Im Stadtbezirk Bad Cannstatt gibt es bereits eine Sprungbude. Foto: Annina Baur

Der Gemeinderat hat dem Konzept einer Sprungbude in der ehemaligen Tennis-Grand-Prix-Halle in Filderstadt-Plattenhardt zugestimmt. Es gibt seitens der Stadträte aber noch einige Bedenken.

Plattenhardt - Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat jüngst dem Konzept der Sprungbude aus Bad Cannstatt zugestimmt. Damit soll voraussichtlich im Sommer 2018 die Tennis-Grand-Prix-Halle in Plattenhardt zu einer hochmodernen Trampolinhalle umgebaut werden. Der Hintergrund: Im August 2016 ist nach 40 Jahren der Vertrag mit dem vorherigen Nutzer Dietrich Fischer ausgelaufen, und die Stadt wurde Eigentümer der Halle und des Grundstücks. In der Übergangszeit wurde die Halle von der Tennis-Jugend für das Training im Winter benutzt. Jetzt müssen die jungen Leute auf Musberg und Neuhausen ausweichen.

Grüne wollen Wohnbau im Weilerhau

Widerstand gegen das Projekt zeigte wie jüngst im Verwaltungsausschuss (wir berichteten) die Fraktion der Grünen: Sie plädierten für den Bau bezahlbarer Wohnungen im Weilerhau und lehnten eine Springbude geschlossen ab. Auch die Abrisskosten der Tennishalle, die Hochbauamtsleiter Klaus Heim auf 680 000 Euro schätzte, ließ sie nicht von ihrer Haltung abrücken. „Der Weilerhau ist für uns ein Platz, auf dem Wohnbau machbar wäre.“ Angesichts der Mehrheitsverhältnisse ergebe jedoch ein Antrag im Gremium dafür keinen Sinn.

Ein Freier Wähler revoltiert gegen den Verkehr

Richard Briem (Freie Wähler) lehnte das Projekt ebenfalls ab. Er sieht eine Konkurrenz zu den Vereinen und hat Bedenken, dass die Straßeninfrastruktur den zusätzlichen Verkehr, vor allem an Wochenenden nicht bewältigt: „Ich habe nichts gegen das Angebot einer Trampolinhalle in Filderstadt, aber der Standort ist meiner Meinung nach nicht optimal.“ Die Frage müsse erlaubt sein, ob es vertretbar sei, dass gerade an Wochenenden mehr als 1000 Fahrzeuge pro Tag durch das Wohngebiet in Plattenhardt fahren. Es werde besonders an Wochenenden ein großes Parkplatzproblem geben: „Wir haben keine S-Bahn und keine Seilbahn im Weilerhau.“ Wenn der Trampolinboom vorbei sei, dann müsse die Sprungbude eine andere Sportart anbieten, die mit den Angeboten der Vereine konkurriere.

Reduzierte Angebote für Schulklassen

Andere Stadträte forderten die Betreiber der Sprungbude auf, im Preis reduzierte Angebote für Filderstädter Schüler zu machen und die örtlichen Vereine einzubeziehen. Auf die Frage, ob die Verwaltung die Vereine rechtzeitig über eine andere Nutzung der Halle unterrichtet habe, antwortete der Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kaiser: „Wir waren in der Interimsphase mit den Vereinen im Kontakt und haben zu verstehen gegeben, dass die künftige Nutzung für Tennis sehr schwierig werden würde.“ Oberbürgermeister Christoph Traub ergänzte: „Die Verwaltung ist beauftragt worden, eine wirtschaftliche Lösung für die Nutzung der Halle zu finden, und die Sprungbude hat ein Konzept vorgelegt, das in keiner Weise geschönt ist.“

Ordnungsamt sieht keine Verkehrsprobleme

Auf die Bedenken, dass durch die Sprungbude die Straßen über Gebühr belastet würden, ging Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing ein: „Zusätzlicher Verkehr kann ohne Weiteres abgewickelt werden.“ Es gebe zwei Erschließungsstraßen in den Weilerhau: die Römerstraße, über die 80 Prozent des Verkehrs flössen, und die Schwalbenstraße, die 20 Prozent des Verkehrs aufnehme. Beide Straßen seien für das Doppelte des jetzigen Verkehrsaufkommens gerüstet. Wolfgang Kaiser vom Baurechtsamt verwies darauf, dass 100 Stellplätze zur Verfügung stünden.

Keine Hilfe für Tennisabteilung

Frank Schwemmle (SPD) befand: „Mit diesem Konzept gibt es weniger Zustrom als bei anderen Konzepten. Für die Jugendlichen im Tennisverein können wir leider nichts tun.“ Er glaube nicht, dass die Parkplätze nicht ausreichten. Es solle festgelegt werden, dass keine Disco in die Halle komme oder Feste und Events mit 1000 Leuten stattfänden, sollte der Trampolinsport in zehn Jahren nicht mehr gut laufen. Ulrich Steck von der Gemeinschaftsfraktion CDU/FDP sagte: „Es ist erfreulich, dass die Halle jetzt wieder für Sport genutzt wird.“ Trampolinspringen sei Trendsport. Es gebe aber nicht nur Freude, sondern Bedenken wegen des Verkehrs und des Parkens: „Das Ordnungsamt muss kontrollieren, damit dort alles in Ordnung ist.“

Aus der Sprungbude soll keine Disco werden

Wolfgang Kaiser beruhigte: „Eine Disco in der Halle wäre nicht genehmigungsfähig.“ Auch Martin Hesse, einer der Betreiber der Sprungbude, bekräftigte: „Wir denken nicht daran, hier eine Disco reinzumachen. Die hohe Halle ist ideal für unsere Zwecke.“ Hesse verwies darauf, dass maximal 300 Gäste zur selben Zeit springen könnten. Diese kämen meist zur dritt oder viert in einem Auto oder im Falle von Schulklassen in einem Bus: „ Wir brauchen sicherlich nicht mehr als 50 Parkplätze.“

Sprungbude will Vereine stärken

Die Sprungbude, sagte Martin Hesse weiter, werde für alle Parkplätze sorgen, die ihr vorgeschrieben werden. „Außerdem können wir sicher einen oder zwei unserer Mitarbeiter an Wochenenden dazu abstellen, unsere Gäste darauf hinzuweisen, nicht auf den Parkplätzen der Tennisspieler zu parken.“ Die Sprungbude Bad Cannstatt gebe starke Vergünstigungen und biete Angebote für Schulklassen. Bedenken, dass die Sprungbude die Vereine schädige, versuchte Hesse zu zerstreuen: „Man kann nicht Fußball spielen und Trampolinspringen. Wir wollen die Leute, die bei uns sind, in die Vereine bringen.“