Noch fährt die Stadtbahn nur bis Remseck – nach dem Willen einiger Kommunen soll sich das bald ändern. Foto: factum/Archiv

Die Nachbar-Kommunen rund um Ludwigsburg wollen die Stadtbahn – und zwar nach SSB-Vorbild. Deshalb ärgern sie sich über die Buspläne in der Kreisstadt.

Kreis Ludwigsburg - Rudolf Kürner ist verstimmt. Dem Markgröninger Rathauschef hat gar nicht gefallen, was ihm jüngst bei einem Treffen mit den Amtskollegen aus Möglingen, Remseck, Kornwestheim und Ludwigsburg sowie dem Landrat Rainer Haas präsentiert wurde. Es ging um das neue Gutachten der Stadt Ludwigsburg zum öffentlichen Nahverkehr im Kreis, konkret um die Ludwigsburger Pläne für ein Schnellbussystem. Dieses könnte, so offenbar die Idee des Ludwigsburger Oberbürgermeisters Werner Spec, statt einer Stadtbahn installiert werden. Diese wird bislang vor allem von Landrat Rainer Haas und den Kommunen rund um die Kreisstadt forciert.

Doch der in dem Gutachten skizzierte Trassenverlauf des Bussystems, gerade in Markgröningen, stimmte ganz und gar nicht mit dem überein, wie sich die dortige Verwaltung ein neues Nahverkehrskonzept vorstellt. „Das würde keine Vorteile für Markgröningen bringen“, sagt Kürner. Generell ist er skeptisch, was die schnellen Busse angeht: „Das Konzept hat mich nicht überzeugt.“ Der Bürgermeister bemängelt vor allem, dass weder potenzielle Fahrgastzahlen noch umfassende Kostenschätzungen auf dem Tisch lägen. „So können wir das nicht mit der Stadtbahn vergleichen.“

Der Ärger über die Bus-Pläne wächst

Ähnlich, aber nicht ganz so drastisch formuliert es der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Die Schnellbusse könnten eine Ergänzung zur Stadtbahn sein, die geplante Schienenstrecke über Pattonville und Ludwigsburg nach Möglingen und Markgröningen aber nicht ersetzen. „Es geht um eine Regionalstadtbahn, nicht um eine Stadtbahn für Ludwigsburg.“

Auch Schönberger sieht entscheidende Nachteile bei den Bussen, vor allem in ökologischer Hinsicht. Während man die Gleise einer Stadtbahn begrünen könne, seien für das Schnellbussystem bis zu sechs Meter breite Asphaltpisten notwendig. In Remseck ist man daher klar für eine Bahn, und zwar nach SSB-Vorbild, so wie sie bislang zur Endhaltestelle im Stadtteil Neckargöningen verkehrt. Das hat der Betriebssausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend mit einem entsprechenden Beschluss untermauert.

Überhaupt scheint die Meinung unter Ludwigsburgs Nachbarn klar: Alle wollen die Stadtbahn – und keiner weiß so recht, was die Barockstadt will. Während die öffentlichen Appelle erst langsam deutlicher werden, ist hinter den Kulissen der Ärger längst groß. Gerade die Schnellbuspläne lösten Kopfschütteln aus. Dass die Befürworter der Schiene im Ludwigsburger Gemeinderat auch noch gespalten sind in der Frage, ob eine Bahn nach SSB-Vorbild oder eine Niederflurbahn sinnvoll ist, steigert das Unverständnis zusätzlich.

Die Beteiligten befürchten angesichts der ausufernden Diskussion, wichtige Fristen zu verpassen. Haas hatte stets betont, dass bis zu 80 Prozent der 150 bis 200 Millionen Euro, die eine Bahnstrecke kosten würde, gefördert werden könnten, sollten die Anträge rechtzeitig gestellt werden.

Klarer Favorit im Kreis: Eine Bahn nach SSB-Vorbild

Das ist auch Daniel Güthler, dem Baubürgermeister von Kornwestheim, wichtig. Er sehe „eine gewisse Gefahr für das Gesamtprojekt“, wenn jetzt noch zu lange über die Schnellbus-Variante diskutiert werde. Mehr als verwundert sei er gewesen, als bei der Präsentation des Schnellbus-Gutachtens die Linien und Trassenverläufe komplett am Siedlungsschwerpunkt Pattonville vorbeigegangen seien. „Man kann es sich nicht leisten, das Fahrgastpotenzial von 8000 Einwohnern links liegen zu lassen“, sagt Daniel Güthler.

Sollten Spec’ Schnellbuspläne nicht schon bald mit Argumenten tragfähiger gemacht werden, dann „müssten wir im Gemeinderat eine klare Empfehlung für die Stadtbahn geben“, sagt Güthler. Mehr Fragen als Antworten sieht auch Rebecca Schwaderer, Bürgermeisterin in Möglingen. „Das hat mich noch nicht überzeugt“, sagt sie. Für Möglingen sei eine Stadtbahn, am liebsten in der SSB-Hochflurvariante, klarer Favorit. Doch dafür brauche es letztlich viel Überzeugungsarbeit und den gegenseitigen Willen, aufeinander zuzugehen. „Wir können keine Stadtbahn von Markgröningen bis Möglingen bauen.“