Joachim Töllner hat in seinem Beruf seine Berufung gefunden. Foto: Sandra Hintermayr

Trauungen, Geburten und Sterbefälle sind das Tagesgeschäft von Joachim Töllner. Seit 40 Jahren arbeitet er bei der Stadt Stuttgart, seit 2002 als leitender Standesbeamter im Bezirksrathaus von Birkach und Plieningen.

Birkach/Plieningen - Wenn Joachim Töllner den Trausaal betritt, hat er gewisse Erwartungen zu erfüllen. Die Hochzeitspaare wollen den schönsten Tag erleben. Diesem hohen Anspruch tritt der Standesbeamte gelassen gegenüber. „Der Tag der Trauung sollte nur der Beginn einer langen, schönen Zeit werden“, sagt Töllner. Dennoch kommt er den Paaren gerne entgegen, bindet persönliche Worte in seine Traurede ein, etwa wie sie sich kennengelernt haben oder was sie aneinander schätzen.

„Ein bisschen Improvisation gehört auch immer dazu“, so Töllner. Über die Jahre habe er ein Gespür für die richtigen Worte zur richtigen Zeit entwickelt, sagt er. Bei einer Trauung sei er quasi Alleinunterhalter, bis er sich am Ende zurückziehe und dem Paar die Aufmerksamkeit überlasse, sagt der Mann, der seit 25 Jahren Hochzeitspaare traut.

Seit 40 Jahren bei der Stadt

Seit 2002 leitet er das Standesamt in Plieningen/Birkach, vorher war er Standesbeamter in Degerloch. 1975 begann er seine Ausbildung bei der Stadtverwaltung, arbeitete erst beim Sozialamt und in der Rentenstelle, bevor er sich entschied, Standesbeamter zu werden. In diesem Jahr feiert Töllner sein 40. Dienstjubiläum bei der Stadt Stuttgart.

Joachim Töllner hat in seinem Beruf als Standesbeamter seine Berufung gefunden. Der Verwaltungsaufwand mache ihm ebenso viel Spaß wie das Zwischenmenschliche. „Als Standesbeamter ist man immer nah an den Menschen“, schwärmt Joachim Töllner. „Man erlebt hier alle Facetten des Lebens.“ Zu seiner Tätigkeit gehören nicht nur Trauungen, sondern auch Geburten und Sterbefälle, alles im täglichen Wechsel. Zudem hat Töllner viel mit Verwaltung und Rechtswesen zu tun. „Ich bin Ansprechpartner, Berater und Manager in einem.“ Gerade wenn Paare unterschiedlicher Nationalitäten heiraten möchten, gebe es vieles zu beachten. „Das fängt bei der Geburtsurkunde an und hört bei den Formularen auf, die die Gültigkeit der Ehe in Deutschland bezeugen.“

Nicht immer kann Töllner alle Wünsche der Hochzeitspaare erfüllen. „Manchmal geht es auch darum, alternative Wege aufzuzeigen“, sagt der Standesbeamte. Er müsse aber immer aufgeschlossen bleiben für neue Entwicklungen. Aus diesem Grund besucht er regelmäßig Fortbildungen, um in rechtlichen Fragen am Ball zu bleiben.

Feingefühl ist gefragt

Es gebe auch Personen, die sich bereits zum zweiten Mal von Joachim Töllner trauen lassen wollen, erzählt er. „Man wünscht den Paaren, sie hier nicht wiederzusehen, doch manchmal kommt genau das vor.“ In solchen Fällen sei es besonders wichtig, Feingefühl zu zeigen und nicht etwa die erste Ehe anzusprechen.

„Ich gebe den Paaren mit auf den Weg, dass sie ganz alleine die Verantwortung dafür tragen, was sie aus der Ehe machen“, sagt Töllner. Die Kommunikation sei essenziell in einer guten Ehe. „Es ist wichtig, in jeder Situation miteinander im Gespräch zu bleiben.“

Joachim Töllner selbst ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seiner Freizeit geht er gerne spazieren, wandern oder spielt Tennis. Zwischen 50 und 60 Brautpaare traut der Standesbeamte im Jahr, dazu kommen fünf bis sechs eingetragene Lebenspartnerschaften. Die Paare werden tendenziell älter, hat Töllner beobachtet. „Heute lassen sich die Menschen mehr Zeit mit solchen Entscheidungen. Sie wollen sicher sein, dass der Partner wirklich der Richtige fürs Leben ist.“

Töllner ist auf alles gefasst

Einen schönsten Moment seiner 25-jährigen Tätigkeit als Standesbeamter kann Töllner nicht nennen. „Man erlebt hier so vieles, man muss auf alles gefasst sein.“ „Nein“ gesagt habe bislang niemand. Er habe allerdings schon eine Trauung absagen müssen, weil einer der Partner kurz vor der Hochzeit verstorben sei. „So etwas geht mir natürlich persönlich nahe“, sagt Töllner nachdenklich.