Nach den bekannt gewordenen Kostensteigerungen von 17,5 auf 26 Millionen Euro steht die weitgehend unterirdische Lösung zwischen Landtagsgebäude und Konrad-Adenauer-Straße vor dem Aus. Foto: Larsen Architects

Das geplante Bürger- und Medienzentrum des Landtags sorgt weiter für Diskussionen. Der Landtag begräbt die unterirdische Lösung und prüft Alternativen.

Stuttgart - Das geplante Bürger- und Medienzentrum des Landtags sorgt weiter für Diskussionen. Nach den bekanntgewordenen Kostensteigerungen von 17,5 auf 26 Millionen Euro steht die weitgehend unterirdische Lösung zwischen Landtagsgebäude und Konrad-Adenauer-Straße endgültig vor dem Aus.

„Das Vertrauen in die Planer scheint mir zerstört“, sagte Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) unserer Zeitung. Die Architekten vom Büro Henning Larsen (Kopenhagen/München) hätten keine Gründe für die Kostensteigerung darlegen können, sondern nur eine abgespeckte Version mit einem kleineren Aufzug und niedrigeren Decken präsentiert. Die kommt für Wolf aber nicht infrage. „Das sind inakzeptable Einsparvorschläge.“ Für den Landtagspräsidenten „ist die Gefahr groß, dass die Kosten in der Bauphase erst recht aus dem Ruder laufen.“ Deswegen legt er sich fest: „Die Lösung ist tot.“ Das Architektenbüro wollte sich am Freitag auf Anfrage nicht äußern.

Das Finanzministerium prüft indes weitere Vorschläge. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten gehören dazu das Neue Schloss und das Haus der Abgeordneten. Im Neuen Schloss, wo derzeit das Finanz- und Wirtschaftsministerium beheimatet ist, könnte ein Flügel für Besuchergruppen umgebaut werden. Ein Teil der Beamten müsste dann weichen. Gleiches gilt für das Haus der Abgeordneten, in dem die Parlamentarier ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

Zuletzt kamen fast 50.000 Besucher pro Jahr in den Landtag

Das Landtagspräsidium macht keinen Hehl daraus, dass es sich dabei bestenfalls um 1-c-Lösungen handelt – vor allem das Haus der Abgeordneten stößt auf wenig Gegenliebe. Als nachteilig gelten in beiden Fällen die Entfernungen zum Landtag und die beengten Räumlichkeiten. Den Verantwortlichen im Landtag schwebt eine Fläche von 2000 Quadratmetern vor. Am liebsten würde man Besuchergruppen – zuletzt kamen fast 50.000 Besucher pro Jahr – die Arbeit des Parlaments in einem oberirdischen Gebäude in unmittelbarer Nähe des Landtags näherbringen. Da macht aber die Stadt nicht mit. Begründung: Ein Besucherpavillon passe nicht in das Ensemble zwischen denkmalgeschütztem Landtagsgebäude und Oper. „Derzeit ist nicht absehbar, dass sich an der Grundhaltung von Denkmalbehörde und Gemeinderat etwas ändert“, erklärte ein Sprecher der Landeshauptstadt am Freitag.

Wolf hat nun die Sorge, dass die Diskussionen um das Projekt und gestiegene Kosten in der Bevölkerung das Vorurteil nährten, Politiker wollten sich nur Denkmäler setzen. Doch darum gehe es nicht. Deswegen habe man „rechtzeitig die Notbremse gezogen“. Über allem stehe die Sanierung des Landtags. Dessen Kosten- und Zeitplan dürfe durch die Probleme mit dem Besucherzentrum „nicht tangiert werden“, so Wolf.