Jacqueline Walter, die Frontfrau der Spicy Trax Foto: Georg Friedel

Bei lateinamerikanischen Rhythmen feiern die Besucher der 6. Open-Air-Veranstaltung bis spät in die Nacht.

Stuttgart-Stammheim - Es ist kurz vor 18 Uhr. Die Bühne ist vorbereitet für den Konzertabend im Freien. Die Mikros und Verstärker sind eingestellt, die Instrumente stehen noch einsam auf der Bühne herum. Die drei Männer am Mischpult nehmen letzte Instruktionen entgegen und verschieben noch ein paar Regler.

Dann versammeln sich die Musiker von Spicy Trax hinter der Bühne. Jacqueline Walter, die Frontfrau mit der hellblonden Löwenmähne und dem schwarzen Rocker-Outfit, hat ihre mächtige Stimme auf Betriebstemperatur gebracht und Michael Klamm, der organisatorische Kopf des Stammheimer Open-Air, schaut hoch zum Himmel. Er macht vor Freude einen kleinen Luftsprung. „Heute morgen bin ich aufgestanden, habe zum Fenster rausgeschaut und gedacht: Ich glaub, ich bin im falschen Film. Da waren nur der Regen, der Wind und die Wolken.“ Doch jetzt stimmt alles, es ist bestes Open-Air-Wetter. Als hätte irgendein Wettergott hier bei dieser Inszenierung Regie geführt und plötzlich die grauen Wolkenkulissen beiseitegeschoben, die Windmaschine abgestellt und die Heizung etwas hochgedreht.

Für Spicy Trax war der Auftritt ein Heimspiel

„Toll, dass so viele Leute gekommen sind“, sagt Oliver Stieber vom gleichnamigen Autohaus am Emerholzweg 5, auf dessen Hof das Open-Air nun schon zum dritten Mal veranstaltet wird. Hausherr Stieber und Klamm begrüßen die Gäste und los geht’s. Kaum hat Spicy Trax ihren Auftritt begonnen, steigt die gefühlte Temperatur im Publikum um ein paar Grad. Bei „Beds are burning“ von Midnight Oil entledigen sich die ersten ihrer Jacken.

Auch Stadtteilmanager Torsten von Appen hat sich unter die Menge gemischt: „Bei den Stücken kann man so schön in der Vergangenheit schwelgen“, sagt er. So scheint es vielen zu gehen. „Die Leute haben toll mitgemacht. Viele kennen uns ja“, sagt Jaqueline Walter nach dem Gig. Für die Sängerin der Spicy Trax und auch Keyboarder Dietmar Walter war der Auftritt quasi ein Heimspiel. „Wir haben hier unsere Wurzeln.“

Open-Air ist mehr als ein Konzert unter freiem Himmel

Festivalchef und Jugendhausleiter Michael Klamm grüßt kurz den HGV-Vorsitzenden Axel Ueberschär, dann bespricht er sich mitten im Trubel mit Margit Bauer. Die Vorsitzende des Fördervereins koordiniert den Einsatz der rund 40 ehrenamtlichen Helfer. „Ich schaue, dass jeder am richtigen Platz eingesetzt wird. Wenn es irgendwo klemmt, kann ich selbst als Joker einspringen“, sagt Bauer.

„Ich brauche noch eine Portion Pommes“, schreit eine Helferin am Verpflegungsstand. Reinhard Nacke, sonst Abteilungsleiter der Faustballer beim TV Stammheim, ist heute der Grillchef. Open-Air ist halt doch mehr als ein Konzert unter freiem Himmel. Für Klamm ist es eine Herzenssache. Bei einem Konzert in Oberaichen kam er vor Jahren auf die Idee, auch in Stammheim ein kleines Open-Air-Festival mit Spielstraße für die Kleinen und Hocketse-Atmosphäre auf die Füße zu stellen. Weil er keinen Eintritt verlangen wollte, suchte er nach Mitstreitern und Unterstützern. Er fand sie beim örtlichen Bürgerverein, beim Handels- und Gewerbeverein und beim Förderverein des Kinder- und Jugendhauses. Mittlerweile ist es das 6. Stammheimer Open-Air, berichtet er. Doch jetzt muss er schnell wieder vor zur Bühne. Es ist Zeit, die Hauptgruppe anzukündigen. Die heißt Agua Loca, also „Verrücktes Wasser“.

Nein, das ist kein schlechtes Omen. Der Regen bleibt aus. Und Stammheim feiert bei lateinamerikanischen Rhythmen eine heiße Fiesta bis spät in die Nacht hinein.