Hier wird die Stuttgarter Oper aller Voraussicht nach eine neue Spielstätte finden: das Paketpostamt in der Ehmannstraße. Foto: dpa

Mit dem Paketpostamt als Standort für eine Ersatz-Oper scheint der Stein der Weisen gefunden. Das Thema bietet dennoch auf Jahre hinaus Gesprächsstoff, meint Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Seit längerem schon bildet Stuttgart die Kulisse für eine Oper von wagnerischem Ausmaß. Ihr Titel: Der Stein der Weisen. Es handelt sich nicht um eine dramatische Dichtung. Vielmehr führt das Leben selbst Regie. Der Inhalt in Kürze: Die Hochkultur der Kulturstadt Stuttgart ist auf der Suche nach einer neuen Spielstätte, weil der alte Littmann-Bau am Eckensee renoviert werden muss. Im ersten Akt herrscht Ratlosigkeit. Keiner weiß wohin. Die Suche entwickelt sich zu einem Abenteuer, denn die Stadtgesellschaft ist über einen neuen Standort tief zerstritten.

Nur die CDU schmollt

Die einen sehen das Heil der Hochkultur außerhalb der City in Nachbarschaft zum riesenhaften Daimler. Die anderen blieben am liebsten mitten in Stuttgart und würden im Zweifel das Katharinenstift für eine Ersatz-Oper opfern. Es ist ein hartes Ringen, in dem auch persönliche Eitelkeiten eine Rolle spielen; Verletzungen bleiben nicht aus. Die Stadtoberen schwanken. Schließlich sprechen sie sich – wie auch die Kulturministerin – für das alte Paketpostamt aus, das wie ein gestrandetes Raumschiff am Rande des Rosensteinparks liegt. Alle atmen auf, auch die Intendanten. Sie fallen sich in die Arme. Der Stein der Weisen scheint gefunden. Nur die CDU schmollt. Sie hätte die Oper lieber beim Daimler-Stern gesehen. Damit endet der zweite Akt.

Der dritte Akt beginnt mit der Frage, ob der Gemeinderat die De-facto-Entscheidung von Stadt und Land nachvollziehen wird. Eine Überraschung ist nicht mehr zu erwarten. Der Ausgang bleibt dennoch spannend. Denn die Gesamtrechnung steht noch aus ebenso wie die Debatte, ob das 50-Millionen-Euro teure Kunst-Provisorium am Ende der Zwischennutzung zugunsten von Parkfläche verschwindet. Sicher ist so viel: Die Stuttgart-Oper bietet Gesprächsstoff noch auf Jahre hinaus.

jan.sellner@stzn.de