Die Festhalle Schmiden wird neue Unterkunft für Flüchtlinge. Foto: Eva Herschmann

Ein Aufschrei in der Bevölkerung hat zu einem Umdenken geführt. Statt der Turnhalle der Fröbelschule soll nun vorübergehend die Festhalle Schmiden mit Flüchtlingen belegt werden. Eine weitere Sporthalle ist in Aussicht.

Fellbach - In außergewöhnlichen Zeiten muss die Stadt zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, erklärte Günter Geyer, Fellbachs Erster Bürgermeister, in der Sitzung des Sozialausschusses am Dienstag. Der Landkreis hatte vor, die Turnhalle der kreiseigenen Fröbelschule in Schmiden als vorübergehende Notunterkunft zu nutzen. Doch dies sorgte für einen Aufschrei in der Bevölkerung. Die Verwaltung hat deshalb nach innerstädtischen Alternativen gesucht – und bietet dem Landkreis nun kurzfristig die Festhalle Schmiden als vorübergehende Bleibe für 50 bis 70 Flüchtlinge an.

Bernd Friedrich, der erste Landesbeamte des Rems-Murr-Kreises, ist über die Entwicklung froh. Die Turnhalle der Fröbelschule wäre eine Lösung gewesen, die sich niemand gewünscht hätte, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber es zeigt, wie groß die Not wirklich ist.“ Wöchentlich werden dem Kreis derzeit 200 neue Flüchtlinge zugewiesen. Auch deshalb kommt das Angebot der Stadt gerade recht, allerdings wird es wohl etwas dauern, bis aus der Festhalle eine Flüchtlingsunterkunft wird. „Wir versuchen gemeinsam, gute Lösungen hinzukriegen, wir sind aber alle in der gleichen ungewissen Situation“, sagt Friedrich. Es brauche kurzfristige Lösungen für die nächsten Wochen. „Wir wollen nichts länger belegen, als unbedingt notwendig.“ Wann die Flüchtlinge einziehen werden und wie lange sie bleiben, könne noch nicht endgültig abgeschätzt werden. Die Vorbereitungen sind angelaufen. „Eine Belegung der Turnhalle in der Fröbelschule kann damit zumindest bis Weihnachten abgewendet werden“ teilte die Kreisverwaltung mit.

Vier bis fünf Wochen, so lauteten die Angaben aus dem Landratsamt in Waiblingen, werde die Notunterkunft in Schmiden mindestens gebraucht, sagte Geyer. „In dieser Zeit ist die Halle zum Glück nicht so stark belegt.“ Gut zehn Termine seien im November und Dezember in der Festhalle vorgesehen gewesen, außerdem Vormittagsangebote des TSV Schmiden, erklärte Bernd Kauffmann, der Leiter des Amts für Bildung, Jugend, Familie und Sport auf Nachfrage. „Die Betroffenen, mit denen wir bisher gesprochen haben, zeigen Verständnis für die Notlage, und wir werden gemeinsam versuchen, Ausweichquartiere für sie zu finden.“

Als nächste Stufe könnte von Anfang Dezember an auch die Bewegungshalle des Jugendhauses als vorübergehende Bleibe für Flüchtlinge gebraucht werden, sagte Geyer. Davor sei sie mit dem Indoor-Rebstock-Festival und der Bunten Bühne belegt. „Das ist die Situation, vor der wir stehen; sie gefällt keinem von uns, aber wir müssen für ein Dach über dem Kopf und die Grundbedürfnisse des Lebens sorgen.“ Und die Systembauten, die auf dem Parkplatz P3 beim Max-Graser-Stadion und dem Schmidener Festplatz aufgestellt werden sollen, würden nicht vor Januar zur Verfügung stehen.

Die Vorgaben für Brandschutz seien in der Festhalle und im Jugendhaus erfüllt, sagte Geyer. Dennoch gefällt ihm der Gedanke nicht, die Bewegungshalle, in der „wichtige Arbeit für das Gemeinwesen“ geleistet wird, mit Flüchtlingen zu belegen. Auch Peter Hauser, der Leiter des Jugendhauses, ist über die Aussicht nicht glücklich. „Wir haben unsere Bedenken, sperren uns aber nicht, denn ein Nein würde nicht meinem Herzen entsprechen.“ Allerdings sei die Bewegungshalle ein wichtiger Bereich für die integrative pädagogische Arbeit des Jugendhauses, die auch Flüchtlinge umfasse. „Wir sind ein funktionierender Betrieb, und der würde durch eine Belegung der Halle eingeschränkt werden.“

Simone Lebherz (CDU) ist davon überzeugt ist, dass, sollte es zu einer Belegung mit Flüchtlingen kommen „das Jugendhaus das Beste daraus machen wird und die Zeit eine fruchtbare sein wird“. Erich Theile (CDU) meinte, dass es andere Objekte und Häuser gibt, die von der Stadt als Behelfsunterkünfte zur Verfügung gestellt werden könnten. „Die Festhalle Schmiden ist geeignet, aber auch die Alte Kelter steht fast immer leer. Wenn wir dort Dusch- und WC-Container aufbauen, wäre das eine gute Unterkunft.“ Wo solche Not herrsche, müsse auch dieses Gebäude in die Diskussion eingebracht werden. Für den FW/FD-Stadtrat Martin Tete ist die Bewegungshalle des Jugendhauses „unantastbar“, es könne nicht immer nur der Nachwuchs belastet werden, „denn das könnte zu Spannungen führen“. Sein Fraktionskollege Peter Treiber ist der Ansicht, dass Jugendarbeit nicht einfach eine Zeit lang ausgesetzt und dann wieder begonnen werden könne.