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Steve Vai gilt als Gitarrist, der alles kann, er hat mit Frank Zappa gespielt, mit David Lee Roth und mit Whitesnake – Ein Gespräch.

Stuttgart - Eine spirituell angehauchte Geschichte über das Leben und den Platz des Einzelnen darin ist „The Story of Light“, das aktuelle, zur Hälfte instrumentale Album des Gitarristen Steve Vai. An diesem Mittwoch um 20 Uhr spielt er in Filderstadt in der Filmharmonie.


Mr. Vai, in „The Moon and I“ besingen Sie den Mond – was haben Sie mit ihm erlebt?
In der Zeit zwischen 20 und 22 hatte ich eine Phase extremer Depression, ich fühlte mich alleine und verwirrt. Aber in den dunkelsten Momenten geriet ich manchmal in eine Art Traumzustand, der sich anfühlte wie eine visuelle Ausdehnung meines Bewusstseins in den Kosmos. Das klingt esoterisch, aber im Universum zu sein mit dem Mond und den Sternen ist sehr befriedigend, da gibt es keine Ängste. Dort empfand ich ein Gefühl der Euphorie. Der Text und die Musik des Songs  reflektieren diesen Bewusstseinszustand.

Gemeinsam mit Ihrem Nachbarn Joe Satriani haben Sie das Gitarrenspiel auf ein neues Niveau gehoben. Haben Sie sich das damals bewusst vorgenommen?
Joe und ich kannten uns schon als Kinder, wir wollten unser Bestes geben, wir wollten der Gitarre die klarstmögliche, lautestmögliche Stimme geben. Wobei ich das nicht zu hoch hängen möchte, Jeff Beck hatte das lange vor uns schon gemacht. Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt. Egal, wie viel akademisches Wissen man sich aneignet und wie viel man übt, wie wir uns ausdrücken, ist eine Reflexion dessen, wer wir sind und was uns interessiert.

Mit 20 haben Sie bereits Frank Zappa beeindruckt; was haben Sie von ihm gelernt?
Man lernt so viel von seinen Vorbildern, Hendrix, Led Zeppelin, Queen waren wichtig für mich, aber Frank war eine völlig andere Art von Komponist. Das Wichtigste, was ich von ihm gelernt habe, war Unabhängigkeit. Mit 20 ist man ja sehr leicht zu beeinflussen, und er hat mir gezeigt, wie man sich und seine Musik schützt in diesem Geschäft. Er war immer fair, er hat getan, was er wollte, und er hat zu mir gesagt: Nur keine Panik.

Hinterher haben Sie mit David Lee Roth gespielt und waren nun in einer Band, in der auch die Bühnenshow wichtig war.
Das war etwas völlig anderes, über Nacht spielte ich vor 25 000 kreischenden Leuten. Da habe ich gelernt, nicht mehr so nach innen gekehrt zu sein, und wollte der bestmögliche Entertainer werden. Ich liebe es aufzutreten, und versuche, mich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Ich habe aber auch Laster des Rock’n’Roll kennengelernt, Sex, Drugs und Ruhm, die alle ihre Anziehungskraft haben und in denen man sich verlieren kann.

Sie haben die siebensaitige Gitarre in die Rockmusik eingeführt, die heute ganze Genres wie den Death Metal prägt. Haben Sie das geahnt?
Das war ein einminütiges Gespräch, ich habe die Leute bei meiner Gitarrenfirma gefragt, ob wir es mal mit einer siebten Saite versuchen sollten. Sie bauten mir eine siebensaitige Gitarre, ich habe sie gespielt – aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, dass dieses Instrument die Rockmusik verändern würde.

Sie singen ein Duett mit Aimee Mann, die aus einer anderen musikalischen Sphäre kommt.
Ja, das stimmt. Aber wir sind zusammen aufs College gegangen, und meine Frau Pia Maiocco ist ihre beste Freundin. Als ich diesen Song schrieb und Probleme mit dem Text hatte, hat Pia zu mir gesagt: Ruf Aimee an! Sie hat dann den Text geschrieben, und es hat sich für uns beide als wunderbare Erfahrung entpuppt.

Sie haben 1986 in einem Gitarrenduell den Teufel gespielt, der alles kann – überraschen Sie sich nach all den Jahren manchmal noch selbst beim Spielen?
Die Möglichkeiten der Gitarre und der Musik überhaupt sind unerschöpflich – zu glauben, man könnte sie ausschöpfen, wäre so, als wolle man dem Universum sagen, es sei irgendwo zu Ende. Ich entdecke ständig neue Sachen – und ich hoffe, dass mir ein paar unerhörte Ideen kommen.