Brigitte Müller (l.) überreicht Sylvia Groß ein Bild des Wasserdoktors. Foto: Bernd Zeyer

Die städtische Tageseinrichtung Pegasus am Nobileweg 18 ist vom Kneipp-Verein zertifiziert worden.

Stammheim - Er ist klein, kugelförmig und macht nicht viel her. Tritt er aber in Massen auf, kann er unheimlich viel bewirken: der Wassertropfen. Was er alles anstellen kann und wie wichtig er für die Menschen ist, das besangen die Kinder der Tagesstätte Pegasus am vergangenen Mittwoch in einem Lied. Wasser spielt in der Kita am Nobileweg 18 eine ganz besondere Rolle. Als erste Einrichtung in Stuttgart ist sie als Kneipp-Kindergarten zertifiziert worden.

„Würden sich Albert Einstein und Sebastian Kneipp heute hier treffen, hätten sie sich bestimmt vieles zu erzählen“, sagte die Einrichtungsleiterin Sylvia Groß zu Beginn der Feier. Neben dem Wasserdoktor spielt nämlich dank des Projektes „Einstein in der Kita“ auch der Entdecker der Relativitätstheorie eine tragende Rolle im pädagogischen Konzept der Tagesstätte. Neugierde, Selbsterfahrung, Gesundheit, Experimentierfreudigkeit und natürlich nicht zuletzt eine Menge Spaß sollen die Kinder beim Heranwachsen begleiten. Dass das funktioniert, da ist sich Constanze Göttling vom Jugendamt ganz sicher: „Atmosphäre und Klima in der Einrichtung sind super, das Konzept wird mit viel Begeisterung und Leidenschaft gelebt.“

Kneipp-Konzept setzt auf fünf Säulen

Das ganzheitliche Kneipp-Gesundheitskonzept sieht vor, dass Mädchen und Buben spielerisch die Grundlagen zur gesunden und naturgemäßen Lebensweise erlernen und einüben. „Aus gesunden Kindern sollen gesunde Erwachsene werden“, erläuterte Marion Caspers-Merk, die Präsidentin des Deutschen Kneipp-Bundes. Dabei würden die fünf Säulen von Kneipp (Wasser, Ernährung, Bewegung, Heilkräuter und Lebensordnung) als Grundlage dienen. „Kneipp ist aktueller denn je“, sagte Caspers-Merk am Mittwoch.

2009 hatte Brigitte Müller, die Vorsitzende des Stuttgarter Kneipp-Vereins, der seinen Sitz in Zuffenhausen hat, die Idee für das Projekt in der Einrichtung vorgestellt. Noch während des Infoabends hatten sich die Erzieherinnen entschieden, das Konzept in die Tat umzusetzen. Die Kosten für die Ausbildung des Kita-Teams übernahm zu 60 Prozent der Kneipp-Verein, den Rest steuerte die AOK Zuffenhausen bei. Im Sommer 2010 begann die Ausbildung. Die Zertifizierungsphase ist im März 2012 mit der Überprüfung der Einrichtung durch den Kneipp-Bund Bad Wörishofen abgeschlossen worden. Damit die Kita das Zertifikat behalten darf, müssen die Mitarbeiter ein Mal im Jahr eine Fortbildung besuchen.

Wassertreten, Kräutergarten und Ausflüge in die Natur

„Kneipp hätte seine Freude an dieser Kita“, sagte Ingrid Danielisz, die kommissarische Vorsitzende des Kneipp-Landesverbandes Baden-Württemberg. In der Tat würde der Wasserdoktor wohl große Augen machen: Täglich gibt es Anwendungen wie Wassertreten, Güsse oder Armbäder. Außerdem steht regelmäßig gesunde Ernährung auf dem Speiseplan, sogar ein eigener Kräutergarten wurde angelegt. Bei Ausflügen haben die Kinder die Natur besser kennengelernt, Entspannungs- und Bewegungsübungen sollen die Fitness verbessern. Erste Erfolge scheinen sich bereits einzustellen. So haben Eltern und Erzieher festgestellt, dass die Kinder weniger anfällig für Infekte sind.

Pegasus soll nicht der einzige Kneipp-Kindergarten in Stuttgart bleiben. Auch in anderen Einrichtungen wird momentan das Personal geschult. Als nächste Kita wird das Emma-Schwab-Haus in Freiberg am 15. Juni zertifiziert. Momentan gibt es in Baden-Württemberg elf Kneipp-Kindergärten, in ganz Deutschland sind es 295.