In dem Gebäude soll möglicherweise ein Design-Hotel einziehen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Areal um das Rathaus herum soll an Attraktivität gewinnen: Die Stadt verkauft nun das sogenannte Europahaus, in dem bislang Büros unterkommen. Schon ab Mitte 2017 könnte der neue Eigentümer die Immobile zu einem Design-Hotel umwandeln.

Stuttgart - Das sogenannte Europahaus hinter dem Stuttgarter Rathaus wird bald keine Büros mehr beherbergen, vielleicht schon Mitte 2017 ein Designhotel sein.

Am Donnerstagabend hat der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung den Weg frei gemacht. Er beschloss den von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) eingefädelten Verkauf. Für das Gebäude (Postadresse: Nadlerstraße 4) kann die Stadt gut sechs Millionen Euro kassieren.

Geschäft war bis zuletzt umstritten

Das Geschäft ist zwar einträglich für die Stadt, war aber bis zuletzt umstritten. Es kommt zustande, weil neben dem bürgerlich-konservativen Lager die SPD zustimmte. Deren Fraktionsvize Hans H. Pfeifer, früherer City-Manager, habe dafür mächtig in der Fraktion geworben, heißt es im Rathaus. Am Ende gab es eine Mehrheit mit 31 zu 20 Stimmen. Ein Drittel des 60-köpfigen Gemeinderats – Grüne, SÖS/Linke plus und Stadtist Ralph Schertlen – stimmte dagegen.

Die Befürworter erwarten sich eine Belebung des Rathausviertels, das nicht in den Schatten anderer Quartiere geraten dürfe. Läden und Lokale könnten neue Kunden erhalten. Auf der anderen Seite gibt es seit Monaten Kritik daran, dass man vor dem Verkauf nicht näher über die Entwicklung des Quartiers nachdachte. Die Gegner des Verkaufs wollten abwarten, ob es auf dem angrenzenden Areal des Kauhof-Parkhauses Veränderungen gibt. Außerdem, so die Kritiker, hätte man den Verkauf ausschreiben sollen, statt das Gebäude gezielt zum Verkehrswert an den Interessenten zu vergeben. SÖS/Linke plus forderten auch eine Bürgerbeteiligung über die Nutzung.

Der Immobilienmakler Michael Bräutigam, der das Gebäude für eine Projektgesellschaft erwerben will, musste rund fünfeinhalb Monate länger auf den Bescheid warten als ursprünglich angenommen. „Das war ein demokratischer Prozess, das braucht eben seine Zeit“, sagt er dazu. Jetzt gehe die Arbeit erst richtig los. Umgehend will er mit dem Liegenschaftsamt über die Verlagerung von städtischen Büros und von Einrichtungen der europäischen Bildungsarbeit reden. Im vierten Quartal möchte Bräutigam den Bauantrag einreichen, möglichst noch im Frühjahr den Bau starten.

Das Gebäude wird ausgebeint und in ein Designhotel mit 80 bis 95 Zimmern und etwas Ladenflächen im Erdgeschoss umgewandelt. Die richtige Fassadengestaltung soll durch eine Mehrfachbeauftragung von Architekten ermittelt werden.