Bruno Weber vor seinem blockierten Stellplatz Foto: Horst Rudel

Bruno Weber kann nur noch mit Galgenhumor auf das Baumbeet vor seinem Haus reagieren, das ihm die Zufahrt zu seinem Stellplatz versperrt. Er ist der Leidtragende eines Streits zwischen einem Bauträger und der Stadt Esslingen.

Esslingen - Aus der unendlichen Geschichte könnte ein Weihnachtsmärchen werden. Allerdings weiß der Hauptgeschädigte Bruno Weber im Moment nicht, ob es ein Happy End geben wird. Noch schaut er täglich von seinem neuen Heim in Oberesslingen auf seinen Parkplatz und direkt dahinter auf ein Baumbeet. Das versperrt die Zufahrt und macht so jegliche Nutzung unmöglich.

Ein Rückblick: Im Mai waren plötzlich die Bagger angerückt, und Mitarbeiter einer Baufirma hatten im Auftrag der Stadt das Baumbeet errichtet. Die Verwaltung reagierte damit auf gravierende Verstöße des Stuttgarter Bauträgers Manfred Schatz. Der hatte sich bei dem mehrere Objekte umfassenden Bauvorhaben mehrfach über die im Baugesuch vereinbarten Details hinweggesetzt. Bei zwei von drei illegal gebauten Stellplätzen hatte die Verwaltung ein Auge zugedrückt, beim dritten ein Exempel statuiert.

Der Fall sorgte für Schlagzeilen. Rein rechtlich war die Stadt zwar auf der sicheren Seite. Der Bau selber wurde aber als unverhältnismäßiger Schildbürgerstreich gewertet. Denn schließlich leidet darunter nur der neue Besitzer, der gutgläubig den Angaben des Bauträgers vertraut hatte. Das Technische Rathaus hatte es stets abgelehnt, direkt mit Bruno Weber zu sprechen. Denn nicht der Käufer, sondern der Bauträger sei für die Stadt der einzige Ansprechpartner.

Anfang August schien eine Lösung gefunden. Die Stadt erklärte in einer Pressemitteilung, dass man nun doch eine Lösung gefunden habe. Der Bauträger müsse eine fünfstellige Strafe zahlen. Das habe er bereits getan. Nun werde auf Kosten des Bauträgers das Baumbeet um einige Meter versetzt. Zudem müssten auf Webers Parkplatz Rasenpflaster verlegt werden.

Das Rasenpflaster ist längst verlegt, auf die Verlagerung des Baumbeets wartet Bruno Weber aber noch immer. Derweil schieben sich das Technische Rathaus und der Bauträger Manfred Schatz gegenseitig die Verantwortung für den Stillstand zu. „Ich bin tief enttäuscht von Herrn Schatz“, sagt etwa der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht: „Wir haben klar vereinbart, dass Herr Schatz die Verlagerung des Baumbeets in Auftrag geben muss.“ Schatz wiederum erklärt auf Nachfrage, es sei besprochen, dass die Stadt ihm die Freigabe für den Umbau geben müsse. Auf diese Freigabe warte er bis heute. Nur deshalb sei er nicht tätig geworden. Dieser Darstellung widerspricht Wallbrecht heftig.

Von all dem weiß Bruno Weber bisher nichts: Nachdem er sechs Wochen nach der Pressemitteilung weder vom Bauträger noch von der Stadt etwas gehört hatte, hat er nachgehakt. Die Antwort von beiden Seiten fiel ziemlich kryptisch aus. Der Bauträger teilte mit, die zuständige Architektin arbeite an den Nachforderungen des Baurechtsamts: „Nach der Genehmigung werden Sie informiert.“ Das Baurechtsamt erklärte, dass die Verwaltung nicht befugt sei, „Auskunft über ein laufendes Verfahren an Dritte zu erteilen. Nur so viel: Der Bauträger ist am Zug.“ Wilfried Wallbrecht verteidigte gestern noch einmal die magere Informationspolitik: „Herr Weber ist ganz einfach nicht unser Ansprechpartner. Und ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, dem Bauträger hinterherzulaufen, wenn der sich nicht an seine Verpflichtungen gegenüber Herrn Weber hält.“ Vielleicht tut sich ja nun doch was: Manfred Schatz erklärt, dass er, wenn jetzt tatsächlich die Baufreigabe existiere, sofort die zuständige Firma beauftragen werde.