Die große Internetstation bleibt in der Leonberger Straße. Foto: factum/Weise

Es sieht aus wie eine Garage für einen Kleinbus: Weil ein Umzug gut 100 000 Euro kosten würde, bleibt das großvolumige Haus für Internettechnik in der Leonberger Straße, wo es ist.

Gerlingen - Das Ding steht da – und jeder hoffte, dass es irgendwann wieder wegkommt. Dies hatte das Gerlinger Rathaus auch in Aussicht gestellt – weil das Bauwerk an der Leonberger Straße nicht so schön aussieht. Darin sollten Server und andere technische Einrichtungen für die Internetanschlüsse in der Umgebung Platz finden. Nun wollte die Verwaltung das kleine Fertighaus etwa 100 Meter versetzen. Doch die Räte des Technischen Ausschusses stimmten dafür, das Bauwerk stehen zu lassen – die Umsetzkosten seien zu hoch.

Die „Internet-“ oder „Sprinter-Garage“ wird das Fertigbauwerk im Ort inzwischen genannt – weil es mit etwa drei mal sechs Metern so groß ist, dass ein Kleinbus reinpassen würde. Es steht schon rund zwei Jahre an der Leonberger Straße. Und es hat von Anfang an Unmut ausgelöst – weil es groß ist, und weil es manchen schlicht wegen der einfachen und klotzigen Optik stört. Deswegen hat es vor einiger Zeit einen Neuanstrich bekommen.

Und dann hatte die Verwaltung die Idee, das Ding anders zu platzieren: Gut 100 Meter weiter auf der anderen Straßenseite, auf einen Platz von 39 Quadratmetern, den die Betreiberfirma dort nicht braucht. Nun sollte dieses Vorhaben vom Technischen Ausschuss (TA) abgesegnet werden. Kostenpunkt: 105 000 Euro.

100 000 Euro mehr

Es habe ihn fast umgehauen, als er diese Zahl gesehen habe, sagte Martin Nufer von den Freien Wählern. Die Mitglieder des TA hatten noch Kosten für das Umsetzen von zwei- oder dreitausend Euro im Kopf. Dieser Betrag war vor einiger Zeit genannt worden. Und nun: 100 000 Euro mehr. Angesichts dessen fragte der Bürgermeister Georg Brenner: „Ist es uns das wert?“ Man könne das Geld gut für andere Aufgaben brauchen. „Wir sind von anderen Überlegungen ausgegangen“, sagte er – verteidigte aber die sechsstellige Summe: Man könne das Gebäude nicht einfach an den Haken eines Krans hängen. So müsse es zum Beispiel in den Hang eingegraben und dieser gesichert werden. Die Vorlage des Stadtbauamtes hatte er noch abgezeichnet.

Das Bauwerk sei nicht dramatisch, man habe sich bereits daran gewöhnt, meinte Brigitte Fink (SPD) zum aktuellen Standort, es vertrage sich jetzt gut mit dem Hintergrund. Man solle es „lassen, wo es ist“ und „vielleicht ein bisschen Grün außenrum“ vorsehen. Nino Niechziol (Junge Gerlinger) plädierte ebenfalls fürs Stehenlassen: „Wir können die 100 000 Euro sinnvoller investieren.“ Auch für Rolf Schneider (Grüne) ist diese Summe fürs Umsetzen „einfach zu viel Geld“. Es gebe „andere Örtlichkeiten, wo man aus ästhetischen Gründen etwas verändern könnte“.

Zwei Stimmen fürs Versetzen

Martin Nufer plädierte mit großem Engagement für das Umplatzieren: Kein Mensch habe einstmals gesagt, „wie groß das Ding wird“. Man habe den Anliegern versprochen, dass es versetzt werde. „Wir können das nicht bringen, es stehen zu lassen.“ Er wurde von Rudolf Sickinger (CDU) unterstützt: Am Ortseingang sei dieses Bauwerk nicht tragbar. Es müsse da weg. „Dann kostet es halt Geld. Mir würde eine solche Kiste vor meinem Haus auch nicht gefallen.“ Sein Fraktionschef Christian Haag widersprach: „Wir können nicht guten Gewissens 100 000 Euro dafür ausgeben.“ Es gebe hervorragende Möglichkeiten zur Fassadenbegrünung. „Es muss optisch verschwinden, dann bleibt es in Gottes Namen eben an dieser Stelle.“ Die Frage sei nur: „Wie ist es dahin gekommen?“

Diese Frage wurde während der Sitzung von der Verwaltung nicht beantwortet, auch wenn zuvor Rolf Schneider bemerkt hatte: „Irgend jemand wird das genehmigt haben.“ Ohne Wissen der Verwaltung habe das niemand aufgestellt.

Das Ergebnis der Abstimmung jedenfalls war eindeutig: Eine Enthaltung, zwei Stimmen fürs Versetzen, sechs Stimmen dagegen – auch die des Bürgermeisters. Jetzt darf man gespannt sein, wann sich die ersten zarten Pflänzchen an den Wänden hochranken. Es gibt ja schnell wachsendes Grün – und die nächste Wachstumsperiode kommt schneller als man denkt.