Studentinnen lernen im Stadtpark Foto: Kraufmann

Der Stadtgarten an der Uni soll eine attraktive Wegachse zur Liederhalle erhalten.

Stuttgart - Der Stadtgarten ruht im Dornröschenschlaf. Doch jetzt soll der historische Park am Rande der City als Teil einer innerstädtischen Grünachse wieder wachgeküsst werden, verlangt der Bezirksbeirat Mitte. Nur wie, ist noch nicht klar.

Stadtgarten? Wo denn, wie denn, was denn? Den meisten Stuttgartern dürfte der Park am nördlichen Rand der City unbekannt sein. Unattraktive Zugänge und verwirrende Wegeführungen sorgen dafür, dass sich seit Jahren kaum Passanten von der Innenstadt in den Park zu Füßen der beiden Unihochhäuser an der Keplerstraße verirren. Die umgebenden Universitäts-, Hochschul- und Bankengebäude riegeln das Areal zusätzlich ab, wie ein Uni-Führer fast schon entschuldigend schreibt. Studenten bleiben hier meist unter sich.

Die ungemütliche Kulisse aus angrenzender Tankstelle, monströsem Taubenturm und Wasserspielen aus Massivbeton sorgt für ein Übriges. "Ein Taubenschlag mit Feuerwehrleiter erscheint etwas überdimensioniert", sagt auch Detlev Kron, Leiter des Stadtplanungsamts.

Dabei war der Stadtgarten vor über 100 Jahren die beliebteste Parkanlage in der Stadt. Das ist lange her. "Der Stadtgarten ist heute kein Abbild mehr seiner früheren Qualität", sagte der neue Gartenamtschef Volker Schirner am Montagabend im Bezirksbeirat Mitte, "er ist in einem unbefriedigenden Zustand." Dabei stört nicht nur Wildwuchs von Stauden und Bäumen, wie der Landschaftsarchitekt Christoph Luz schilderte. Die Besitzverhältnisse tun ein Übriges. "Weil Stadt und Land Eigentümer sind, finden sich an Grundstücksgrenzen mitunter zwei Mülleimer direkt nebeneinander", schildert er ein Kuriosum.

"Seit fünf Jahren bemühen wir uns, den Stadtgarten zu neuem Leben zu erwecken", beschreibt die grüne Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle die einmütige Absicht des Bezirksbeirats Mitte. Doch Anträge des Gremiums verpufften bislang wirkungslos. "Es gab bereits erste Entwürfe im Rahmen eines Innenstadtkonzepts", erwähnt Amtsleiter Kron. So sollte die Breitscheidstraße besser an den Park angebunden und eine attraktive Wegachse von den Uni-Kolleggebäuden bis zur Liederhalle am Berliner Platz geschaffen werden. Doch alles versandete im Verwaltungsapparat.

Dabei drängt die Zeit, den Stadtgarten auch wegen der baulichen Neuordnung des städtischen Klinikums wieder attraktiver zu machen. Die Neubauten am Klinikumsstandort Mitte richten sich nämlich künftig entlang zweier kreuzförmiger Achsen aus. Eine davon in Nord-Süd-Richtung soll bis 2015 die nördlich angrenzenden Wohngebiete über das Klinikgelände und einen ebenerdigen Übergang über die Kriegsbergstraße mit dem Stadtgarten verbinden.

"Die Kriegsbergstraße wird zurückgebaut", erwähnt Kron, dass der Bebauungsplan bereits steht. Doch die Finanzierung ist noch nicht beschlossen. Auch die Stadtgartenumgestaltung muss erst noch angestoßen werden. Grünen-Stadtrat Michael Kienzle kündigte im Bezirksbeirat an, das Thema kurzfristig im Technikausschuss des Gemeinderats behandeln zu wollen. "Statt des üblichen städtebaulichen Ideenwettbewerbs wäre auch ein Workshop mit allen Beteiligten möglich", schlägt Kron vor. Erster Schritt könnte die Entfernung von Stauden sein, um wieder große Rasenflächen zu bekommen", nannte er den Bezirksbeiräten eine Maßnahme.

Damit will sich aber niemand zufriedengeben. "Wir haben eine Torte erwartet und einen Keks bekommen", fasste Bezirksvorsteherin Kienzle die enttäuschten Erwartungen der Beiräte zusammen. Das Wachküssen des grünen Dornröschens lässt weiter auf sich warten.