Der Esslinger Schwörhof hat es Stephan Köthe angetan. Foto: Horst Rudel

Stephan Köthe tritt bei der Bundestagswahl 2017 für die Alternative für Deutschland an. Er bezeichnet seine Partei als das beste Medikament gegen die Politikverdrossenheit.

Esslingen - Der Schwörhof in Esslingen. Der Mittelpunkt der Bürgergesellschaft, die das reichsstädtische Esslingen einst zusammengehalten hat. Hier haben sich Stadtrat und Bürger im Mittelalter auf die gemeinsame Linie eingeschworen. Stephan Köthe, der Bundestagskandidat der Alternativen für Deutschland (AfD) im Wahlkreis Esslingen, fühlt sich diesem Ort und den Werten, für die er steht, besonders verbunden. „Der Verfassung und den Bürgern verpflichtet – das ist eine Herzenshaltung, die ich mir von allen Abgeordneten des Bundestags und von der Bundesregierung wünschen würde“, sagt er.

Weil er diesen Wunsch im Parteiengerangel untergehen sieht, hat er sich entschlossen, für die AfD ins Rennen zu gehen. Und weil in seinen Augen die AfD „die konsequenteste, freiheitlichste, um die eigentliche Bedeutung des Grundgesetzes ringende Partei“ ist.

Über die Piratenpartei zur AfD gekommen

Stephan Köthe ist Informatiker. Als solcher hat er seinen Worten zufolge schon lange misstrauisch beobachtet, wie sich der Staat unter dem Vorwand, die innere Sicherheit zu gewährleisten, immer mehr Zugriff auf die private Kommunikation seiner Bürger verschafft habe. Über die Piratenpartei, mit deren Stoßrichtung er nach wie vor sympathisiert, ist er im Jahr 2013 zur AfD gekommen. Im vergangenen Sommer hat ihn der Ärger über die Selbstzerfleischung der AfD-Abgeordneten im baden-württembergischen Landtag dazu gebracht, selbst aktiv zu werden. „Ich bin guten Gewissens hier“, sagt der vierfache Familienvater unter Hinweis auf das Parteiprogramm. Die AfD sei eine Partei, in der mündige Bürger um einen guten gesellschaftlichen Weg ringen würden. Dass da manche öffentliche Wortmeldung in eine Sackgasse führen würde, sei auch der Dynamik geschuldet, die einer so jungen Partei innewohne.

Judenfeindlich, ausländerfeindlich – dieses Etikett lässt sich der Kandidat, dessen Schwiegervater aus dem ehemaligen Persien stammt, schon gar nicht ans Revers heften. „Ich sehe mich vor allem als Verkäufer des AfD-Parteiprogramms – und das ist sensationell. Das ist das ideale Medikament gegen eine Politikverdrossenheit, die letztlich die demokratische Gesellschaft in Gefahr bringt“, sagt er. In Gefahr sieht er auch den europäischen Traum, mit dem er groß geworden ist. Die Regierungsjahre von Angela Merkel seien aus europäischer Sicht verschenkte Jahre gewesen. „Deutschland hat als eines der führenden Länder seine Verantwortung nicht wahrgenommen“, sagt er. Das gelte für den Euro, der in Europa ein Nord-Süd-Gefälle zementiert habe ebenso wie in der Migrationspolitik. Hier sieht Köthe einen Widerspruch zwischen dem im Grundgesetz verankerten Anspruch auf Asyl für politisch Verfolgte und der offenherzigen Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen.

„Die Regierung schürt Hoffnungen, die nicht zu halten sind“, sagt er. Dem einzelnen Flüchtling wolle er keine Vorwürfe machen, doch schon aus ethischen Gründen müsse verhindert werden, dass gerade die jungen Hoffnungsträger ihre Heimat verlassen würden. „Deshalb, und um das Asylrecht am Leben zu halten, müssen wir bei der Wirtschaftsmigration gegensteuern. Dazu ist eben auch eine gewisse Härte notwendig“, so der AfD-Kandidat.

Auf Platz 19 der AfD-Landesliste

Stephan Köthe ist in Esslingen geboren und aufgewachsen. Der 51 Jahre alte AfD-Kandidat, der bei der Robert Bosch GmbH in Plochingen als Informatiker arbeitet, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Seit 2013 ist Köthe Mitglied der Alternativen für Deutschland, in deren Landesvorstand er seit 2016 aktiv ist. Auf der Landesliste seiner Partei steht er auf Platz 19.

Als seinen persönlichen Lieblingsort im Wahlkreis Esslingen hat sich Stephan Köthe den Esslinger Schwörhof ausgesucht. Hier haben im Mittelalter der Bürgermeister der Reichsstadt, der Magistrat und die Bürgerschaft den Eid auf die Verfassung geleistet.

Vier Frage, vier Tweeds

1) Facebook oder Stammtisch? . . .  Stammtisch! Denn nichts kann die persönliche Begegnung ersetzen.

2) Wann kaufen Sie Ihr erstes Elektroauto? . . . Sobald die Umweltbilanz eines Elektroautos deutlich besser ist als die meines derzeitigen Autos. Bis dahin fahre ich weiter auf Erdgas.

3) Wo beginnt der Rand der Gesellschaft ? . . . Jeder Mensch ist einzigartig. Ich sehe nicht, dass man vom „Rand der Gesellschaft“ sprechen kann, ohne die Würde des Menschen zu verletzen.

4) War die Zukunft früher besser? . . . Die Welt ist schneller und komplexer geworden. Sich gesellschaftlich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, ist wichtiger denn je.

Die Bundestagskandidaten wurden aufgefordert, die Fragen der Redaktion im Stil der Internet-Kurznachrichten-Plattform Twitter zu beantworten. In diesem Dienst sind für eine Nachricht nur maximal 140 Zeichen erlaubt.