Daimler-Chef Dieter Zetsche Foto: dpa

Das Bündnis Leak-Leiharbeit hat bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Anzeige gegen Daimler-Chef Dieter Zetsche gestellt.

Stuttgart - Das Bündnis Leak-Leiharbeit hat bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Anzeige gegen Daimler-Chef Dieter Zetsche gestellt. Das geht aus Unterlagen hervor, die den Stuttgarter Nachrichten vorliegen. Der Vorwurf: illegale Arbeitnehmerüberlassung. Die Anzeige richtet sich neben Zetsche gegen Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm sowie gegen den Chef der Logistikfirma Preymesser, Michael Preymesser.

Eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft bestätigte unserer Zeitung den Eingang einer Strafanzeige. „Wir haben aber unabhängig von der Anzeige ein Beobachtungsverfahren eingeleitet“, sagte die Sprecherin. Anders als bei einem Ermittlungsverfahren dürfen dabei nur öffentlich zugängliche Quellen ausgewertet werden. Momentan bestünde kein Anfangsverdacht, der die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens begründen würde. „Der Sachverhalt ist nicht eindeutig.“ Wie lange das Beobachtungsverfahren andauert, sei nicht abzusehen.

Der Autobauer Daimler ist in die Kritik geraten, nachdem die ARD am Montag einen Beitrag ausgestrahlt hat, der die Arbeitsbedingungen bei dem Premiumhersteller Daimler an den Pranger stellt. Demnach hat ein SWR-Reporter während einer verdeckten Recherche Hand in Hand mit Stammbeschäftigten im Untertürkheimer Motorenwerk gearbeitet – mit 8,19 Euro die Stunde aber nur ein Bruchteil von ihnen verdient. Bei einem Monatslohn von etwa 1220 Euro brutto hatte der vierfache Familienvater zusätzlich Anspruch auf Hartz-IV-Aufstockung von 1550 Euro monatlich. Der Autobauer widerspricht dem Vorwurf der illegalen Arbeitnehmerüberlassung heftig.

Unterschrieben ist die Strafanzeige von Benjamin Frick. Er ist Initiator der Nürnberger Initiative Leak-Leiharbeit. „Ich bin selbst seit Jahren von Leiharbeit betroffen“, sagte er unserer Zeitung. Er habe sich zu der Anzeige entschlossen, weil zu viele Missstände in der Branche unter Verschluss bleiben würden: „Es ist schlimm, was hinter den Kulissen abläuft.“