Der Bahnhofsvorplatz in Ludwigsburg ist untertunnelt. Bislang fahren dort nur Autos und Busse durch. Foto: factum/Granville

Die Diskussion über die Verlängerung der Stadtbahnlinie von Remseck bis nach Markgröningen ist ins Stocken geraten. Landrat Rainer Haas wagt einen neuen Versuch und bringt eine dritte Variante ins Spiel.

Ludwigsburg - Für den Landrat Rainer Haas ist die Sache klar: „Wer jetzt nicht Ja sagt zur Stadtbahn, der muss billigend in Kauf nehmen, dass das Projekt für die kommenden zehn Jahre oder länger erledigt ist“, sagt er. Es ist ein Hinweis mit Nachdruck an die Stadt Ludwigsburg, die sich in der Diskussion über eine Verlängerung der Stadtbahn von Remseck über Pattonville nach Ludwigsburg und darüber hinaus bis nach Markgröningen bisher weniger deutlich positioniert hat als die anderen Beteiligten. Was auch daran liegt, dass die Frage über den Verlauf der möglichen Trasse in Ludwigsburg eng verquickt ist mit der Diskussion darüber, wie die Stadt ihren öffentlichen Personennahverkehr neu organisieren will. Der Ludwigsburger Bahnhof ist dabei die Engstelle, an der beide Projekte zusammenlaufen sollen.

Nachdem zwei Varianten für die Stadtbahnlinie bereits diskutiert wurden, hat der Landrat nun eine weitere Möglichkeit aufs Tableau gebracht. Sie sieht vor, dass die von Remseck kommende Bahn die Leonberger Straße entlangfährt und an den Parkplätzen nahe dem Ludwigsburger Bahnhof in die Bahnhofstraße einbiegt, von dort durch den bislang von Autos genutzten Tunnel fährt und anschließend hinter dem Schillerdurchlass in einem neu zu bauenden Tunnel die Gleise in Richtung Weststadt quert (siehe Grafik).

Für Haas ist die Variante „der Befreiungsschlag“

„Das ist eine äußerst charmante Variante, die ein echter Befreiungsschlag in der Diskussion sein könnte“, sagt Haas, der sich offen zum Anschluss an das Stadtbahnnetz bekennt.

Die Tunnellösung hat für den Landrat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen wäre es der Stadtbahn möglich, die Gleise zu überqueren, ohne den Straßenverkehr am Schillerdurchlass zu behindern. Zum anderen könnte die Stadt Ludwigsburg ihren neuen Zentralen Omnibusbahnhof ohne Einschränkungen planen, wenn die Stadtbahn darunter durch fahren würde.

Die beiden bisher diskutierten Varianten sehen entweder eine Durchfahrt beim Schillerdurchlass vor oder aber eine am Bahnhof unterbrochene Linie – so dass Fahrgäste am Busbahnhof aussteigen und an der Westseite des Bahnhofs wieder einsteigen müssten.

Die Stadt zeigt sich aufgeschlossen

Bei der Stadt Ludwigsburg zeigt man sich aufgeschlossen gegenüber dem Vorstoß des Landrats. „Wir begrüßen das“, kommentiert der Baubürgermeister Michael Ilk die Pläne. Wobei der Vorschlag nicht neu sei. Man habe ihn bisher nicht priorisiert, weil man angenommen habe, dass die Bahn durch den Schillerdurchlass passe. Da die Detailplanungen nun das Gegenteil ergeben hätten, sei die Idee, die Stadtbahn tieferzulegen, naheliegend. Der betroffene Tunnel werde von 6000 bis 8000 Fahrzeugen pro Tag durchquert, das sei keine besonders große Verkehrsmenge. „Aber die Autos lösen sich ja nicht in Luft auf“, sagt Ilk. Fest steht, der Autoverkehr müsste für die Bahn aus dem Tunnel weichen, und für Ilk ist nicht absehbar, wohin. „Das müssen wir noch untersuchen“, sagt er. Eine Umleitung des Verkehrs auf die Solitudestraße komme nicht infrage. „Dieser Abschnitt ist ohnehin sehr stark belastet.“

Der Landrat hält dagegen. „Wir halten das nach kursorischer Schätzung für vertretbar“, sagt Haas über die Sperrung des Tunnels für Autos. Mit der Stadtbahn verbunden sei auch ein erwartbarer Rückgang des Individualverkehrs. Außerdem sei die Stadtbahn an der Leonberger Straße eine Chance, das dortige Quartier zu beleben.

Die Kostenverteilung ist unklar

Haas möchte aber klarstellen, dem Landkreis gehe es als Träger des Projekts ausschließlich um die Verlängerung der Stadtbahn. Wie Ludwigsburg seinen ÖPNV organisiert – dort sind Hochflurbahnen, Niederflurbahnen, E-Busse und auch eine Seilbahn in der Diskussion –, sei allein Aufgabe der Stadt.

Noch unklar ist auch die Verteilung der Kosten. Derzeit geht man von 200 Millionen Euro aus, wobei der Bund das Projekt im Idealfall zu 75 Prozent fördern würde. Blieben 50 Millionen für alle Beteiligten, also die Kommunen und den Landkreis.

Haas möchte für das „Jahrhundertprojekt“, wie er es nennt, jetzt aufs Gaspedal drücken, um die üppigen Fördergelder des Bundes noch abgreifen zu können: „Wir müssen in diesem Jahr den Antrag stellen, sonst wird er von anderen Bundesländern überzeichnet.“ Ludwigsburgs Baubürgermeister Michael Ilk muss jedoch bremsen: „Wir werden sicher noch bis zur Sommerpause brauchen für unsere Planungen.“