Das Bordell Pussy-Club in Fellbach Foto: AP

Zehn Angeklagten wird Menschenhandel, Zuhälterei und Millionenbetrug vorgeworfen.

Stuttgart - Die Handlanger sind bereits verurteilt, in Kürze stehen die mutmaßlichen Chefs vor Gericht. Von 11. März an müssen sich die zwei mutmaßlichen Hintermänner der Pussy-Clubs vor der 10. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart verantworten. Mit ihnen werden sieben Männer und eine Frau auf der Anklagebank sitzen. Die zehn Angeklagten werden von 21 Verteidigern vertreten.

"Maximaler Profit" war das Ziel der Pussy-Club-Chefs laut Anklage. Über Jahre hinweg sollen die zwei 34- und 36-jährigen rumänischen Hauptangeklagten junge Frauen nach Deutschland gebracht haben, um sie in ihren Clubs in Fellbach, Heidelberg, Berlin, Wuppertal, Kaiserslautern, Recklinghausen, Barsinghausen und Schifferstadt anschaffen zu lassen. Die Frauen, meist aus Rumänien, mussten pro Tag bis zu 60 Freier bedienen - auch wenn sie krank waren oder ihre Monatsblutung hatten.

Die Frauen hatten den Angeklagten der Staatsanwaltschaft zufolge pro Tag 1000 Euro abzuliefern. Schafften sie das nicht, wurden sie mit Schulden belastet, die sie wiederum abzuarbeiten hatten. Ihr Arbeitstag soll bis zu 14 Stunden lang gewesen sein.

Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe

2006 ist der 36-jährige mutmaßliche Pussy-Club-Boss in Frankfurt zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe wegen Menschenhandels verurteilt worden. Er soll jedoch weiter die Fäden gezogen haben. Sein mutmaßlicher Komplize setzte sich nach Madrid ab, wo er allerdings auch dingfest gemacht werden konnte.

Der Prozess wegen Menschenhandels, Zuhälterei, Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelts sowie Sozialversicherungsbetrugs in Höhe von 2,7 Millionen Euro findet im Mehrzweckgebäude in Stammheim statt. Bisher sind 24 Prozesstage bis zum 30. Juni 2011 terminiert. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.

Das Flatrate-Konzept der Pussy-Clubs hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt. Die Freier bezahlten 70 oder 100 Euro und durften dafür so viel Sex mit so viel Frauen haben wie sie wollten. Nach Razzien im Juli 2009 wurden die Clubs - auch in Fellbach - geschlossen.

Die angebliche Geschäftsführerin der Bordelle, die wohl nur eine vorgeschobene Strohfrau war, und ihre Helfer wurden vom Landgericht Stuttgart bereits wegen Betrugs zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt.