Die Studibuch-Mitarbeiter (v.l) Sabrina Ratz, Gründer Lutz Gaissmaier, Vanessa Kierok, und Maike Haala. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Als wäre der studentische Geldbeutel nicht schon klein genug, kostet Fachliteratur oft auch noch einen haufen Geld. Das muss sie nicht, findet ein Stuttgarter Start-Up und versucht sich mit dem An- und Verkauf von studienbegleitender Literatur.

Stuttgart - Es ist nicht nur Begeisterung, die Lutz Gaissmaier von Professoren entgegenschlägt. Denn wenn sein Unternehmen Studibuch auf Dauer Erfolg hat, dürfte es viele von ihnen empfindlich am Geldbeutel treffen: Gaissmaier verkauft Fachliteratur – und zwar gebraucht. Was wie ein klassischer An- und Verkauf klingt, will der Gründer zu einer Marke machen. „Unser Markenkern ist Fairness und Nachhaltigkeit“, sagt Gaissmaier. Für dieses Image tun er und Studibuch-Mitgründer Mihael Duran einiges. Seit 2015 gibt es das Start-up mit Sitz in Stuttgart-Vaihingen. Von den Verkaufserlösen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben seither 333 Bäume in Nicaragua gepflanzt.

Umweltschutz sei ein Beweggrund, so Gaissmaier. Der andere: Das Unternehmen will Studenten beim Sparen helfen. Laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels geben Studenten zwischen 20 und 30 Euro pro Monat für Lernmittel aus – wobei Bücher einen großen Anteil ausmachen. „Gebraucht sind die zum einen günstiger. Zum anderen kann man sie bei uns wieder veräußern, wenn sie nicht mehr gebraucht werden“, sagt Gaissmaier.

Der Verkauf läuft dann im Idealfall so ab: Auf der Webseite des Start-ups lässt sich über die ISBN-Nummer oder den Titel herausfinden, ob das gebrauchte Buch von den Gründern angekauft wird, das Porto übernimmt Studibuch. „Der Verkäufer wird von Studibuch bezahlt und muss sich sonst um nichts kümmern“, fügt Gaissmaier hinzu.

Einer der größten Konkurrenten ist das Schwarze Brett an den Unis

Ob ein Buch gekauft wird oder nicht, entscheidet ein Algorithmus. „Dieser berechnet die Preise unserer Bücher auf unserer Webseite nicht nur nach Zustand. Auch die Marktlage spielt in den Preis hinein, da Angebot und Nachfrage ja dauernd variieren“, sagt Maike Haala, zuständig fürs Marketing. Entwickelt wurde der Algorithmus von einer IT-Firma aus Berlin. Das System klingt einfach. Ist es aber nicht immer, weiß Sabrina Ratz, eine der etwas über zehn Beschäftigten bei Studibuch und für die Sortierung der Ankäufe zuständig. „Manchmal werden uns auch Bücher zugeschickt, die nicht unbedingt was mit Fachbüchern für Studenten zu tun haben“, sagt sie. Ratz kramt einen Titel hervor, den sie an diesem Morgen ausgepackt hat: „Im Bett mit Rockgöttern: Die intimsten Bekenntnisse der Supergroupies.“ Das Problem ist: Insgesamt sind etwa eine Million Titel in der Datenbank des Start-ups hinterlegt, die sich aus ISBN-Codes, Informationen aus Amazon- und Verlagsdatenbanken zusammensetzt, die natürlich nicht händisch, sondern mit dem genannten Algorithmus ausgelesen werden. „Und der funktioniert noch nicht perfekt“, räumt Gaissmaier ein.

Der Verkäufer hat sein Geld für die Groupie-Biografie trotzdem erhalten. „Im Bett mit Rockgöttern“ ist aber auf der schwarzen Liste bei Studibuch gelandet. Solche Einzelfälle fallen bei den 200 000 Büchern, die in der Stuttgarter Zentrale sortiert und dann bei Amazon gelagert werden, und bei einer halben Million Euro Jahresumsatz nicht allzu sehr ins Gewicht. Aktuell schreibt Studibuch noch keine schwarzen Zahlen, auch weil man mehr Bücher kauft als verkauft. „Wir sind auf der Suche nach einem strategischen Investor, um das Marketing verstärken zu können“, sagt Lutz Gaissmaier.

Zudem gibt es für gebrauchte Fachliteratur für Studenten auch andere Verkaufskanäle. Vor allem online. Doch der größte Konkurrent ist das Schwarze Brett an den Unis.