An der Tankstelle müssen Verbraucher zu Ostern nicht mit einer Preisrallye rechnen . Foto: dpa

Früher waren die Preise an der Zapfsäule am Freitag am höchsten und am Montag am niedrigsten. Diese Muster haben sich inzwischen geändert.

Berlin - Es war lange ein ärgerliches Ritual: Jedes Mal, wenn sich besonders viele Deutsche ins Auto setzten – etwa weil die großen Schulferien begannen oder Ostern anstand – kletterten die Preise an den Tankstellen.

Damit ist offenbar jetzt Schluss. Autofahrer können davon ausgehen, dass die Spritpreisrallye zum diesjährigen Osterfest nicht stattfindet. Derzeit wird im Schnitt bundesweit für Super (E 5) 1,41 Euro bezahlt, für Diesel 1,19 Euro. Die Prognose ist: Daran wird sich wohl auch über die Feiertage nicht viel ändern.

Experten vom ADAC oder von „Clever Tanken“ haben beobachtet, dass sich die Preisgestaltung und Preisbildung an der Tankstelle ohnehin seit etwa 2011 verändert hat. Früher war der Freitag der teuerste und der Montag der günstigste Tanktag. Auch dieses Muster sei Geschichte.

Jetzt sieht es so aus: Inzwischen hüpfen die Preise viel schneller, klare Muster bilden sich nicht mehr zum Ferienbeginn oder an langen Wochenenden heraus, sondern sind im 24-Stunden-Verlauf erkennbar. Steffen Bock von Clever Tanken sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Punkt 20 Uhr steigen die Spritpreise, meist ist es Aral. Shell und die anderen ziehen nach.“ Über Nacht, wenn viele der 14 500 Tankstellen zu sind, bleibe das Preisniveau hoch. Morgens begönnen dann die Preise wieder zu bröckeln, in kleinen Preisschritten, bevor dann abends wieder mit einem großen Schritt von bis zu 14 Cent die nächste Runde nach oben eingeläutet wird. Klar ist, dass die Spritpreise in viel kürzeren Intervallen schwanken, abhängig von der Tageszeit, der speziellen Lage der Tankstelle und damit auch der Konkurrenzsituation vor Ort. Das Bundeskartellamt hat die Preispolitik beobachtet und zieht folgendes Fazit: „Die durchschnittliche Differenz zwischen dem Tageshöchst- und Tagesniedrigstpreis einer Tankstelle liegt in acht untersuchten Großstädten zwischen sieben und zehn Cent je Liter.“ Am höchsten seien die Ausschläge je Zapfsäule in Köln, Frankfurt und Stuttgart gewesen.

Es gibt Hinweise, dass die Spritpreiskontrolle über Handy und Internet, die die schwarz-gelbe Koalition aufgebaut hat, ein Wegbereiter für die Veränderungen bei der Preisbildung war. Bock verweist darauf, dass die volle Transparenz bei den Spritpreisen nicht nur zum Vorteil der Verbraucher ist. Auch die Mineralölkonzerne und Tankstellenpächter verfügten nun über wertvolles Wissen zur Preisgestaltung ihrer jeweiligen Konkurrenten: „Auffällig ist, dass die Branche es inzwischen viel besser heraus hat, wenn in der Mikrolage etwas zu holen ist.“ Pendlerströme würden genauer abgefangen, Tankstellen, die nur wenige Kilometer von Autobahnausfahrten entfernt liegen, hätten heute ein höheres Preisniveau als früher.Die Mineralölbranche gibt an, dass ihre Marge an der Zapfsäule sehr gering ist, im Schnitt ein Cent je Liter betrage.

Ein Großteil des Spritpreises geht an den Fiskus: Nach Informationen des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) beträgt der Steueranteil beim Preis für Benzin derzeit etwa 63 Prozent und bei Diesel 55 Prozent.

Grundsätzlich profitiert der Autofahrer seit Monaten von niedrigen Ölpreisen auf dem Weltmarkt. Richtig im Keller waren die Preise an der Zapfsäule Mitte Januar, als der Liter Benzin im Schnitt für 1,25 Euro zu haben war, der Liter Diesel für 1,10 Euro. Für ganz kurze Zeit und an sehr ausgewählten Tankstellen wurde der Liter Diesel im Januar sogar für 99 Cent verkauft.

Doch seitdem sind die Preise wieder merklich gestiegen. Zwei Effekte spielen hierbei eine Rolle. Der Euro schwächelt, und da an den Weltmärkten Öl in US-Dollar abgerechnet wird, verteuert dies den deutschen Sprit. Alexander von Gersdorff vom MWV: „Durch den deutlichen Wertverlust des Euro gegenüber dem Dollar ist der Ölimport seit Januar um fast zehn Prozent teurer geworden, obwohl das Öl in Dollar seither noch einmal drei Prozent billiger geworden ist.“

Hinzu kommen hohe Einkaufspreise für raffinierten Kraftstoff, also für Benzin, auf dem Weltmarkt. Gersdorff: „Gleichzeitig hat sich der Einkaufspreis für Benzin aufgrund einer weltweit hohen Nachfrage vom Ölpreis abgekoppelt und hat sich um 36 Prozent erhöht.“ Der Preis an der deutschen Zapfsäule sei seit Anfang Januar allerdings nur um 20 Prozent gestiegen. Gersdorff sagt: „Das bedeutet, dass die Tankstellen im harten Wettbewerb die höheren Einkaufspreise nicht voll an die Verbraucher weitergegeben haben.“