Der Rückkauf aller Netze ist bis 2014 geplant - die Stadt ist schon auf Partnersuche.

Stuttgart - Dem Energiekonzern EnBW droht nach dem Verlust der Kunden Bosch und Daimler ein weiterer Schlag: Stuttgart will nach Informationen unserer Zeitung wieder ein eigenes Stadtwerk gründen.

EnBW ist seit 2002 im alleinigen Besitz aller Strom-, Gas-, Fernwärme- und Wassernetze in Stuttgart. EnBW verdient damit über die Durchleitungsgebühren auch dann, wenn Kunden einen anderen Strom- oder Gaslieferanten als die EnBW gewählt haben. 2002 hatte Stuttgart sein Stadtwerk (NWS) an die EnBW verkauft. Nun sollen mit Ausnahme der Fernwärme alle Netze zurückgekauft werden.

Ende 2013 läuft der Konzessionsvertrag Stuttgarts mit der EnBW aus. Er garantiert Stuttgart bisher jährlich 50 Millionen Euro. Bis 2014 will die Stadt einen eigenen Energievertrieb aufgebaut haben. Für das neue Stadtwerk wird ein Minderheitsgesellschafter gesucht. Die EnBW gilt bei den Grünen, die im Gemeinderat die größte Fraktion stellen, als Tabu. "Wir wollen kommunale Stadtwerke mit kommunalem Partner", sagt der Stadtrat Peter Pätzold. Die EnBW komme wegen ihrer Atomkraftwerke kaum infrage. Die SPD als Mehrheitsbeschaffer ist noch nicht festgelegt.

Bereits 2012 will die Stadt in den Aufbau der Ökoenergieerzeugung investieren. 70 Millionen Euro pro Jahr wären nötig. Dafür und für den Netzrückkauf stehen 620 Millionen Euro zur Verfügung.

Als neuer Partner der Stadt sieht sich die Kommunalpartner Beteiligunggesellschaft, ein Zusammenschluss von bisher sechs Stadtwerken aus Baden-Württemberg. "Wir werden uns bewerben", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Johannes van Bergen. "Es wäre ein Erdbeben für die EnBW, wenn sie Stuttgart verlöre", sagt Claus Schmiedel, Fraktionschef der SPD im Landtag. Das Land hält 46,5 Prozent der EnBW.