Die Stadttauben sind in ganz Stuttgart präsent – Die Stadtverwaltung will zusammen mit Tierfreunden die Population begrenzen Foto: dpa

Ralph Schertlen von der Wählervereinigung Stadtisten möchte in Stuttgart am liebsten mit Drohnen die Taubeneier aus den Brutnestern holen. Die Stadtverwaltung setzt bei ihrem Versuch, die Taubenpopulation zu begrenzen, lieber auf eigens eingerichtete Taubenschläge, in denen sie die Eier beseitigen lässt.

Stuttgart - Der Stadtrat Ralph Schertlen von der Wählervereinigung Die Stadtisten ist immer wieder mal für eine eigenwillige Idee gut. Wie am Dienstag: Da hat er im Stuttgarter Rathaus allen Ernstes vorgeschlagen, unbemannte Flugobjekte einzusetzen, um den Taubenbestand in der Landeshauptstadt zu begrenzen.

Mit den sogenannten Drohnen könne man die Brutorte der Stadttauben aufspüren, was bereits mit preisgünstigen handelsüblichen Geräten möglich sei. Wenn man dann noch ein bisschen Geld drauf lege, sagte Schertlen im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik, erreiche man noch mehr. Dann könne man wahrscheinlich Drohnen einsetzen, um die Taubeneier aus den Nestern zu holen, ehe kleine Tauben schlüpfen. Die Runde reagierte wieder mal amüsiert auf Schertlens Vorstellungen. „Wir fragen mal bei der US-Armee nach, ob sie uns da helfen kann“, sagte Martin Schairer schmunzelnd. Ein Scherz.

Schon 10 000 Eier beseitigt

Tatsächlich wollen der christdemokratische Ordnungsbürgermeister und seine Ordnungsamtsleiterin Dorothea Koller den Weg weitergehen, den die Stadt 2009 eingeschlagen hat. Seither hat sie acht Taubenschläge oder Taubentürme errichtet, in denen die Tiere Futter und Nester finden und in denen ehrenamtliche Helfer die Taubeneier regelmäßig entfernen.

Insgesamt rund 10 000 Eier seien schon beseitigt werden, sagte Koller. Das scheine vielleicht nicht viel zu sein, solle aber nicht unterschätzt werden: „Mit jedem Ei, das wir wegnehmen, wird das Schlüpfen einer Taube verhindert, die pro Jahr mehrere Eier legen würden.“ Zudem bewirke dieses Vorgehen, dass viel Taubenkot nicht auf Straßen, Plätzen und Gebäuden lande, sondern in den Taubenschlägen bleibe und von dort entsorgt werden könne. „Da geht es um viele Tonnen von Kot“, sagte Koller.

Sie musste aber auch einräumen, dass man bei der Standortsuche für weitere Schläge und Türme nicht so erfolgreich sei wie beim Einsammeln von Eiern.

Keine neuen Standorte für Taubenschläge

Gerade eben hat es wieder einen schweren Rückschlag gegeben, als die Stadtverwaltung einen Ersatzstandort für den Taubenschlag auf der Rathausgarage suchte, denn dieses Gebäude wird abgerissen. Sage und schreibe 170 Eigentümer von möglicherweise geeigneten Gebäude in der Stuttgarter Innenstadt hat Koller angeschrieben – Privatleute und die Verwalter von Immobilien der Stadt und des Landes. Ergebnis: „Es kam nicht eine Zusage.“

Danach ließ Koller die städtischen Gebäude noch einmal genauer prüfen. Wieder ohne Erfolg. Die Antworten seien zum Teil schlüssig. Beispielsweise werde manchmal darauf verwiesen, dass man erst das Dach verstärken müsste, damit es eine Taubenschlag trägt. Trotzdem ist das für Bürgermeister Schairer unbefriedigend. Denn ihm ist klar: „Die Stadt Stuttgart sollte Vorbild sein.“ Seine Amtsleiterin hofft – wieder mal – auf die Hilfe der Kirchen.

Verwaltung fordert Personalstelle

Wenn sich nichts mehr tut, will die Verwaltung den Taubenschlag von der Rathausgarage zum Haus Kriegsbergstraße 30 verlagern. Dort soll er ergänzen, was als Ersatz für Stuttgarts allerersten Taubenschlag im inzwischen abgerissenen Nordflügel des Hauptbahnhofs bereits in der Kriegsbergstraße 30 eingerichtet wurde. Dann könne man nur hoffen, dass ein Teil der Tauben im Bereich Rathaus die nicht gerade nahegelegene Alternative akzeptiert.

Dass die Stadt weitere Schritte unternehmen muss, um die Taubenpopulation zu begrenzen, war im Ausschuss unumstritten. Einige Stimmen sprachen sich dafür aus, auch das Fütterungsverbot auf Straßen, Plätzen und in Anlagen durchzusetzen. Dagegen würden fast immer Frauen verstoßen, sagte Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne). Manche der Frauen seien „psychologisch auffällig“ und würden sich damit verteidigen, dass die Tauben Not leiden würden und in den Taubenschlägen nicht ausreichend gefüttert würden. Doch das sei falsch.

Amtsleiterin Koller erklärte, für den Ausbau der Aktivitäten wäre auch eine Personalstelle notwendig. Doch da versprach nur die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus Unterstützung.