Die Hexe Klothilde und die Kinder der Steinbachschule verstehen sich gut, auch wenn einige von ihnen anfangs Angst haben. Foto: Sabrina Höbel

Großes Geschrei in der Steinbachschule in Büsnau. Die Rohrer Waldhexen stürmen die Klassenzimmer. Nicht allen Kindern ist das geheuer.

Büsnau - Dreimal klopft es laut an der Tür der Klasse 1b. Die Schüler – allesamt in Faschingskostümen – kreischen, als die Tür aufgeht, denn der Gast ist eine schaurige Hexe. Zum schmotzigen Donnerstag haben die Rohrer Waldhexen gestern die Steinbachschule in Büsnau gestürmt. „Wir machen das jetzt schon seit 15 Jahren“, sagt Monika. Sie ist die Zunftmeisterin und strählt seit 2001 als Hexe Markwardmär mit. „Nach so vielen Jahren geht so ein Schulsturm wie von selbst“, sagt sie.

Das wichtigste Utensil der Hexen sind die handgeschnitzten Holzmasken. Ein gutes Kilogramm wiegt so ein Hexenkopf und ist um die 500 Euro wert. Durch die kleinen Augenlöcher sieht man wie mit Scheuklappen. Daran muss man sich erst mal gewöhnen. Und noch einen Tipp haben die Hexen: „Vorher auf keinen Fall Knoblauch, Fisch oder Zwiebeln essen“, sagen sie und lachen.

Auch Natan staunt nicht schlecht, als er die Narren sieht. Er ist als Minion unterwegs. Die kleinen gelben Disney-Charaktere haben es dem Siebenjährigen angetan. Der Erstklässler ist tapfer und das, obwohl es sein erster Schulsturm ist. „Ich hatte nur ein bisschen Angst“, sagt er.

Kinder haben teilweise Angst vor Hexen

Die Waldhexen laufen weiter von Klasse zu Klasse, pochen an die Türen und schicken die Kinder in die Turnhalle. Dort steigt die Faschingsparty. Eine Gruppe Eltern hat schon frühmorgens mit dem Dekorieren angefangen. Eine von ihnen ist Ilona Zimmer, Natans Mutter. Sie hat eine blaue Perücke und eine orangefarbene Sonnenbrille auf. „Der Hexensturm ist schon etwas Besonderes; das macht nicht jede Schule“, sagt sie. Auf dem Boden liegt Konfetti, an den Wänden hängen bunte Luftballons und Luftschlangen. Immer mehr kleine Cowboys, Prinzessinen und Polizisten kommen in die Halle. Es gibt Saiten, Brezeln und Getränke, närrische Musik und später auch eine Polonaise durch die Halle.

Die meisten der rund 240 Grundschüler sind ausgelassen. Manche können sich eine Träne aber nicht verkneifen. „Die Kinder haben teilweise wirklich Angst vor den Hexen“, sagt der kommissarische Schulleiter Klaus Meier. „Wir reden aber vorher mit den Schülern und versuchen, ihnen die Angst zu nehmen.“ Auch die Hexe Klothilde, die eigentlich Klaus heißt, stellt das immer wieder fest. „Gerade die Jüngeren fürchten sich oft.“ Dann helfe es nur, die Maske abzunehmen. Wenn die Kinder sehen, dass darunter normale Menschen stecken, ist die Welt wieder in Ordnung.

„Das stimmt“, wirft ein kleiner Teufel von der Seite ein. „Als ich noch in der ersten Klasse war, hatte ich total Angst, jetzt nicht mehr.“ Der Drittklässler gehört also schon zu den Großen der Steinbachschule. „Die sind manchmal sogar etwas frech und boxen oder ziehen einem die Maske runter“, sagt Klaus.

Das beste Kostüm ist lila

Nach der Polonaise beginnt die Preisverleihung für das beste Kostüm. Monika lässt die Schüler abstimmen, welches Kostüm ihnen am besten gefällt. Sie hat mittlerweile ihren Hexenkopf abgenommen. „Wenn es so warm ist wie heute, wird es unter der Maske ganz schön heiß“, sagt sie. Am Ende entscheidet es sich zwischen einer blauen Traubenrebe und einem grünen Gnom mit langen Reißzähnen. Die Weintraube, hinter der sich die Viertklässlerin Zeynep verbirgt, bekommt am Ende den meisten Beifall und gewinnt das Stechen. „Meine Mama hatte die Idee für das Kostüm“, sagt die Neunjährige. Eine Stunde habe es gedauert, die lila Luftballons, die das Kostüm bilden, aufzupusten.

Zeynep macht den Hexensturm schon zum vierten Mal mit. „Ich fürchte mich gar nicht mehr“, sagt sie. Als Preis gibt es einen Plüschbären und eine Kappe der Rohrer Waldhexen. Die zieht sie noch schnell auf, bevor sie wieder in die Menge rennt.

Die Rohrer Waldhexen haben in den nächsten Tage noch alle Hände voll zu tun. Am heutigen Freitag stürmen sie die Margarete-Steiff-Schule und die Salzäckerschule in Möhringen. Umzüge, Strählen in der Schwabengalerie, Kostümball, Faschingsparty und die traditionelle Hexenverbrennung stehen außerdem auf dem Plan. Am Aschermittwoch ist dann Schluss mit Fasching. „Die Pause haben wir dann auch wirklich nötig“, sagen die Hexen.