Satter Sound: Für Bikefreunde ein Traum, für Anwohner oft eine Tortur. Foto: Gottfried Stoppel

Kaum ist der Frühling da, sind auch die Biker wieder unterwegs. Das hat zum einen mehr Unfälle zur Folge, zum anderen steigt die Lärmbelastung der Anwohner – unsere interaktive Karte zeigt die Hot-Spots in der Region.

Rems-Murr-Kreis - Der Frühling beginnt und das Wetter wird wieder wärmer und trockener. Das bedeutet auch, dass die neue Motorradsaison wieder startet. Des einen Freud ist dann, wie so oft, des anderen Leid. Denn für viele Anwohner, vor allem an Straßen mit kurvenreichen Steigungen, beginnt nun auch wieder die Zeit der lauten Sonntagnachmittage und damit die Lärmbelästigung. Die Rettungsdienste und die Krankenhäuser hingegen müssen wieder mehr verletzte Motorradfahrer versorgen.

Erst am Sonntagabend war ein Harley-Davidson-Fahrer kurz vor dem Hambach-Kreisverkehr bei Winnenden frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammengestoßen. Der Motorradfahrer steht unter dem Verdacht, Alkohol getrunken zu haben. Er erlitt bei dem Unfall schwere Verletzungen und musste an der Unfallstelle notärztlich erstversorgt werden, bevor er in eine Klinik eingeliefert wurde.

Die Zahl der Motorradunfälle ist im Rems-Murr-Kreis leicht gestiegen

Laut der Unfallstatistik des Polizeipräsidiums Aalen stieg die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Motorradfahrer beteiligt waren, im Rems-Murr-Kreis im Jahr 2016 um 3,3 Prozent auf 432. Davon wurden 250 Unfälle von den Motorradfahrern selbst verursacht, 17,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Obwohl laut Statistik deutlich mehr Unfälle gezählt wurden, bei denen es Verletzte gab, mussten bei diesen Unfällen weniger Menschen ihr Leben lassen. Waren es im Jahr 2015 im gesamten Gebiet des Aalener Polizeipräsidiums noch 14 Menschen gewesen, die einen Motorradunfall nicht überlebt hatten, ging die Zahl 2016 auf sechs Unfalltote zurück.

Dabei hängt es laut Polizei oft vom Zufall ab, ob ein Verkehrsteilnehmer schwer verletzt wird oder gar stirbt. „Wir kennen die beliebten Strecken, die Motorradfahrer gerne nutzen, und kontrollieren dort auch regelmäßig die Geschwindigkeit“, stellt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen fest, „dennoch wird es immer wieder schwere Unfälle geben, bei denen menschliche Nachlässigkeiten und Fahrfehler die Ursachen sind.“ Der häufigste Unfallgrund ist laut Statistik eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit, gefolgt von nicht ausreichendem Abstand und nicht angepassten Überholmanövern.

Eine der unfallreichen Strecken ist die Sulzbacher Steige, ein kurvenreicher Abschnitt der Bundesstraße 14 in Sulzbach an der Murr, wo Motorradfahrer mit teilweise deutlich überhöhten Geschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern und mehr gemessen worden sein sollen. „Auch diese Strecke ist uns bekannt und wird immer wieder von uns überwacht“, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Ein weiterer Aspekt des zunehmenden Motorradverkehrs auf beliebten Straßen ist der Lärm, den die Krafträder zum Teil auch in Wohngebieten verursachen. In den vergangenen Jahren gab es in der Weinstraße in Weinstadt-Schnait immer wieder Pilotversuche und Lärmmessungen. Die Weinstraße ist eine steil ansteigende, sehr kurvenreiche Straße am Ortsausgang von Schnait in Richtung des Winterbacher Teilorts Manolzweiler.

Die Ergebnisse von Lärmmessungen sind noch immer nicht veröffentlicht

Im Sommer vergangenen Jahres führten die Behörden dort wie bereits 2015 über mehrere Wochen Lärmmessungen durch. Die Ergebnisse hat das Landesverkehrsministerium trotz mehrfacher Nachfragen von unterschiedlichen Seiten bis zum heutigen Tag nicht veröffentlicht. Auf Anfrage teilte ein Pressesprecher nun mit, der Lärmschutzbeauftragte der Landesregierung, der Landtagsabgeordnete Thomas Marwein (Grüne), werde die Ergebnisse des Modellversuchs Ende April öffentlich vorstellen. Die Lärmbelastung war damals an drei Versuchsstrecken gemessen worden: in Schnait, in Todtmoos im Südschwarzwald und in Wüstenrot-Löwenstein im Landkreis Heilbronn.

Bei der Präsentation der Ergebnisse wolle Marwein auch die Schlussfolgerungen aus dem Versuch sowie entsprechende Empfehlungen für den Einsatz der Anlagenkombinationbekannt geben. Jochen Beglau, der Pressesprecher der Stadt Weinstadt, ergänzte diese Aussage mit einer Datumsangabe: „Am 24. April sollen die Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz des Verkehrsministeriums der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dann werden wir die weiteren Maßnahmen besprechen.“ Bis dahin müssen sich die Anwohner der Schnaiter Weinstraße noch gedulden. Ob in der Folge Maßnahmen zum Lärmschutz ergriffen werden und welche Maßnahmen das konkret sein können, wird wohl erst danach in unterschiedlichen Gremien erörtert werden.