Rio de JaneiroSummer Rayne Oakes im Pirelli-Kalender 2013. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto:  

Der Pirelli-Kalender 2013 ist anders als andere Pirelli-Kalender. Fotografiert wurde er von Kriegsfotograf Steve McCurry – der die Models in den Favelas von Rio de Janeiro ablichtete.

Rio de Janeiro - Summer Rayne Oakes gilt als erstes global erfolgreiches Öko-Topmodel. Die US-Amerikanerin mit Diplom-Abschlüssen in Umweltwissenschaften und Insektenkunde zählt zu den elf Topmodels, die sich in Rio de Janeiro vom US-amerikanischen Fotografen Steve McCurry für den Pirelli-Kalender 2013 ablichten ließ. Im Interview sprechen Oaks und McCurry über Brasilien, ihre Vorliebe für Insekten und die Umweltverträglichkeit eines Autoreifenherstellers.


Frau Oakes, wie haben Sie Arbeit mit Steve McCurry erlebt?
Summer Rayne Oakes: „Wir haben schnell gemerkt. Da steckt eine Methode hinter seiner Verrücktheit. Er hat mit seinen Bildern versucht den brasilianischen Zeitgeist einzufangen, all die Farben, die Menschen, die Kultur, das alles findet sich in den Bildern von Steve McCurry wieder. Ihm ist der Hintergrund genauso wichtig, wie das Model. Und das sieht man den Bildern auch an.

Herr McCurry, als Kulisse für ihre Fotos haben sie sich unter anderem für die Favelas in Rio de Janeiro entschieden. Warum?
„Ich wollte die Umgebung wirken lassen und die Frauen so natürlich wie möglich fotografieren. Ich selbst sehe mich als einen Straßenfotografen, deswegen habe ich versucht die Models mit der Umgebung, der Straße, den Häusern, der Nachbarschaft verschmelzen zu lassen. Im Grunde ist eine Favela nichts anderes als eine normale Nachbarschaft. Wenn du einmal da bist, die Kinder spielen siehst, die kleinen Läden wahrnimmst, dann hat so wenig so tun mit dem ängstlichen Bild das uns in den Köpfen herumschwirrt. Für viele, die nicht aus den Favelas kommen hört, sich das vielleicht gefährlich an, aber wir sind da nicht mit einer bewaffneten Armee im Schlepptau reingegangen, die uns vielleicht hätte beschützen können. Ein lokaler Guide war dabei und mehr nicht. Das hat auch gereicht. Eine Favela ist ein kulturelles Experimentierfeld.

Frau Oakes, Sie sind das dritte Mal in Rio de Janeiro. Wie erleben Sie diese Metropole?
Summer Rayne Oakes: „Man spürt dass diese Stadt vor Energie, vor Stolz und Wandel geradezu strotzt. Ich habe meine Augen offen gehalten, mir selbst einen lokalen Guide genommen, der mir die Stadt mit brasilianischen Augen, mit den Augen eines Einwohners von Rio de Janeiro zeigt. In diesem Land gibt es so viele Gegensätze, von Menschen die im Regenwald leben bis hin zu den Großstadtbewohnern. Rio de Janeiro ist eine pulsierende Metropole. Eine Stadt, in der das Leben tobt.“

Herr McCurry, in Rio de Janeiro finden in vier Jahren die Olympischen Spiele statt. In knapp zwei Jahren wird hier der neue Fußball-Weltmeister gekürt. Wie ist Ihr Eindruck von der Stadt und dem Land?
McCurry : Rio de Janeiro ist niemals langweilig. Hier passiert immer etwas. Und jetzt kommen diese beiden Großevents noch hinzu. Ganz Brasilien ist in Bewegung. Sie spüren das eigentlich in allen Ecken des Landes. Hier herrscht eine Aufbruchsstimmung. Die Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele werden einen riesigen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt haben. Rio de Janeiro wird einen spannenden Transformationsprozess durchlaufen. Sie wird einen tiefgreifenden Wandel erleben, die Kultur, die Architektur, die Stimmung – alles wird sich verändern.

Frau Oakes, wie verträgt sich ihr Engagement für den Umweltschutz mit der Zusammenarbeit mit einem Autoreifenhersteller?
Summer Rayne Oakes: „Ich arbeite nur mit Firmen, die meinen Werten entsprechen. Länder oder Firmen haben unterschiedliche Voraussetzungen. Wichtig ist aber, dass sie bereit sich den Veränderungen zu stellen und selbst die Weichen in Richtung Nachhaltig stellen. Jeder auf seine Weise. Der Kalender gibt uns die einmalige Chance, auf unsere sozialen Anliegen aufmerksam zu machen. In meinem Fall ist das der Umweltschutz. Ich bin fasziniert von Insekten und Käfern. Sie sind sehr klein, aber immer noch groß genug, um zu erkennen wie sich unser Ökosystem verändert. Wir müssen uns ändern, deswegen engagiere ich mich für nachhaltige Produktion von Textilien und Mode.“

Herr McCurry: Models in Rio statt Kriegsschauplätze in Kabul. Wie verträgt sich das?
McCurry: „Ich habe in Afghanistan auch wunderschöne Dinge erlebt. In meinem Gedächtnis überwiegen großartige Erinnerungen an einzigartige Menschen und bemerkenswerte Momente. Wie dieses Bild des jungen Mädchens mit den grünen Augen, das um die ganze Welt gegangen ist. Dafür bin ich dankbar. Mit elf dieser außergewöhnlichen Frauen arbeiten zu dürfen, die versuchen aus der Welt einen besseren Platz zu machen, gehört sicher zu den Höhepunkten meines beruflichen Lebens. Diese Frauen sind nicht deswegen einzigartig, weil sie wunderschön sind, sondern genau diese Schönheit dazu nutzen, sich dafür einzusetzen, dass diese Welt ein Stückchen besser wird. Sie alle kämpfen auf ihre Art und mit ihren Projekten, sie sind alle wunderschön, bezaubernd, einfach hinreißend. Auf diese Weise schließt sich der Kreis zwischen Gut und Böse wieder.“