Roboter haben bei dieser Gruppe im Mittelpunkt gestanden. Foto: Alexandra Kratz

In der Steinbachschule haben Kinder Skulpturen und Objekte frei nach Dieter Roth gebaut. Sibylle Siegner und ihr Team boten das Projekt im Rahmen der Ferienbetreuung des Schülerhauses an.

Büsnau - Das kleine Mädchen zeigt auf ein bunt angemaltes Kästchen. Darin kleben silberne Kronkorken und andere Alltagsmaterialien. „Das habe ich gemacht“, sagt die Grundschülerin stolz. Auf die Frage, was es sein soll, zuckt die Sechsjährige mit den Schultern und sagt: „Keine Ahnung. Kunst halt.“

Genau darum geht es Sibylle Siegner. Sie leitet das Schülerhaus an der Steinbachschule in Büsnau. Dieses gibt es seit eineinhalb Jahren. Zum Angebot gehört auch eine Ferienbetreuung. Weil Siegner die Kunst am Herzen liegt und weil es Spaß macht, haben die Mädchen und Jungen in dieser Woche Skulpturen und Objekte frei nach Dieter Roth gebaut – aus Alltagsgegenständen und Recyclingmaterialien. Um sich inspirieren zu lassen, waren einige der Grundschüler zunächst in der Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart. „Roths Themen sind vor allem die Zeit und die Vergänglichkeit“, sagt Siegner. Der 1930 in Hannover geborene und 1998 verstorbene gelernte Werbedesigner machte alles zur Kunst. 1969 stellte er im US-amerikanischen Los Angeles 37 mit Käse gefüllte Koffer aus und ließ sie wochenlang stehen.

Der Flur ist bestens als Atelier geeignet

So etwas ist in der Steinbachschule nicht möglich. Doch auf dem Flur im Neubau gibt es eine große Fläche, auf die durch ein riesiges Fenster Licht fällt. Bestens geeignet als Atelier. Dort haben zwei Jungs ein Holzregal zusammengezimmert und mit allerlei Ausrangiertem und Überflüssigem dekoriert und verziert. Der mit einem Kabelbinder befestigte Plastikbecher ist freilich harmlos. Doch der mit Kleber und undefinierbaren Materialien vermengte Schokohase erzeugt doch einigen Ekel. „Das ist richtig Dieter Roth. Es geht eben um die Vergänglichkeit“, sagt Siegner schmunzelnd und ruft den Kindern zu: „Ich habe auch noch alte Schokonikoläuse.“

Insgesamt gibt es vier Werkstätten, die von den pädagogischen Fachkräften des Schülerhauses geleitet werden. Zur Unterstützung hat das Team eine freischaffende Künstlerin engagiert. Elzbieta Mulas hat ihr Atelier in Obertürkheim, ist in dieser Woche aber in Büsnau gewesen. Sie bastelt mit den Kindern aus leeren Verpackungen wie Milchtüten und Plastikschälchen Tiere. Zwei Giraffen, ein Hase, eine Schildkröte und viele Käfer sind es geworden.

Neue Erfahrungsräume eröffnen

Es gehe darum, den Kindern neue Erfahrungsräume zu eröffnen. „In den Ferien machen wir gern große Projekte“, sagt Siegner. Für so etwas bleibe im Schülerhaus-Alttag nicht so viel Zeit. Denn die Tage seien vergleichsweise durchgetaktet. „Natürlich haben wir viele AGs“, sagt die Pädagogin. Die Kinder machen unter anderem Theater, eine Schülerzeitung und Breakdance. „Aber auch bei diesen AGs bleibt nicht so viel Raum wie in den Ferien“, sagt die Leiterin des Schülerhauses. Die großen Projekte seien eine besondere Kür.

Zum Abschluss führen die Kinder durch die Ausstellung. Die Kunstwerke sollen noch eine ganze Weile das Schulhaus verschönern. Allerdings nur die, welche nicht ganz so vergänglich sind. „Den Schokohasen werden wir wohl entfernen müssen“, sagt Siegner. Auch wenn das vielleicht nicht ganz im Sinne Dieter Roths gewesen wäre.