Mit einem starken Aufmarsch haben die Beschäftigten bei Rexroth protestiert. Foto: Eva Herschmann

Die Produktion in der Steinbeisstraße wird trotz Protesten stillgelegt. Nach schwierigen Verhandlungen gibt es einen Sozialplan. IG Metall kritisiert Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Fellbach - Mitarbeiter, Betriebsräte und Gewerkschafter waren entsetzt. Anfang Februar verkündete die Unternehmensführung von Bosch Rexroth, das Werk Fellbach Ende 2017 schließen zu wollen. Das hat sie jetzt durchgesetzt. Aber nach schwierigen Verhandlungen sind wenigstens für die betroffenen 100 Beschäftigten Lösungen gefunden worden, berichten Gewerkschaft und Betriebsrat. „Nachdem die Maßnahme nicht zu verhindern war, war unser oberstes Ziel, alle Kolleginnen und Kollegen, die im Werk Fellbach arbeiten, im Bosch-Konzern unterzubringen“, berichtet Sandra Kocken, die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Waiblingen. Mittlerweile hätten viele Beschäftigte eine Anschlussbeschäftigung im Bosch-Konzern.

Das umfangreiche Vertragswerk umfasst Regelungen für rentennahe Beschäftigte

Vor kurzem einigten sich der Betriebsrat und die IG Metall mit der Unternehmensführung auf einen Interessenausgleich und Sozialplan. Durch einen Sozialplan sollen Nachteile, die Beschäftigte durch die Entscheidung des Unternehmens erfahren, ausgeglichen und abgemildert werden. Das umfangreiche Vertragswerk umfasst Regelungen für rentennahe Beschäftigte, für die Einrichtung einer Transfergesellschaft, für den Wechsel in andere Betriebe des Bosch-Konzerns, und für diejenigen, die den Bosch-Konzern verlassen werden.

Bosch Rexroth verlagert die Produkte, die in Fellbach hergestellt wurden, nach Rumänien und nach Lohr am Main, so lautete die Ankündigung. Mit einem Alternativkonzept wollten Betriebsräte und IG Metall den gewinnbringenden Standort erhalten. Das gelang nicht: „Eine Standortschließung ist bitter und macht traurig, denn wir kennen uns alle so lange und sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen“, sagt Bahri Isik, der Betriebsratsvorsitzende in Fellbach. „Meiner Ansicht nach haben wir einen guten Sozialplan abgeschlossen, aber die Verhandlungen gestalteten sich hart und waren schwierig.“

500 Arbeitsplätze sollen wegfallen

Die Verlagerung gewinnbringender Betriebe nach Osteuropa kritisiert die IG Metall weiterhin aufs Schärfste. „Nur um noch mehr Gewinn zu erzielen, verschwinden Arbeitsplätze aus der Region, und den Menschen wird ihre Existenzgrundlage genommen“, sagt Sandra Kocken.

Der Hydraulikhersteller Bosch Rexroth will seine Fertigungskapazitäten künftig auf weniger Standorte konzentrieren. In dem Werk Fellbach wurden bisher Schaltventile, Industriepumpen und Kleinaggregate hergestellt. Insgesamt sollen bei der Neuaufstellung des Unternehmens in der Sparte Industriehydraulik bis zu 500 Arbeitsplätze wegfallen, über die Hälfte davon in Vertrieb, Entwicklung und Verwaltung, hat das Unternehmen im Februar angekündigt.

Bosch Rexroth will die Fertigung teilweise ins Ausland verlagern

Begründet wird der Beschluss mit dem offenbar nachhaltig gesunkenen Marktvolumen. Steffen Haack, im Bosch-Rexroth-Vorstand für den Bereich Industrielle Anwendungen verantwortlich, nannte ein Minus von elf Prozent in den vergangenen drei Jahren. „Wir gehen davon aus, dass sich der Markt auf niedrigem Niveau einpendelt und langfristig nur langsam wachsen wird. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Die Industriehydraulik leide vor allem unter Rückgängen in China, Russland und Brasilien. Die Folge seien verschärfter Kostendruck und fallende Preise, vor allem bei Standarderzeugnissen wie den in Fellbach produzierten Schaltventilen.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, will Bosch Rexroth die Fertigung teilweise ins Ausland verlagern – und kostengünstigere Werke außerhalb Deutschlands stärker auslasten. Geplant ist laut Haack außerdem, Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung zu verschlanken und am Stammsitz in Lohr in technisch anspruchsvolle elektrohydraulischen Lösungen zu investieren – und sich mit höherwertigen Produkten neue Geschäftsfelder zu erschließen.