Yasotharan Pakasathanan hat das Unternehmen ampido mit gegründet. Foto: privat

Das Kölner Start-up-Unternehmen ampido hat eine App auf den Markt gebracht, über welche Privatpersonen ihre Parkplätze vermieten können – eine Art Airbnb für parken. Seit Januar gibt es die App für Stuttgart.

Stuttgart - Eine halbe Stunde geht an manchen Abenden drauf, um in der Stuttgarter Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Zu später Stunde, wenn viele Menschen schon zu Hause sind, fahren Autofahrer oft zig mal um den Block, um irgendwo eine Lücke zu ergattern. Unzählige Stunden verbringen deutsche Autofahrer in Großstädten mit der Parkplatzsuche.

Die Strategieberatungsfirma Roland Berger kam vor zwei Jahren zu dem Ergebnis, dass etwa jährlich 330 Millionen Euro zusätzliches Benzin nur für die Parkplatzsuche ausgegeben werde. Etwa 30 Prozent des Stadtverkehrs werde dadurch verursacht.

Kölner entwickeln eine Art Airbnb für Parkplätze

Zwei Kölner haben nun eine App entwickelt, mit der sie dieses Problem lösen wollen. Ampido heißt ihr Start-up und ist eine Art Airbnb für Parken, sagt der Mitgründer Yasotharan Pakasathanan. Wer einen Parkplatz übrig hat, kann ihn auf der Smartphone-App des Unternehmens einstellen; wer einen sucht, kann ihn buchen. Wer zwei Wochen im Urlaub ist, aber einen Parkplatz in der Innenstadt besitzt, kann diesen vorübergehend dort anbieten. Umgekehrt kann jemand, der einen Parkplatz in dieser Ecke sucht, schon vor dem Losfahren über die App reservieren.

Mitte 2013 sind die Gründer von Ampido in ihrer Heimatstadt Köln mit der App an den Start gegangen. Etwa 2000 Nutzer sind dort angemeldet. „Tagsüber bieten oft Privatpersonen ihre Plätze an, abends Firmen und Agenturen“, sagt Pakasathanan. Seit Anfang Januar gibt es die App auch für Stuttgart – nach Köln und München die dritte Stadt in Deutschland. Bekannt ist sie hier kaum. Lediglich ein paar Dutzend Angebote sind zu finden, Parkplätze in den begehrten Lagen werden nur vereinzelt angeboten. Pakasathanan hofft, dass die App mit steigender Bekanntheit auch in Stuttgart funktioniert. So habe man in Köln immer mehr Anfragen von Parkhaus-Betreibern bekommen, die ihre Parkplätze angeboten hätten. Über die App seien diese dann sogar günstiger.

Parkplätze besser verteilen – daran haben sich schon viele versucht

Neu ist die Idee nicht, die vorhandenen Parkkapazitäten besser zu nutzen. Im Stuttgarter Süden hatten die Grünen einst vorgeschlagen, Parkhäuser und städtische Parkflächen doch nachts einfach für die Anwohner zu öffnen. Im Westen wiederum ging die Diakonie-Klinikum-Stuttgart-Immobiliengesellschaft mit gutem Beispiel voran: Unter einem neu gebauten Gesundheitszentrum mit fünfgeschossiger Wohnanlage befindet sich eine Tiefgarage mit 612 Stellplätzen. Nachts und am Wochenende erhalten Anwohner dort einen günstigeren Tarif. Auch Firmen bieten ihre Parkhäuser am Feierabend häufig für andere Nutzer zu einem günstigeren Preis an. In verschiedenen Städten weltweit wurden solche Modelle schon getestet, oft auch mittels Smartphone-Apps. Das Berliner Startup Parkinglist ist schon länger mit demselben Angebot auf dem Markt.

Bei Ampido – ein Fantasiename übrigens – arbeitet man sehr gut mit verschiedenen Parkhäusern in Köln zusammen, sagt Pakasathanan. Auch in Stuttgart habe man sich vor der Markteinführung umfassend umgesehen. „Da habe ich viele Hinterhöfe entdeckt, die leere Parkplätze haben“, ergänzt er. Auch mit Betreibern verschiedenen Parkhäuser seien sie im Gespräch. Auch technische Hürden konnte das Start-up-Unternehmen bei Parkgaragen schon umgehen. „Da haben wir eine eigene Technik entwickelt, wie die Nutzer die Schranken öffnen können“, sagt der Wirtschaftsinformatiker.

In Stuttgart soll es noch viele ungenutzte Plätze geben

Neue Parkplätze können die Gründer natürlich nicht herbeizaubern. Pakasathanan glaubt aber auch, dass dies gar nicht nötig ist: „Wir haben eigentlich kein Parkplatzproblem, viele Ressourcen sind einfach ungenutzt.“ Deshalb sei Ampido auch keine Parkplatz-, sondern eine Kommunikations-App. Eine Plattform eben, die Anbieter und Nutzer zusammenbringt.

Ampido sei ein typisches Beispiel der Sharing Economy. Wer privat etwas anzubieten hat, was andere suchen, kann mittels einer Plattform jemanden finden, der dies benötigt – und natürlich Geld damit verdienen. So funktioniert auch die Übernachtungsplattform Airbnb. Teilen, tauschen, leihen ist längst ein großer Trend.

Geld verdient Ampido mit Provision. Etwa 30 Prozent gehen an die Jungunternehmer, der Rest an den Anbieter. Parken ist via Ampido oder auch Parkinglist für Nutzer tatsächlich sogar günstiger als manche öffentlichen Parkplätze. So kann man um den Stuttgarter Hauptbahnhof Plätze für 50 Cent die Stunde mieten. Der Tagespreis liegt bei vier Euro. Die städtischen Gebühren belaufen sich in der Gegend auf 3,20 Euro für eine Stunde parken. In Köln wird die App auch deshalb immer beliebter, weil die Stadt sie nicht als Konkurrenz zu ihrem eigenen Parkbewirtschaftungsmodell sieht, sondern mit dem Start-up kooperiert, sagt Pakasathanan. Bisher läuft dies testweise über ein Förderprojekt der Europäischen Union mit dem Namen „Growsmarter“. Dessen Ziel ist es, in Großstädten die Luftqualität zu verbessern, die Feinstaubbelastung zu reduzieren und den Energieverbrauch zu optimieren. Wenn das Modell erfolgreich ist, soll es auf Stockholm und Barcelona ausgeweitet werden.

Die vorhandenen Plätze müssten effizienter genutzt werden

Die Zusammenarbeit mit der Stadt, so glaubt Pakasathanan, sei zustande gekommen, weil Kommunen durch die Bewirtschaftung von Parkplätzen kaum Gewinn machen. Die Ausgaben seien seinen Informationen nach mancherorts sogar dreimal so hoch wie die Einnahmen. „Ich glaube, für die Stadt war unsere App eine willkommene Lösung.“ Und: „Viele Städter wollen ihre Stadt anders nutzen. Parkplätze sehen sie als Platzverschwendung.“ Kommunen müssten sich andere Lösungen überlegen. „Wenn man die vorhandenen Plätze effizienter nutzt, kann das auch klappen, ohne dass ständige neue Flächen geschaffen werden müssen.“ Davon ist Pakasathanan überzeugt.