In der Gastronomie und anderen Branchen werden nach Experteneinschätzungen hohe Geldsummen an der Steuer vorbei umgesetzt. Foto: francescodemarco - stock.adobe.com

Viele Betriebe, die ihre Einnahmen in bar erzielen, sind wahre Steueroasen. Durch Hinterziehung entgehen dem Staat Milliarden. Mit mehr Kontrollen will das Land den Betrug eindämmen.

Stuttgart - Die verstärkte Suche nach manipulierten Registrierkassen hat dem Fiskus im Land im vergangenen Jahr zusätzliche Steuereinnahmen von 9,4 Millionen Euro eingebracht. Das ist fast dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Das Finanzministerium führt den Anstieg darauf zurück, dass mehr Finanzbeamte zur Verfügung standen, die eine Fortbildung zum Kassensystem-Prüfer absolviert hatten. Durchschnittlich trieben die 60 spezialisierten Prüfer pro kontrolliertem Betrieb rund 24 500 Euro ein.

Experten halten die Möglichkeiten, Steuerhinterziehung bei Bargeldgeschäften zu verhindern, für völlig unzureichend. Bereits vor Jahren schätzte der Bundesrechnungshof die jährlichen Steuerausfälle bei solchen Geschäften auf zehn Milliarden Euro. Das ist tausendmal so viel, wie der Südwesten zusätzlich eintreiben konnte. Bei der Erhebung gebe es ein „erhebliches strukturelles Vollzugsdefizit“, sagte Thomas Eigenthaler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, unserer Zeitung. Bareinnahmen machen in Gastronomie, Handel und Taxigewerbe einen großen Teil der Umsätze aus.

Auch ein Ende 2016 in Kraft getretenes Gesetz werde den massenhaften Betrug nicht verhindern können, so der Chef der Fachgewerkschaft der Finanzverwaltung. Dieses sieht vor, dass Registrierkassen ab 2020 manipulationssicher sein müssen. Der Einsatz von Schubladenkassen, bei denen die Besteuerung oft auf dem Kassensturz durch den Besitzer beruht, bleibe aber erlaubt.

Die Finanzämter im Land sollen die Möglichkeit, künftig vor Ort die Kassenführung zu kontrollieren, zu einem Schwerpunkt machen. Ein Sprecher des Finanzministeriums räumt allerdings ein, dass sich sogenannte Neben-der-Kasse-Geschäfte auch dadurch nicht unterbinden ließen.