Am Containerbahnhof in Kornwestheim entsteht ein neues Industriegebiet. Foto:  

Beim Containerbahnhof Kornwestheim ist ein neues Industriegebiet mit 24-Stunden-Betrieb geplant – direkt an der Grenze zu Stuttgart. Die Baubürgermeister beider Städte betonen das nachbarschaftliche Verhältnis.

Stammheim/Kornwestheim - „Die Gemarkungsgrenze ist keine Kulturgrenze“, sagte der Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses. Die Nachbarstädte Stuttgart und Kornwestheim sollten wieder zu einer Diskussionskultur zurückkehren, in der mehr miteinander geredet werde, sagte Pätzold.

Bei der Sitzung zugegen war auch sein Kornwestheimer Amtskollege Daniel Güthler. Er informierte die Stuttgarter Stadträte über den Stand jener Pläne, die vor allem in Stammheim auf Unverständnis stoßen: Wie berichtet, hat Kornwestheim nördlich der B 27a, an der Grenze zu Stammheim, ein Industriegebiet ausgewiesen. Im Bereich Containerbahnhof Süd sollen eine Tankstelle mit Rastanlage, ein Parkplatz für Lastwagen sowie eine Lagerhalle mit Betriebshof entstehen. Durch den angedachten 24-Stundenbetrieb wird auf der B 27a mit täglich 150 Lastwagen und 200 Autos mehr gerechnet. Für das benachbarte Gewerbegebiet Sigelstraße hingegen ist das Planungsverfahren noch nicht abgeschlossen.

Regierungspräsidium und Ministerium haben die Pläne geprüft

Güthler erklärte, dass das Vorgehen Kornwestheims sowohl vom Regierungspräsidium Stuttgart als auch vom Landesministerium für Verkehr und Infrastruktur geprüft worden sei. „Wir haben die Stadt Stuttgart frühzeitig über das Vorhaben informiert“, sagte Güthler. Auch dem Stammheimer Bezirksbeirat seien die Pläne schon im Juli 2014 präsentiert worden. Auf die damals vorgebrachten Einwände hin habe man eine Lärmschutzwand geplant und eine Gesamtlärmbetrachtung für die beiden Gebiete gemacht. „Wir sind eine Wirtschaftsregion “, betonte Güthler. So werde auch die Landeshauptstadt logistisch über den Containerbahnhof versorgt.

Peter Pätzold bestätigte, dass es Abstimmungen zwischen den Stadtverwaltungen gegeben habe. Er wies auch den Vorwurf zurück, sich nicht für die Belange der Stammheimer einzusetzen. Aber die Planungen seien von den Behörden geprüft und nicht beanstandet worden. „Wir halten es nicht für gegeben, gegen Kornwestheim vor Gericht zu ziehen.“

Die Lärm- und Verkehrsbelastung soll reduziert werden

CDU-Stadtrat Philipp Hill wies darauf hin, dass die Region ihren Wohlstand gemeinschaftlich erwirtschafte. Dennoch bat er darum, zu prüfen, wie die Belastungen für Stammheim minimiert werden können: „Wie kann man die Pläne modifizieren, ohne die Gesamtplanung in Frage zu stellen?“ Judith Vowinkel (SPD) sagte, es gehe darum, die Lärm- und Verkehrsbelastung für die Stammheimer in einem erträglichen Maß zu halten. Das Areal solle nicht wie geplant über zwei Straßen, sondern über eine Zufahrt erschlossen werden, um Stammheim zu entlasten. „Dass rechtlich alles in Ordnung ist, mag sein“, sagte sie. Angesichts der Aufteilung des Geländes in zwei Gebiete, wodurch höhere Lärmwerte zulässig sind, sei aber der Gedanke schon naheliegend, dass getrickst werde.

„Wenn alles geprüft wurde, wäre es nicht angebracht, zu klagen“, sagte Grünen-Stadträtin Gabriele Munk. Ihr sei es aber wichtig, festzuhalten, dass dort keine drei-Schicht-Betriebe angesiedelt werden sollen. Zudem sollten beide Stadtverwaltungen gemeinsam prüfen, wie möglichst viel Verkehr auf Umgehungsstraßen verlagert werden kann. Während sie sich Ampeln als verkehrslenkende Maßnahmen vorstellen könnte, würde Ralph Schertlen von den Stadtisten Kreisverkehre vorziehen, da sie deutlich lärmärmer seien als Ampelkreuzungen. Auch Christoph Ozasek (SÖS-Linke-Plus) sah dringenden Handlungsbedarf in Sachen Lärm und Verkehr und schlug Lieferzeit-Korridore vor.

Daniel Güthler verwies auf ein Verkehrsgutachten, das bereits erstellt worden sei. Er sagte aber zu, nochmals mit der Stuttgarter Verwaltung Gespräche zu führen: „Auch wir wollen, dass der Verkehr läuft.“ Stammheims Bezirksvorsteherin Susanne Korge sagte, sie könne schlecht gegen die Gutachten argumentieren. „Aber ich muss nur zum Fenster rausschauen, dann sehe ich sehr viel Verkehr und Stau.“ Sie habe zudem kein Verständnis dafür, dass nicht einmal 100 Meter von einem Wohngebiet entfernt ein Industriegebiet mit 24-Stunden-Betrieb geplant sei. „Diese Planungen gehören abgespeckt, das erwarte ich in einer guten Nachbarschaft.“