaterialien für das Grundschulprojekt „Akrobatik – Gemeinsam stark“ aus Mitteln des Aktionsplans Winnenden bezahlt, welcher wiederum durch Bundesmittel finanziert wird. „Das Programm lokaler Aktionsplan läuft jetzt aus. Aber wir haben bereits im Folgeprojekt einen Antrag gestellt“, sagte Werner Schulz vom Kreisjugendring, der mit der Stiftung eng zusammenarbeitet.

Das Projekt „Akrobatik – Gemeinsam stark“ wurde zudem durch eine Spende des Vereins Hilfe für den Nachbarn von 55 000 Euro unterstützt. „Wir wollen unsere Projekte den Schulen kostenlos zur Verfügung stellen“, sagte Gisela Mayer. Nur durch solche Spenden sei das möglich. Der Stiftungsvorstand hofft, dass durch Spenden wie des renommierten Vereins weitere Spender auf die Stiftung aufmerksam werden.

Während sich die Akrobatik an Schüler im Grundschulalter richtet – durch den Bau menschlicher Pyramiden wird das Vertrauen in andere gestärkt –, ist das Klassenzimmertheater „War doch nur Spaß“ um Mobbing an der Schule für Schüler an weiterführenden Schulen konzipiert. „Es wird nach wie vor von Schulen angefordert. Im Moment stehen die Vorbereitungen für ein weiteres Stück kurz vor dem Abschluss“, sagte Gisela Mayer. Das Akrobatikprojekt wurde bereits an Schulen im Rems-Murr-Kreis und im Landkreis Ludwigsburg vorgestellt, 2015 werden Stuttgarter Schulen bedacht.

Die nächste Veranstaltung, der Musikwettbewerb „Gitarren statt Knarren“, wird am 17. Dezember in der Winnender Hermann-Schwab-Halle stattfinden. „Wir gingen von regionaler Resonanz aus, aber mittlerweile werden wir von Einsendungen aus der ganzen Welt schier überrollt“, sagte Gisela Mayer. Junge Musiker aus Afrika, der Karibik und den USA hätten Aufnahmen zum Thema alltägliche Gewalt geschickt, mehr als 70 Bewerbungen für den Auftritt lägen vor. „Aus allen deutschen Städten, in denen es zu Amokläufen an Schulen gekommen ist, werden Gruppen kommen“, sagte die Stiftungsvorsitzende. Die weiteste Anreise wird eine Musikerin aus Newtown im US-Bundesstaat Connecticut auf sich nehmen, wo ein Amokläufer an einer Grundschule 26 Kinder ermordete.