Der Landrat Roland Bernhard (Dritter von links) ist kurz mit Bürgermeister Johann Singer (rechts) zu Gast bei Sima Ludin und Gulam Faroq Ishaqzai (von links). Foto: Malte Klein

Der Böblinger Landrat Roland Bernhard besucht Steinenbronn. In der Flüchtlingsunterkunft sagt er, dass der Kreis prüft, ob er den Kommunen bei der Anschlussunterbringung helfen kann.

Steinenbronn - Immer wieder stoßen sich vier schwarze Lederschuhe von Holzschnitzeln auf dem Boden ab. Sie fliegen einen Moment durch die Luft, landen kurz und schweben wieder von neuem. Die Schuhe gehören zwei Männern, die die Steinenbronner nicht auf Schaukeln eines Spielplatzes erwarten: dem Böblinger Landrat Roland Bernhard und dem Steinenbronner Bürgermeister Johann Singer. Die beiden Amtsträger sind spontan in einem Wettstreit darüber, wer höher schaukeln kann. Bernhard schnellt sogar so hoch empor, dass ihm jemand zuruft: „Machen Sie keinen Überschlag!“ Dazu kommt es nicht.

Der Landrat besucht aktuell Kommunen im Kreis Böblingen. Am Mittwochvormittag ist er in Steinenbronn und schaut sich unter anderem die Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet an. Mit dabei sind nicht nur der Bürgermeister, sondern auch Vertreter der Verwaltung, Gemeinderäte und Jochen Hirneise, der Flüchtlingskoordinator des Kreises. „Ich höre über Steinenbronn nur Positives“, sagt Hirneise. Er war im Winter im Ort und hat den Bürgern die Pläne des Kreises vorgestellt. Seit Monaten sind sie umgesetzt und nun leben in den Mobilbauten 135 Menschen aus Ländern wie Afghanistan und Syrien.

Weniger Zu- und bald starke Abgänge schaffen Luft

„Die Steinenbronner haben die Flüchtlinge sehr gut angenommen. Es gibt keine Widerstände mehr“, sagt Hirneise. Bernhard dankte der Gemeinde, die erst Flüchtlinge in der Schulsporthalle untergebracht hatte und dann die Unterkunft im Gewerbegebiet geschaffen hat. „Sie hat uns unterstützt und es gab ein enges Miteinander“, lobt Bernhard. Der Kreis habe die Flüchtlinge durch dezentrale Unterbringung auf mehrere Schultern verteilt. Bernhard kündigt an, dass der Kreis prüft, wie den Kommunen geholfen werden kann, die immer mehr Wohnraum für die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge schaffen müssen: „Wir als Kreis haben wenig Zu- und bald starke Abgänge.“ Das könne zu Leerständen in den Unterkünften des Kreises führen. So könnten Sammelunterkünfte zur Anschlussunterbringung genutzt werden.

Singer gefällt das: „Wir möchten, dass die anerkannten Flüchtlinge hier bleiben.“ Der Heimleiter Hans-Georg Mai zeigt Bernhard die Anlage, zu der neben dem Spielplatz ein kleiner Garten gehört.

Kreisverwaltung prüft Tempo 30 vor Flüchtlingsheim

Am Abend zuvor war die Flüchtlingsunterkunft Thema im Gemeinderat. Der Ordnungsamtsleiter Simon Römmich berichtete von der Verkehrsschau und davon, dass vor dem Heim ein Schild „Achtung Kinder!“ aufgestellt werden solle. Das habe das Landratsamt aber abgelehnt. Dort zum Schutz der etwa 50 Flüchtlingskinder Tempo 30 einzuführen, sei nicht realistisch: „Es ist kein Unfallschwerpunkt.“ Gitta Obst, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, warf ein: „Noch nicht.“ Die Räte wollten Bernhard am Mittwoch auf das Thema ansprechen. „Wir prüfen noch mal Tempo 30“, sagt er. Allerdings könne das Amt nur nach Kriterien entscheiden. Für Tempo 30 müsse man die Straße auch anders gestalten und nicht nur Schilder aufhängen.