Die Klinik Stapf wird nach ihrer Schließung in Stuttgart keine neue Adresse mehr haben. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stadt stellt die Suche nach einer Ausweichmöglichkeit für die Abtreibungsklinik Stapf in Stuttgart ein. Laut Bürgermeister Werner Wölfle setze man auf eine Einrichtung in Ludwigsburg, die die Frauen aufnehmen könne. Außerdem stellt Wölfle klar, dass in Stuttgart kein Versorgungsengpass herrsche.

Stuttgart - Nach der Aufgabe der landesweit wohl größten Abtreibungsklinik in Stuttgart bemüht sich die Landeshauptstadt nicht weiter um ein neues Angebot. Stattdessen sollen die vorhandenen Einrichtungen den Bedarf decken, teilte Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart mit. Die Stadt setze dabei vor allem auf eine Einrichtung in Ludwigsburg, die ihr Angebot bereits ausgebaut habe.

Die landesweit wohl größte Abtreibungsklinik, die Klinik Stapf, hatte Anfang Februar nach mehr als 20 Jahren ihren Betrieb eingestellt. Pro Familia hatte einen Versorgungsengpass in der Region befürchtet. „Im Moment scheint es gut zu sein“, sagte Wölfle. „Wir stehen im Kontakt mit den Beratungsstellen, wenn sich wieder etwas tut, muss man schauen, was man tun kann und muss.“

Wölfle: In Stuttgart ist kein Versorgungsengpass zu erkennen

Auf Anfrage unserer Online-Redaktion stellte Wölfle unmissverständlich klar, dass die Stadt nach Gesprächen mit allen Beteiligten derzeit keinen Versorgungsengpass erkennen kann. "Auch aus Sicht der Ärzteschaft Stuttgart ist die Versorgung von Frauen, die einen ambulanten Schwangerschaftsabbruch anstreben, weiterhin gesichert", sagt der Verwaltungsbürgermeister, "die in Stuttgart und der Region Schwangerschaftsabbrüche durchführenden Praxen und Praxiskliniken haben versichert, dass kein Kapazitätsproblem besteht."

Sowohl nach der Beratungsregelung als auch bei medizinischer Indikation sei ein ambulanter Abbruch unter Narkose ohne Terminprobleme möglich. Die seit vielen Jahren in Ludwigsburg ansässige Schwerpunktpraxis genieße einen sehr guten Ruf und biete eine qualitativ hochwertige Betreuung. "Die betroffenen Frauen haben also weiterhin die freie Wahl", erklärt Wölfle. Außerdem stelle die Landeshauptstadt Stuttgart die Versorgung mit stationär durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen durch das Klinikum Stuttgart sicher.

In der Klinik Stapf wurden rund 2200 Abtreibungen pro Jahr vorgenommen

Klinikgründer Friedrich Stapf hatte monatelange auch mit Unterstützung der Stadt erfolglos nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Grund war, dass der Mietvertrag für die städtischen Räumlichkeiten auslief. Abtreibungsgegner protestierten damals gegen die Einrichtung und gingen Mitarbeiter der Stadt ebenso an wie einen potenziellen neuen Vermieter.

Nach eigenen Angaben waren in der Klinik Stapf pro Jahr rund 2200 Abtreibungen vorgenommen worden. Dies entsprach rund jedem fünften Schwangerschaftsabbruch im Land.