Thomas Lawinky Foto: dpa

Der Regisseur Christoph Mehler hat eine Bühnenfassung von Anna-Katharina Hahns Roman „Am schwarzen Berg“ geschrieben, der in Stuttgart -Heslach spielt. Die Uraufführung ist an diesem Freitag um 20 Uhr in der Spielstätte Nord des Stuttgarter Staatsschauspiels.

Stuttgart - Wenn Thomas Lawinky erzählt, dass er eine Wohnung im Stuttgarter Stadtteil Heslach gefunden hat, klingt das bei ihm eher nach „Hässlach“. Auch wenn er inzwischen weiß, dass der Stuttgarter eher eine sanftere Aussprachevariante bevorzugt, hält er an seiner Version fest: „Das liegt an meinen Sachsen-Anhaltischen Wurzeln“.

Dass das Stück „Am schwarzen Berg“ von Anna Katharina Hahn, in dem Lawinky in Stuttgart erstmals in einer großen Rolle zu sehen ist, ebenfalls weitgehend in Heslach spielt, ist reiner Zufall. Das könnte aber Lawinky das Lesen des Romans erleichtert haben, denn Hahns Ortsbeschreibungen sind real leicht nachvollziehbar. Die Grundlage des Bühnenstücks ist dieser Roman. Regisseur Christoph Mehler, der das Stück inszeniert, hat eine Bühnenfassung daraus gemacht. Und mit Romanbearbeitungen kennt sich Lawinky aus. So weiß er: „Ein Roman kann nicht durchgehend auf der Bühne erzählt werden, im besten Fall zitiert. Und Hahns Roman ist filigran, minutiös, wohlfeil, ästhetisch bis ins kleinste Spinnennetz in einer Dachwohnung beschrieben.“

Seinem Regisseur bescheinigt er da einen guten Zugriff: „Er hat für diesen Stoff die Tür zum Theater geöffnet. Wir zeigen ein kinderloses Ehepaar, das im Sohn des Nachbarn fast schon das eigene Kind erkennt. Erzählt wird dies aus der Sicht nach dem Tod des Kindes“, so Lawinky. Zum Roman selbst hat er eine etwas distanziertere Haltung; „Er ist sprachlich extrem stilisiert“ und bescheinigt ihm eine lupenreine Beschreibung, was Sozialisation in Stuttgart betrifft.

Mehlers Konzept hat ihn von Anfang an überzeugt: „Er hat ein sehr archaisches Textverständnis, das er hier verstärkt angewendet hat, um eine bühnentaugliche Übersetzung zu finden. Da waren unsere Auffassungen von Anfang an deckungsgleich.“ Für Lokalkolorit sorgt Marietta Meguid, das langjährige Ensemblemitglied kann bestens schwäbisch. Lawinky spricht keinen Dialekt: „Mein ursprünglicher Dialekt ist mir während meiner Ausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg abhanden gekommen.“ Sich selbst sieht er eher als Reisender: „Ich bin seit 25 Jahren unterwegs, nicht nur für das Theater, sondern auch für Film und Fernsehen. Da kommt man viel rum.“ In Deutschland ist sein Hauptwohnsitz Berlin. Aber vielleicht ändert sich das künftig. Denn seit Beginn dieser Spielzeit ist er Ensemblemitglied am Stuttgarter Staatsschauspiel. Hier war er bislang aber nur als Astrow in „Onkel Wanja“ zu sehen. „Mein Vertrag sieht zwei Inszenierungen pro Spielzeit vor. Die sind auch schon für die nächste Saison gebucht“, so Lawinky. So bleibt ihm die Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen, als er im Februar 2006 während einer Aufführung einem Kritiker dessen Notizblock entriss. Und Zeit, Heslach und damit auch Stuttgart besser kennenzulernen. Denn noch ist sein Urteil eindeutig: „Beirut und Johannesburg sind aufregender als Heslach“.

Uraufführung an diesem Freitag um 20 Uhr in der Spielstätte Nord in Stuttgart