Make America great again? Nicht in den Augen deutscher Gründer. Foto: AP

Der US-Präsident verdirbt deutschen Gründern die Stimmung: Der Digitalverband Bitkom spricht von einer gewachsenen Neigung zum Start-up-Standort Deutschland.

München - US-Präsident Donald Trump schreckt deutsche Unternehmensgründer ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des heimischen Branchenverbands für Internet- und Kommunikationstechnologie Bitkom unter gut 250 deutschen Start-up-Gründern.

Demnach würden aktuell nur noch 15 Prozent dieser Gruppe ihr Unternehmen in lieber in den USA aufbauen als in Deutschland, wenn sie noch einmal die Wahl hätten. Vor Jahresfrist hatte der Anteil mit 32 Prozent noch mehr als doppelt so hoch gelegen. „In den Ergebnissen spiegelt sich mit Sicherheit der Trump-Effekt wider“, sagt Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp zu den Daten. Die USA hätten für Jungunternehmen massiv an Anziehungskraft verloren, obwohl dortige Bedingungen mit Blick auf Finanzierungsmöglichkeiten, Absatzmarkt und Netzwerke weiter sehr gut seien. Zugleich sei aber auch in Deutschland eine Menge Positives passiert. „Nach einigen Jahren, in denen auf politischer Ebene vor allem viele Stellungnahmen und Agenden formuliert wurden, sehen wir, dass inzwischen auch gehandelt wird – zur Zufriedenheit der Gründer in Deutschland“, betont Veltkamp.

Hat Deutschland aufgeholt?

Die Umfrage bezieht sich allerdings auf Absichten und Visionen für das eigene Unternehmen und auf keine konkreten Ansiedlungs- oder Umzugsentscheidungen. Per saldo bevorzugen laut der Umfrage mittlerweile gut zwei Drittel aller deutschen Gründer ihr Heimatland als Unternehmensstandort. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 44 Prozent. Andere Länder außer Deutschland und den USA spielen bei Gründern kaum eine Rolle. Nach Großbritannien und Israel zieht es gerade einmal je zwei Prozent von ihnen.

Neu gegründete Unternehmen made in Germany gehen erfahrungsgemäß vor allem dann ins Ausland, wenn sie dort günstigere Finanzierungsbedingungen vorfinden, sagen 70 Prozent von ihnen. 62 Prozent tun es wegen der im Ausland geringeren Regulierungsdichte, knapp die Hälfte weil dort der Austausch mit anderen Start-ups besser ist und 29 Prozent weil es ihnen im Ausland leichter fällt, Personal zu rekrutieren. Gerade bei den drei Themen Finanzierung, Regulierung und Fachkräfte müsse die Bundesregierung deshalb für weitere Verbesserungen sorgen, fordert der Digitalverband Bitkom. Dann könne man den Trump-Effekt verstärken und Deutschland sogar zu einem internationalen Gründer-Magneten machen.

Parteien entdecken das Thema im Wahlkampf

Auch der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat sich auf einer Veranstaltung in Berlin für bessere Bedingungen für Gründer und Start-ups ausgesprochen. Man müsse hinterfragen, „ob unser Steuersystem für junge Unternehmer die richtige Anreize setzt“, sagte Schulz beim Axel-Springer-Konzern zum Auftakt der Internet- und Digitalkonferenz NOAH. Deutschland dürfe hier nicht hinterherhinken. Ziel müsse es sein, dass die nächsten Internetriesen und Marktführer aus Europa kommen und nicht aus dem Silicon Valley in den USA.

Vor kurzem hatten sich auch die Grünen für zinslose Darlehen von bis zu 25 000 Euro ausgesprochen. Diese sollten die Gründungskultur in Deutschland beleben. Auch die FDP versucht sich unter ihrem Parteichef Christian Lindner, der selbst eigene Erfahrungen als Gründer mitbringt, im Wahlkampf bisher als Partei zu profilieren, welche die Interessen von Gründern und Start-ups in den Mittelpunkt zu rücken versucht.