Schöne neue Digitalwelt: Experten gewährten dem Ludwigsburger Gemeindrat Einblicke in das Living Lab. Foto: Pascal Thiel

Die Stadtverwaltung schwärmt und der Gemeinderat ist stolz: Seit drei Jahren arbeiten Experten aus Wirtschaft und Forschung am Ludwigsburger Living-Lab-Projekt. Doch es gibt auch kritische Töne.

Ludwigsburg - Micro-Smart-City, Park & Pay, Cube 11 und Solar-Heat-Grid – in der Gemeinderatsitzung am Mittwoch bemühten sich Experten, den Stadträten zu erklären, was sich hinter diesen neudeutschen Begriffen verbirgt. Es handle sich um einzelne Projekte der Digitalisierungsinitiative Living-Lab, in der Experten aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung zusammenarbeiten, erläuterte der OB Werner Spec. In den Stolz über die Pioniertaten der Stadt Ludwigsburg mischten sich indes auch kritische Töne: Es gehe um Hochpolitisches, aber weder die Stadträte noch die Bürger seien in diesen Prozess eingebunden, hieß es etwa.

Schaufenster für intelligente Stadt

Die stets wiederkehrenden Schlagworte lauten Vernetzung, Dateninformation oder intelligente Stadt. Schon bald werde vieles davon „greifbar gemacht“ werden, versprach Constanze Heydkamp vom Fraunhofer-Institut. „In einer Art Schaufenster auf öffentlicher Fläche“ werde vorgeführt, welche Daten wo im Stadtraum abgerufen werden und wo sie zusammenfließen. Schon Anfang Juni könnten die Ludwigsburger auf dem Parkplatz an der Arsenalstraße die Parkgebühren per Handy bezahlen, sagte Heinz Handrack vom Referat Nachhaltige Stadtentwicklung. In einer drei bis sechs Monate dauernden Projektphase werde das Living-Lab-Team mit der Firma Park & Pay zusammenarbeiten. „Wir haben uns bewusst für ein Start-up-Unternehmen und keinen großen Wettbewerber entschieden“, sagte Handrack. So sei es möglich, wichtige Erfahrungen zu sammeln und sofort nachzubessern.

Achim Eckstein von der Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) erläuterte das Prinzip des Cube 11, einem Modulsystem, das ein Bauen in Serie gestatte. Die erste Idee gehe auf das Jahr 2015 zurück, als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Nichts Handgreifliches

Gerold Kohler von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) stellte das am Römerhügel geplante Solar-Heat-Grid-Projekt vor – eine Anlage mit einer Sonnenkollektorenfläche von 10 000 Quadratmeter. Das Projekt müsse bis 30. Mai 2020 fertig sein, sonst gibt es keine Zuschüsse. „Das wird sportlich“, sagte Kohler.

„Wir können schon stolz sein auf das, was sich da alles bewegt“, sagte CDU-Stadtrat Reinhold Noz. Allerdings vermisste er „etwas Handgreifliches“. Auch Daniel O’Sullivan (SPD) wünschte sich weitere Informationen. Und er fragte sich – ebenso wie Michael Vierling (Grüne) – wann die Bürger beteiligt werden. „Es geht um eminent politische Fragestellungen“, sagte Vierling, „aber wir als Stadträte sind nur Zaungäste.“ Am Ende müssten die Bürger entscheiden, was sie wollten. „Das Politische klären wir zu gegebener Zeit“, sagte Jochen Eisele (FDP). „Wir wären gern involviert“, sagte Gabriele Moersch (FW). „Aber es übersteigt unsere Möglichkeiten.“