Leere Ladengeschäfte sind ein deutliches Anzeichen für den Abwärtstrend in Stadtteilzentren. Foto: Bernd Zeyer

Um den Abwärtstrend von Stadtteilzentren aufzuhalten, hat die Stadt die so genannte Acocella-Studie in Auftrag gegeben. Sechs Bezirke wurden genauer untersucht, darunter auch Zuffenhausen. Dort hat die Verkaufsfläche in den vergangenen Jahren stark abgenommen.

Zuffenhausen - Spielhallen, Shisha-Bars, Wettbüros, Billigläden oder Geschäftsräume, die leer stehen: Dieser Anblick wird in vielen Stadtteilzentren immer mehr zur Regel als zur Ausnahme. Die Stadt möchte etwas gegen den so genannten „Trading-Down-Effekt“ (Abwertungsprozess) unternehmen. Zu den insgesamt sechs Bezirken, die dabei im besonderen Fokus stehen, gehört auch Zuffenhausen. „Stadtteilzentren Konkret“, so lautet der Titel der Gemeinderatsdrucksache, die am 19. September in den Ausschuss für Umwelt und Technik eingebracht wurde. Sie fußt auf einer Studie des Büros Dr. Donato Acocella. Stadtplaner Hermann-Lambert Oediger hat am Dienstag im Bezirksbeirat die Ergebnisse der Studie sowie mögliche Handlungskonzepte für Zuffenhausen vorgestellt.

„In Zuffenhausen ist eine Abwärtsspirale klar ablesbar“, sagte Oediger. Im Jahr 2008 habe es noch knapp 13 000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Stadtteilzentrum gegeben, 2016 seien es nur noch 10 600 Quadratmeter gewesen. Das, so rechnete der Stadtplaner den Beiräten vor, sei ein Rückgang um 18 Prozent und damit der höchste Wert aller sechs untersuchten Bezirke (Zuffenhausen, Weilimdorf, Feuerbach, Bad Cannstatt, Vaihingen, Untertürkheim). Zwar sei die Anzahl der Leerstände weitgehend gleich geblieben, das sei aber nicht wirklich ein Grund zur Freude. Es fänden sich in der Tat immer wieder Nachmieter für Ladengeschäfte, dies seien aber oftmals Vergnügungsstätten oder andere Betriebe, die nicht für eine wirkliche Aufwertung sorgen würden.

Bei Workshops wurden Handlungskonzepte erarbeitet

Im Rahmen der Acocella-Sudie wurde nicht nur die Ist-Situation erfasst; von Herbst 2016 gab es auch Workshops, an denen Gewerbetreibende, Grundstückseigentümer, Beiräte sowie die Vorsteher aus den jeweiligen Bezirken beteiligt waren. Sie erarbeiteten unter anderem Handlungsempfehlungen. In Zuffenhausen stand dabei vor allem die Unterländer Straße im Mittelpunkt. Was die Einkaufsmeile betrifft, so ist unter anderem angedacht, die Parkplätze auf dem Mittelstreifen wegfallen zu lassen und den Bereich somit für Passanten attraktiver zu gestalten. Davon wollte CDU-Beirat Wolfgang Machauer allerdings nichts hören: „Damit wird der Einzelhandel dort vernichtet“, kritisierte er. Ebenfalls vorgeschlagen wird eine Zusammenlegung von Läden an der Unterländer Straße. So, das erläuterte Oediger, könnte der zentrale Versorgungsbereich konzentriert werden. Ohnehin sei grundsätzlich vorstellbar, das Zentrum in drei Teilräume mit jeweils eigener Gestaltung und Funktion aufzuteilen: die Ludwigsburger Straße samt Kelterplatz, die östliche Unterländer Straße mit dem Emil-Schuler-Platz sowie die westliche Unterländer Straße. Ein weiterer Punkt in Oedigers Ausführungen betraf den Bahnhofsvorplatz sowie den Bereich rund herum: Auch hier müsse etwas getan werden, zudem solle das Areal besser ans Zentrum angebunden werden. Zusammenfassend ist für Oediger klar: „Wir wollen nicht nur die Versorgung sichern, sondern eine kulturelle und soziale Mitte schaffen.“

Die Beiräte wollen 600 000 Euro für Zuffenhausen

Dies sahen die Räte ähnlich. CDU-Sprecher Harmut Brauswetter nannte die Vorlage ein „tolles Papier“, auch die SPD begrüßte die Drucksache ausdrücklich. FDP-Sprecher Karlheinz Schmid gab zu Bedenken, dass die Grundstücksparzellen an der Unterländer Straße klein seien und oftmals Erbengemeinschaften gehören würden. Das erschwere einen gemeinsamen Ansatz wie es beispielsweise an der Ludwigsburger Straße der Fall sei, wo ein Investor viele Grundstücke hatte kaufen können.

Kritik gab es am finanziellen Rahmen. Für alle sechs Bezirke sollen im kommenden Doppelhaushalt zusammen 150 000 Euro bereitgestellt werden, weitere 100 000 sind für das Handlungskonzept Nahversorgung vorgesehen. Das ist den Zuffenhäuser Räten entschieden zu wenig. Sie verwiesen, ebenso wie Bezirksvorsteher Gerhard Hanus, auf einen Antrag aus der Junisitzung, in dem 600 000 Euro gefordert worden waren. Diese Summe hätte ursprünglich für die Schlüsselmaßnahme „Stärkung östliche Unterländer Straße und Bahnhofsumfeld“ bereitgestellt werden sollen. Allerdings, das hatte der Erste Bürgermeister Michael Föll in diesem Zusammenhang betont, sei die Stadtkasse leer.

Einstimmig erneuerten die Beiräte ihren Antrag vom 20. Juni. Unter dieser Maßgabe votierten sie schließlich auch einstimmig für die Vorlage der Verwaltung.