Staiger wechselt den Besitzer, alle Verkaufsstellen bleiben Foto: Leif Piechowski

Nach drei Jahren intensiver Suche hat der traditionsreiche Stuttgarter Opel-Händler Staiger einen neuen Eigentümer gefunden. Die in Augsburg ansässige AVAG-Gruppe übernimmt alle sieben Standorte in der Region. In Stuttgart muss AVAG den Staiger-Stammsitz aber in zwei Jahren räumen.

Stuttgart - Die Zukunft des 116 Jahre alten Stuttgarter Autohändlers Staiger ist geklärt. Zum heutigen 1. August übernimmt die Augsburger Automobil-Vertriebs AG (AVAG) den Opel-Händler. „Der Standort und die Marke haben Potenzial, wir haben die historische Chance ergriffen, einen Markt wie Stuttgart zu besetzen“, sagte Roman Still, Vorstandssprecher der AVAG Holding SE, am Donnerstag bei einem Gespräch am Staiger-Stammsitz in der Nordbahnhofstraße. Staiger sei „wie wir ein Familientraditionsbetrieb, uns gibt es seit 1915“, so Still. Der Name Staiger werde erhalten bleiben.

Zu den Kosten der Übernahme schweigt Still, in die sieben Standorte solle aber in den nächsten Jahren ein siebenstelliger Betrag fließen, sagt der neue Staiger-Geschäftsführer Hans-Dieter Müller (64). Außerdem wolle man Pläne für einen neuen Hauptstandort in Stuttgart entwickeln und die Zahl der Auszubildenden aufstocken. Hier habe man in den vergangenen Jahren wegen der unklaren Zukunftsaussichten zurückgefahren, räumt der bisherige Geschäftsführer Paul Schäfer (64) ein. Staiger zählt heute 220 Mitarbeiter, die alle vom neuen Eigentümer übernommen werden. Nicht einbezogen ist dabei der Standort Leipzig, der bereits Anfang Juli an die AVAG ging.

Bereits 2012 hatte Schäfer den Verkauf angekündigt. Die Eigentümer, mehrheitlich die Nachfahren Staigers und die Württembergische Versicherung (25 Prozent) hatten nach Verlustjahren und Konsolidierung die Veräußerung beschlossen. Den 20 000 Quadratmeter großen Stammsitz sicherte sich damals das Siedlungswerk, Übergabe sollte im März 2015 sein. Nun gibt es, weil die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für rund 380 Wohnungen dauert, Aufschub. „Staiger kann das Gelände nutzen, bis wir in vielleicht zwei Jahren bauen“, sagt Siedlungswerk-Projektleiter Alexander Kentsch.

Die AVAG-Holding ist mit 54 Gesellschaften an 137 Standorten eine der großen Auto-Handelsgruppen in Deutschland, vergleichbar mit der Emil Frey Holding (Schwabengarage). Ihre insgesamt 1,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete AVAG 2012/13 auch in Österreich, Polen, Kroatien und Ungarn. Es wurden 81 000 Autos verkauft, darunter 45 000 Neuwagen.

In Baden-Württemberg tritt die AVAG mit der Übernahme aller Staiger-Häuser in Leinfelden, Waiblingen, Göppingen, Schwäbisch-Gmünd und Esslingen sowie dem Stammsitz und dem zentralen Teilehandel in der Hafenbahnstraße erstmals auf. Das erste Gespräch zu Stuttgart habe es erst am 23. März gegeben, sagt Schäfer. Angeklopft hatten zuvor zum Beispiel die Schwabengarage, das Autohaus von der Weppen (Renault, Dacia) und das Autohaus Klotz (Mercedes). Das Gebot der Eigentümer, alle Standorte zu übernehmen und zu halten, wollten sie aber wohl nicht erfüllen. „Es hatte bisher nicht gepasst“, sagt Schäfer.

Die AVAG hat in ihrem jüngsten Geschäftsbericht 2012/2013 nach einem Gewinnrückgang von fünf auf 4,3 Millionen Euro eine Konsolidierungsstrategie beschrieben. Der Zukauf in Stuttgart erfolgte dennoch. Nicht weil die Finanzierung angesichts niedriger Zinsen günstig sei, sondern weil Stuttgart ein Zukunftsmarkt sei und die Rahmenbedingungen stimmten, habe man sich für die Investition entschieden, sagt AVAG-Finanzvorstand Markus Kruis.

„Wir kommen als Schwaben aus Augsburg in eine prosperierende Stadt, und wir haben hier im Haus ein motiviertes Team vorgefunden“, vergibt Still Vorschusslorbeeren. Er sei überzeugt, dass Opel sich mit den neuen Produkten auch in Stuttgart einen höheren Marktanteil erarbeiten und bei den Nutzfahrzeugen deutlich zulegen könne. AVAG vertritt 14 Marken. In Stuttgart soll es aber bei Opel bleiben, ein Mehrmarkenhaus sei nicht geplant. Für Opels Deutschland-Vertriebschef Jürgen Keller unterstreicht der Kauf, „welche Anziehungskraft die Marke Opel wieder hat“.

Staiger habe „30 000 Kunden in der Kartei, die wir jetzt anschreiben werden“, zeigt sich Schäfer, der den Handel seit 17 Jahren führt, erleichtert darüber, dass die lange Phase der Unsicherheit vorbei ist. Auch die Beschäftigten atmen auf. „Wir sind optimistisch, dass es jetzt aufwärtsgeht“, sagt Wolfgang Pflieger, der Leiter des zentralen Teilelagers, von dem aus Werkstätten von Sigmaringen bis Sinsheim und Karlsruhe bis Ansbach versorgt werden.

Hans-Dieter Müller wird als neuer Staiger-Geschäftsführer den Übergang auf eine verjüngte Chefetage managen. Er wird auch Ausschau halten nach neuen Standorten als Ersatz für den Stammsitz. Die Automeile Heilbronner Straße ist für Still nicht zwingend: „Wir brauchen hier in Stuttgart mehrere neue Standorte. Entscheidend ist die Erreichbarkeit für den Kunden.“