VfB-Präsident Erwin Staudt. Foto: Baumann

Erwin Staudt im Interview über das Krisenhalbjahr und mögliche Transfers in der Winterpause.

Stuttgart -  Hinter dem VfB liegt ein ereignisreiches Jahr mit einer starken ersten und einer katastrophalen zweiten Hälfte. Präsident Erwin Staudt blickt optimistisch in die Zukunft. "Wir haben eine Truppe, die mit Leidenschaft Fußball spielt", sagt er.

Herr Staudt, können Sie heute überhaupt ein besinnliches Weihnachtsfest feiern?

Natürlich beeinflusst auch die Situation beim VfB die Stimmung rund um Weihnachten, aber ich freue mich auf das Fest, weil heute zum ersten Mal mein bisher einziger Enkel dabei ist. Das ist doch was Schönes.

Sind Sie trotzdem froh, dass das Jahr 2010 bald Vergangenheit ist?

Ich bin seit 2003 beim VfB. Jetzt hatten wir zum ersten Mal ein richtiges Krisenjahr - zumindest ein halbes. Die erste Hälfte war sehr gut. Die zweite Hälfte war katastrophal. Aber nun werden wir in der Vorbereitung die Weichen stellen, damit wir im ersten Halbjahr 2011 aus der Krise rauskommen.

Was stimmt Sie zuversichtlich?

Zum Beispiel die Spiele gegen Bayern. Man merkt, gewisse Mechanismen laufen jetzt anders als bisher, und wir haben trotz der beiden Niederlagen wieder eine Truppe auf dem Platz, die mit Leidenschaft Fußball spielt. Wir stellen wieder eine geschlossene Einheit dar - der Verein, die Spieler und die Fans. Das alles macht mir Mut, dass wir bald aus dem Keller herauskommen.

Bruno Labbadia hat also die Leidenschaft wieder geweckt?

Auch deshalb haben wir ihn geholt.

Und nun wird in der Winterpause ordentlich aufgerüstet?

Wir haben uns am Mittwoch zusammengesetzt und unsere Vorgehensweise besprochen. Die wird nun von unserer sportlichen Führung systematisch vorangetrieben. Jetzt müssen wir schauen, ob wir uns sinnvoll verstärken können. Wenn wir neue Spieler holen, müssen sie uns auch weiterhelfen, sonst lassen wir es bleiben. Das Team hat ja am Mittwoch gezeigt, dass es, wenn es gut ausgerichtet ist, absolut mithalten kann. 

"Die können ja nicht gegen den Greenkeeper schießen."

Hat das die Fans schon versöhnt?

In den beiden Spielen zuvor haben die Fans ihren Unmut gegenüber der Mannschaft und der Vereinsführung zum Ausdruck gebracht. Jetzt muss der Blick gemeinsam nach vorne gehen.

Haben Sie Verständnis für die Kritik gegen den Vorstand?

An wen soll sich die Kritik sonst richten? Die können ja nicht gegen den Greenkeeper schießen. Wir, Ulrich Ruf und ich, tragen die Verantwortung. Wir müssen Entscheidungen treffen, mit vollem Risiko. Man weiß immer erst hinterher, ob es gut war. Wir haben in den letzten sieben Jahren viele gute Entscheidungen getroffen für den Verein, über die alle glücklich sein müssten. Aber die positiven Dinge sind normal. Um uns zu loben, geht keiner auf die Straße.

Welche Fehler haben Sie gemacht?

Jeder Mensch macht Fehler, natürlich auch wir. Sie können jede Personalmaßnahme, die nicht zum optimalen Ergebnis führt, als Fehler betrachten. Dazu stehe ich.

Haben Sie darüber nachgedacht, Ihr Amt aufzugeben?

Das wäre gegen jegliches Verantwortungsgefühl. Ich habe noch nie einen Kapitän gesehen, der auf schwerer See ins Rettungsboot steigt und die Passagiere und die Fracht den Wellen überlässt.