Dicke Luft in der Altstadt: Am Schlossberg ist viel Verkehr. Foto: factum/Granville

Weil die Grenzwerte für Stickstoffdioxid in Böblingen überschritten wurden, steht nun eine langfristige Untersuchung an. Auch der Feinstaub kommt dabei in den Fokus.

Böblingen - Genau zwölf Jahre lang sind die Böblinger davon ausgegangen, im Tal der Glückseligen zu leben. Damals wurde die Luftgütemessstation auf dem Galgenberg mangels Schadstoffen abgebaut. Laut Frank Bader, dem städtischen Tiefbauamtsleiter, hat sich das aber geändert. Im vergangenen Jahr habe eine Messung gezeigt, dass zumindest am Schlossberg dicke Luft herrscht. Die Grenzwerte für Stickstoffdioxid seien dabei mehrfach überschritten worden. Allerdings hat ausschließlich der Messbecher in der Poststraße solche problematischen Ergebnisse geliefert. An den anderen fünf Standorten in der Stadt, darunter am Elbenplatz, wurden die Grenzwerte nicht überschritten. Trotzdem muss eine umfassendere Untersuchung folgen. Diese beginnt spätestens am 1. Januar. Die Grünen-Fraktion hatte die aktuellen Messungen beantragt.

„Luftschadstoffe sind ja ein heißes Thema“, sagte Frank Bader bei der Vorstellung der Messergebnisse im Gemeinderat. Am Beispiel Stuttgart sei auch zu sehen, wie aufwendig es sei, die Schadstoffbelastung wieder zu senken. In Böblingen war im vorigen Jahr von April bis Juli mit Passivsammlern gemessen worden. Sie wurden in drei Stellen in der Altstadt und am Elbenplatz sowie an zwei Stellen in der Hauptstraße von Dagersheim an Laternen und Schilderpfosten befestigt. Am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik der Universität Stuttgart wurden die Sammler ausgewertet und die Ergebnisse auf das ganze Jahr hochgerechnet.

Poststraße ist eine enge Straßenschlucht

Demnach war in der Poststraße die Stickstoffdioxidbelastung die ganze Zeit über höher als der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Höchstwert lag bei 62 Mikrogramm, der errechnete Mittelwert bei 55 Mikrogramm. Am Postplatz und in der Stadtgrabenstraßen ist die Situation grenzwertig: Dort liegen die Jahresmittelwerte bei 37 beziehungsweise 39 Mikrogramm. Am Elbenplatz wurden 23 Mikrogramm ermittelt, in Dagersheim 32 und 31 Mikrogramm. Frank Bader befürchtet, eine ganzjährige Messung könne zeigen, dass in der gesamten Altstadt schlechte Luft herrscht. Diese Erwartung gründet in der Topografie. Die Poststraße ist eine enge Straßenschlucht, an deren Steigung Autofahrer Gas geben.

„Zum Schutz der Bevölkerung vor schädlichen Umwelteinflüssen“ sei die Verwaltung nun aufgefordert, weitere Maßnahmen zu ergreifen, heißt es in der Vorlage des Tiefbauamts. In Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) wird die Stadt deshalb das weitere Vorgehen erarbeiten und dem Gemeinderat im Sommer vorlegen. Die nächste Messung soll sich über ein ganzes Jahr erstrecken und die Feinstaubbelastung untersuchen. Wenn bei der Jahresmessung wieder Werte herauskämen, die über dem Grenzwert liegen, müsse die Verwaltung aktiv werden, erklärte Frank Bader. Als Resultat kann die Aufstellung eines Luftreinehalteplans notwendig werden. Zu den vielen möglichen Maßnahmen eines solchen Plans gehören Beschränkungen für den Verkehr, für Öfen und Kamine und die Einrichtung von Umweltzonen.