„Begünstigt“ oder „Nichtbegünstgt“ darf beim Essen in den Vesperkirchen keine Rolle spielen Foto: Ines Rudel

Karitative Einrichtungen sind keine gewinnorientierten Unternehmen. Deshalb sollte man ihnen das Leben durch Steuergesetzänderungen nicht unnötig schwer machen.

Göppingen - Loblieder auf das Ehrenamt zu singen und Auszeichnungen für bürgerschaftliches Engagement zu verteilen, darauf versteht sich die Politik vortrefflich – die große wie die kleine. Andererseits kann man sich oft des Eindrucks nicht erwehren, dass den unentgeltlich Helfenden ihr Tun nur ja nicht einfacher gemacht werden soll. So es sie nicht eh schon gibt, werden bürokratische Hürden aufgebaut, die gut gemeinte und gut laufende Projekte zum Scheitern bringen können.

Die unsinnige Gesetzesänderung, die Vesperkirchen, Tafelläden, Kleiderkammern und ähnliche Einrichtungen der Umsatzsteuer unterwirft, ist ein perfektes Beispiel dafür. Ganz davon abgesehen, dass sich der Staat damit gerade bei jenen bedient, die eigentlich seinen Job übernommen haben, kann ein solcher Erlass nur von Leuten gemacht worden sein, die von den praktischen Abläufen so viel Ahnung haben wie ein Fisch vom Bergsteigen.

Karitative Einrichtungen sind keine Unternehmen, deren einziges Ziel es ist, ihre Gewinne fortwährend zu steigern. Zumal dann nicht, wenn freiwillige Helferinnen und Helfer den Laden am Laufen halten. Soll denn der engagierte Rentner in einer Kleiderkammer fortan kontrollieren, ob er nun einen „Begünstigten“ oder einen „Nichtbegünstigten“ vor sich stehen hat, und diesem, je nachdem, sieben Prozent mehr oder weniger für einen gebrauchten Mantel abknöpfen? – Und muss der nicht minder engagierte Schüler darauf achten, nur ja jeden Cent auch richtig zu verbuchen?

Der Umstand, dass es Ausnahmeregelungen und Umsetzungsfristen gibt, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Macher solcher Verordnungen selbst an ihrem Tun zweifeln. Allerdings haben sie dadurch wenigstens noch genug Zeit, das Rad zurückzudrehen, damit nicht am Ende genau der Ast abgesägt wird, auf dem unsere gesamte Gesellschaft sitzt.