Am Wilhelmsplatz kommt laut Tiefbauamt alle 75 Sekunden eine Bahn. Auch ohne Springlichter seien die Übergänge sicher, heißt es bei den SSB. Foto: Torsten Ströbele

Auch beim Tiefbauamt ist man darüber verärgert, dass die sogenannten Springlichter an Gleisübergängen in Bad Cannstatt seit Monaten nicht funktionieren. Eine Lösung ist in Arbeit.

Bad Cannstatt - Anlage außer Betrieb: Diese Worte liest man seit mehreren Monaten auf vielen orange-farbenen Plastikplanen in Bad Cannstatt – unter anderem am Wilhelmsplatz. Sogenannte Springlichter sind damit abgedeckt. Die Signalleuchten sollen eigentlich die Fußgänger an den Gleisübergängen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) vor den einfahrenden Zügen warnen. Seit Monaten tun sie das allerdings nicht mehr. Für viele Bad Cannstatter ist dieser Zustand unverständlich, teilweise sogar skandalös. Denn: Der Wilhelmsplatz ist nicht die einzige Stelle im Bezirk, an denen die Springlichter ihren Dienst derzeit nicht verrichten. Wie man bei den SSB zugibt, sind die Warnleuchten an insgesamt vier Standorten in Bad Cannstatt abgedeckt – auch an der Wilhelmsbrücke, König-Karls-Brücke und an der Rosensteinbrücke. „Das liegt allerdings nicht an mangelnder Wartung, sondern daran, dass all die Springlichter irgendeine Form von Störung haben“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Mehr könne man beim Tiefbauamt in Erfahrung bringen.

Wenn es um Springlichter geht, ist Wolfgang Hertkorn bei der städtischen Behörde der richtige Ansprechpartner. Und er zeigt für den Ärger der Bürger durchaus Verständnis: „Es ist schwer zu verstehen, warum die Anlagen so lange außer Betrieb sind.“ Vor allem im Fall des Wilhelmsplatzes sei es eine sehr komplexe, schier unendliche Geschichte. „Wir sind da schon ewig dran“, sagt Hertkorn. Man habe schon mehrere Versuche unternommen, die Software zu optimieren, sei allerdings bis heute immer wieder gescheitert. „Leider kommt es immer noch vor, dass eine Bahn kommt und das Licht aus bleibt. Es ist verzwickt“, betont Hertkorn. Das liege wohl daran, dass am Wilhelmsplatz durchschnittlich alle 75 Sekunden eine Bahn durchfahre. „Wir sind dran, das Problem gemeinsam mit den SSB und Ingenieuren zu lösen.“ In den meisten Fällen würden die Springlichter auch funktionieren, aber die Leute müssten sich eben zu 100 Prozent darauf verlassen können. „Wenn das nicht gewährleistet ist, müssen wir die Anlage zuhängen.“ Grundsätzlich seien die Warnleuchten allerdings nicht zwingend notwendig. „Sie sind in Stuttgart ein Zusatzangebot“, sagt Hertkorn. Und Birte Schaper ergänzt: „Die Bahn hat immer Vorrang vor dem Fußgänger. Somit sind alle Überwege verkehrssicher – auch ohne Schild und Springlichter.“ Dennoch gefalle es der Stadt natürlich nicht, wenn die Anlagen nicht funktionieren, betont Hertkorn.

An den Lösungen der Probleme arbeiten Tiefbauamt und Ingenieure

Das gelte selbstverständlich auch für die Warnleuchten an der Rosensteinbrücke, nahe des Hochbunkers. „Der Schleichverkehr in der Badstraße hat das Problem dort verschärft“, erklärt Hertkorn. Durch den Rückstau, der sich dort durch das unerwünschte, erhöhte Verkehrsaufkommen bilde, gebe es Probleme mit den Signalen. „Die Bahn kommt und das Signal geht an. Aber dann steht sie im Stau und kommt nicht schnell genug durch. Das Springlicht kann nicht ewig an bleiben, deshalb müssen wir es irgendwann zwangsweise ausschalten, sonst gerät alles in Stillstand“, sagt Hertkorn. Zudem komme auch noch der Bus ins Spiel, der auf demselben Signal und Gleiskörper fahre wie die Bahn. Allerdings würden sich die Wege der beiden Verkehrsmittel an der Kreuzung trennen. Der Bus biege ab, die Bahn fahre geradeaus. Eigentlich sollte auch an dieser Stelle nun das Springlicht vor dem ankommenden Gefährt warnen. „Aber das kann die Software derzeit noch nicht verarbeiten“, gibt Hertkorn zu. Das Ziel sei es nun, Bus und Bahn signaltechnisch zu trennen und einen eigenen Überweg für die Stadtbahn zu schaffen. „Da stehen wir aber noch am Anfang. Die Lösung ist auf den Weg gebracht, es wird allerdings noch einige Wochen dauern, bis das Problem gelöst ist“, bedauert Hertkorn.

Dasselbe Problem bestehe an der Wilhelmsbrücke, an der Haltestelle Rosensteinbrücke. Dort könne es aber früher einen Erfolg zu vermelden geben. Im Laufe des März sollen die Springlichter in Betrieb gehen.

An der König-Karls-Brücke sei der Stadtbahnverkehr mit der seit Herbst fahrenden U19 vehement gestiegen. „Früher ist da nur gelegentlich eine Bahn gefahren“, sagt Hertkorn. Es brauche an dieser Stelle eine neue Software. Die sei zwar fertig, aber die Firma, die sich mit der Umsetzung beschäftige, habe noch keine Zeit gefunden, die Arbeiten abzuschließen.

Grundsätzlich sei aber zu sagen, erklärt Birte Schaper, dass es derzeit zwar in Bad Cannstatt zu Ausfällen der Springlichter käme, aber vier Anlagen nur zwei Prozent aller Warnleuchten in Stuttgart darstelle.