Das Rathausviertel macht seiner historischen Bedeutung wenig Ehre. Foto: Manfred Storck

Das Quartier rund ums Rathaus macht seiner historischen Bedeutung wenig Ehre. Fördergeld soll Hausbesitzer motivieren, das zu ändern.

Stuttgart-Mitte - Das Gebiet rund um das Rathaus zwischen der Königstraße und der Eberhardstraße gilt städtebaulich als Keimzelle Stuttgarts. Allerdings macht das so genannte Rathausviertel aktuell seiner historischen Bedeutung wenig Ehre, denn dort liegen optische Schandflecke wie die Steinstraße oder die Neue Brücke. Das soll sich mit dem Sanierungsprogramm S 27 in den kommenden acht Jahren ändern. 20 Millionen Euro Fördergelder von Land und Bund stehen zur Verfügung. Allerdings sind davon 16,5 Millionen Euro für den Umbau des Wilhelmspalais zum Stadtmuseum verplant. Das eigentliche Sanierungsgebiet umfasst den Straßenzug Tor- und Eberhardstraße sowie den Bereich zwischen Eberhard-, Stein-, Hirschstraße, Neue Brücke, Eichstraße und Marktstraße.

Fördergeld soll Hauseigentümer motivieren

Die Eigentümer von Grundstücken und Immobilien in diesem Bereich sollen durch Fördergelder ebenfalls zur Modernisierung oder Sanierung ihres Besitzes motiviert werden. Matthias Bertram , der Leiter der Abteilung Stadterneuerung, informierte deshalb zusammen mit den Modernisierungsberatern der ausführenden Arbeitsgemeinschaft für Orts- und Regionalplanung (Orplan) vor rund 70 Zuhörern im Rathaus über die Anreize durch Fördermöglichkeiten. Im Gegenzug werden von der Stadt keine Ausgleichszahlungen wegen einer Wertsteigerung nach dem Umbau oder der Erneuerung von den Eigentümern erhoben.Allerdings sind Bauarbeiten nur dann förderungswürdig, wenn sie vor dem Auftrag an den Handwerker mit Orplan abgestimmt sind

Zusätzlich haben die Eigentümer über zehn Jahre steuerliche Vorteile. Mit der Sanierung werden verschiedene städtebauliche Ziele verfolgt: Die Mischung aus Handel, Gewerbe und Wohnen soll stabilisiert werden. Die Querspange im unteren Bereich der Eberhard- und der Torstraße soll verschönert werden. So ist vor dem Hegelhaus ein Vorplatz geplant und auf einer Mitteltrasse der Eberhardstraße werden Bäume gepflanzt. Der Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz ist bisher jedoch nicht in das Sanierungsgebiet eingeschlossen.

Parkhäuser sollen weichen

Das Rathausparkhaus wird abgerissen, die Autos parken künftig in einer Tiefgarage. An seiner Stelle wird ein Verwaltungsgebäude samt Betriebskindertagesstätte gebaut. Auch über die Zukunft des Kaufhofparkhauses verhandelt die Stadt mit dem Eigentümer, außerdem soll die Sicht auf städtebaulich bestimmende Gebäude wie den Tagblatt-Turm frei werden. Von der Steinstraße aus wird er durch den Gebäuderiegel des Kaufhofs verdeckt. Gespräche über dessen Abriss laufen, kündigte Guntram Geilsdorfer an, der das Projekt für die Stadt leitet. Er ist auch der Ansprechpartner für alle privaten Eigentümer. Modernisierungsbetreuerin ist Christine Tritschler vom Planungsbüro Orplan. Sie hatte beim Informationsabend auch gleich Berechnungsbeispiele für die privaten Immobilienbesitzer mitgebracht.

Der Fördersatz für die Modernisierung liegt zwischen 25 und 35 Prozent. Es müssen dabei aber die energetischen Standardrichtlinien der Stadt eingehalten werden. Der Förderbetrag richtet sich nach dem Grad der Energieeffizienz nach der Modernisierung. Die Höchstsumme liegt bei 250 000 Euro. Die Kosten für den Abbruch eines Gebäudes werden komplett erstattet. Da denkmalgeschützte Gebäude nicht energetisch gedämmt werden können, wird ihre Modernisierung mit dem Fördersatz von 25 Prozent bezuschusst, hinzu kommen weitere 15 Prozent an Zuschüssen für den Denkmalschutz an der Immobilie. Als Paradebeispiel für eine gelungene Sanierung von historischer Bausubstanz gelten die Gebäude rund um den Hans-im- Glück-Brunnen. Tatsächlich war dieses Quartier zwischen 1906 und 1909 das erste Sanierungsgebiet der Stadt.

AnsprechpartnerModernisierungswillige Haus- und Grundbesitzer aus dem Gebiet können sich beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung unter der Telefonnummer 216 26 72 informieren.